Mittlerweile ist es eine Woche her, seit der EV Zug mit einer Niederlage und einer 0:4-Demütigung vom HC Davos aus den Playoffs gekegelt wurde. Der HCD war dem EVZ in fast jeder Hinsicht überlegen und schaffte es mustergültig, den EV Zug und seine Starspieler zu kontrollieren. Dabei ist es nicht nur das Resultat an und für sich, welches stutzig macht – sondern die Art und Weise.
Die Zuger Spieler wirkten müde und energielos, zudem kam selten wirklich ein Aufbäumen. Dabei sollte man den Spielern zwar nicht den Willen absprechen, aber am Ende kam dann doch zu wenig. Die Fraktion der Schlüssel- und Nationalspieler um Topskorer Lino Martschini erreichte die nötige Betriebstemperatur nicht – gleiches gilt für die Imports. Wobei man da die während den Playoffs zurückgekehrten Jan Kovar, Mike Künzle, Dominik Schlumpf und Tobias Geisser von der Kritik ausnehmen sollte. Sie kehrten allesamt für Spiel 3 nach teils wochenlanger Pause zurück und wie fit sie wirklich waren, kann nur gemutmasst werden.
Welche Rolle das Verletzungspech spielte
Dass die Mannschaft schon während der ganzen Saison mit teils unglaublichem Verletzungspech zu kämpfen hatte, ist nichts neues. So fielen zum Playoffstart auch noch Captain Jan Kovar und sein Sturmkollege Mike Künzle aus – zusätzlich zu den bereits verletzten Lukas Bengtsson, Tobias Geisser, Dominik Schlumpf und Fabrice Herzog.
Dass keine Mannschaft so viele Ausfälle einfach so kompensieren kann, ist logisch und muss bei der Analyse berücksichtigt werden. Dennoch liess die Mannschaft, unabhängig von den Ausfällen, wichtige Komponenten wie unbändiger Einsatz, Kampfgeist und Wille vermissen. In Hinblick auf die Kaderzusammensetzung wurde durch den Bengtsson-Ausfall auch einmal mehr schonungslos aufgedeckt, wie gross das Gefälle in der Defensive ist. Niklas Hansson und Gabriel Carlsson konnten den Ausfall ihres Landsmannes zu keinem Zeitpunkt kompensieren.
Das unwürdige Ende für Dan Tangnes
Am schlimmsten an der ganzen Geschichte ist aber, dass diese Darbietungen auch das Ende der Zeit von Dan Tangnes als Headcoach beim EV Zug bedeuten. Der Norweger scheitert nach sieben Jahren in der Kolinstadt ausgerechnet zum Abschluss erstmals im Playoff-Viertelfinal – und wie! Das letzte Mal haben die Zentralschweizer im Frühling 2016 so deutlich den Halbfinal verpasst.
Die 0:4-Packung kaschiert nicht nur das Ende einer Erfolgsgeschichte, welche seinesgleichen sucht. Sie zerrstört auch endgültig die Illusion, dass der EVZ immer noch zu den absoluten Spitzenteams in dieser Liga gehört. Zur erweiterten Spitze ja, aber spätestens jetzt ist klar, dass dieser EV Zug mit den derzeitigen Dominatoren ZSC Lions und Lausanne HC nicht mithalten kann.
Welche Konsequenzen folgen nun?
Diese Frage beschäftigt die Fans und das Vereinsumfeld derzeit am meisten. Klar ist, dass sich an der Entscheidung für Michael Liniger als Tangnes-Nachfolger nichts ändern wird. CEO Patrick Lengwiler hat dem neuen Cheftrainer in seinem vor wenigen Tagen veröffentlichten Statement den Rücken gestärkt. Auch Sportchef Reto Kläy wird bleiben dürfen, ein Wechsel auf dieser Position scheint ausgeschlossen. Womit er die Chance hat, den Karren aus dem Dreck zu ziehen – wie 2016 auch schon.
Die Konsequenzen wird es wohl vorwiegend im Zuger Kader geben. Allen voran bei den Imports besteht dringender Handlungsbedarf. Lediglich Captain Jan Kovar, Verteidigungsminister Lukas Bengtsson und Allzweckwaffe Andreas Wingerli konnten den Erwartungen über die ganze Saison hinweg gerecht werden. Daniel Vozenilek fiel nach seinem Rekord im letzten Herbst in ein Leistungsloch und fand seine Form nie mehr wirklich. Zudem war der Tscheche mit seinen Aktionen und Scharmützeln auf dem Eis zunehmend ein Ärgernis und ein Dorn im Auge für viele Anhänger. Gabriel Carlsson konnte die in ihn gesetzten Erwartungen kaum erfüllen und Frederik Olofsson war wohl insofern ein Irrtum, als dass das Zuger Spiel einen anderen Spielertyp auf dieser Position benötigt hätte. Auf dem Eis brachte der Schwede als Zwei-Weg-Center allen voran defensiv das, was man von ihm erwarten konnte – offensiv kam jedoch zu wenig. Die Serie gegen den HC Davos hat einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig starke Importspieler in dieser ausgeglichenen Liga sein können.
Ob es auch beim Schweizer Personal zu Änderungen kommen wird, bleibt abzuwarten. Die sportliche Führung überraschte bereits im letzten Frühling – etwa mit dem Spielertausch Muggli/Eggenberger. Klar ist, dass in der Offensive noch Verstärkung gesucht wird. Die Abgänge von Attilio Biasca und insbesondere Dario Simion wurden bislang nicht kompensiert. Loris Wey und Robin Antenen rücken zwar in den Profikader, eine solche Rolle käme aber für beide Spieler zu früh.
Es droht ein unruhiger Frühling
Es dürfte auf jeden Fall ein unruhiger Frühling am Zugersee werden. Sportchef Reto Kläy steht vor einer grossen Herausforderung und muss die richtigen Schlüsse aus dieser missratenen Saison ziehen. Welche dies sein werden, bleibt abzuwarten. Gut möglich, dass schon bald erste Neuigkeiten an die Öffentlichkeit dringen werden. Aber nicht nur die sportliche Führung, auch die Vereinsführung um CEO Patrick Lengwiler steht in der Pflicht. Das bereits angesprochene Statement von Lengwiler weckt die Hoffnung, dass der Club alles daransetzen wird, um wieder auf die Siegerstrasse zurückzufinden. Zudem lässt es durchblicken, dass bereits erste Schlüsse gezogen und Fehler erkannt wurden. Es wird auf jeden Fall spannend zu sehen sein, welche Taten man den Worten folgen lassen wird.