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Bull-etin Zug

An diesem Wochenende erfolgt in und um die Bossard Arena mit dem "Eis Fäscht" der offizielle Startschuss für die neue Saison 2023/24. Bereits jetzt hält aber eine wichtige Personalfrage die sportliche Führung auf Trab, welche die Zukunft ab 2024 betrifft. Sowohl bei Leonardo Genoni (35) als auch bei seinem Stellvertreter Luca Hollenstein (23) läuft der Vertrag im kommenden Frühling aus. Noch ist unklar, wer ab der übernächsten Saison im Tor steht. Dabei steht und fällt alles mit der Zukunftsentscheidung des siebenfachen Meistergoalies.

Wie schnell doch die Zeit vergeht… tatsächlich geht Leonardo Genoni (35) bereits in sein fünftes und letztes Vertragsjahr. Sein Vertrag läuft im kommenden Frühling genauso aus wie jener seines Stellvertreters Luca Hollenstein (23). Entsprechend ist bei beiden Torhütern noch unklar, wie die langfristige Perspektive aussieht.

Macht Genoni weiter?

Bislang haben sich sowohl die beiden Torhüter als auch die Zuger Verantwortlichen nicht zur Zukunft geäussert. Noch bleibt aber auch genügend Zeit, diese Frage zu klären. Klar ist aber, dass bei der Planstelle im Zuger Tor allen voran die Entscheidung von Leonardo Genoni matchentscheidend ist. Verlängert der siebenfache Meistertorhüter seine Karriere nochmals um ein bis zwei Jahre, ist die Frage nach dem Stammtorhüter geklärt. Es scheint unrealistisch, dass sich Genoni mit der Rolle als Back-Up zufriedengeben würde. Dafür sind auch seine Leistungen (noch) zu gut. Im Moment deutet ohnehin wenig daraufhin, dass Genoni schon bald in den Ruhestand geht. Dass sein Ehrgeiz und seine Freude am Sport ungebrochen sind, bestätigte der 35-Jährige gegenüber dem "Blick" in einem Interview unmittelbar nach dem bitteren WM-Aus Ende Mai.

Dennoch birgt die aktuelle Situation ein gewisses Risiko. Denn auch wenn Genoni weitermacht, braucht es eine ebenso konkurrenzfähige Nummer Zwei, welche Genoni nicht nur ergänzen, sondern dereinst auch ersetzen kann. Die grosse Frage aus Zuger Sicht – unabhängig von der Entscheidung Genonis - ist daher: Traut man es Luca Hollenstein zu, dereinst ein NL-Stammtorhüter zu sein und damit Genoni zu beerben?

Luca Hollenstein wie einst Sandro Zurkirchen?

Zweifelsohne besitzt der 23-jährige Churer genügend Talent, um sich in der National League durchsetzen zu können. Das hat er in den letzten vier Jahren oftmals bewiesen. Dennoch konnte er gewisse Restzweifel nie vollständig ausräumen. Die teilweise fehlende Konstanz sowie Verletzungspech trugen da ihr übriges dazu bei. Für ihn steht in der neuen Saison nicht nur seine EVZ-Zukunft auf dem Spiel, sondern auch seine Chance auf einen Stammplatz in der National League. Mit starken Leistungen würde er gute Argumente für eine langfristige EVZ-Zukunft liefern.

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Wird Luca Hollenstein dereinst Leonardo Genoni beerben? 
Robert Hradil / RvS.Media

Ansonsten droht ihm möglicherweise ein ähnliches Szenario wie dem ehemaligen EVZ-Junior Sandro Zurkirchen (33), der aktuell beim EHC Kloten unter Vertrag steht. Der Schwyzer entwickelte sich ab 2008 hinter Lars Weibel und später dem Finnen Jussi Markkanen zu einem vielversprechenden Torhütertalent. Trotz starken Auftritten trauten ihm die Zuger Verantwortlichen den Posten als Nummer Eins im Zuger Kasten nicht zu, weshalb sie sich ab 2014 die Dienste von Tobias Stephan sicherten. Zurkirchen entschied sich für einen Umweg und wechselte 2013 zum HC Ambri-Piotta. Dort machte er mit starken Leistungen von sich reden. 2016 wurde er gar als dritter Torhüter für die Weltmeisterschaft nominiert und abgesehen von einem Jahr Swiss League konnte er sich in der National League etablieren.

Ein grosses Problem hat Hollenstein allerdings, welches Zurkirchen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr hatte: Ihm fehlt die so wichtige Erfahrung in K.O.-Spielen. Abgesehen von einem K.O.-Rundeneinsatz in der Champions Hockey League 2019/20 hat Hollenstein keine Erfahrung in wichtigen Spielen. In den Playoffs spielte er keine einzige Sekunde und in der letzten Saison, als der EVZ nur hauchdünn den CHL-Final verpasste, war Hollenstein verletzt. Und genau da liegt das Problem. Es gibt viele starke Torhüter, denen es nicht gelingt, in den entscheidenden Spielen eine Schippe draufzulegen und ihr Team zum Sieg zu hexen. Etwas, was man hinter vorgehaltener Hand auch Tobias Stephan immer wieder ankreidete. Luca Hollenstein ist da aus Zuger Sicht fast schon eine Art Blackbox, weil man nicht weiss, wie Hollenstein in der entscheidenden Phase der Meisterschaft unter grossem Druck agiert.

Genoni-Verlängerung denkbar, was macht Hollenstein? 

Genoni ist nach wie vor hochmotiviert und brennt für den Sport. Zudem performt er immer noch auf hohem Niveau, weshalb ein Rücktritt fast schon undenkbar erscheint – zumindest in der Aussenwahrnehmung. Gleiches gilt für einen Wechsel zu einem anderen Club. Aber die Argumente sprechen so oder so für eine Karrierefortsetzung in Zug. Mit Blick auf die Vergangenheit darf man sogar annehmen, dass seine Zukunft eher früh als spät geklärt wird. Schliesslich verkündete er sowohl seinen Wechsel vom HC Davos zum SC Bern als auch jenen vom SC Bern zum EV Zug bis zu einem Jahr im Voraus. Dem Familienvater ist es wichtig, seine Zukunft früh zu regeln. Ob das auch nun so ist? Gut denkbar, dass seine Zukunftsentscheidung bereits vor Saisonbeginn oder kurz danach kommuniziert wird.

Komplett offen ist die Situation bei Luca Hollenstein. Der gebürtige Churer kommt beim EV Zug trotz seines namhaften Konkurrenten regelmässig zum Einsatz. Es ist logisch, dass er dereinst gerne als Stammtorhüter in der National League tätig sein möchte. Entsprechend müsste Hollenstein aber bei einem Abgang zu einem Verein wechseln, bei dem er mehr Einsatzzeit erhalten würde als beim EV Zug unter Dan Tangnes. Und genau dies erweist sich als schwierige Ausgangslage. In Ambri, Bern, Biel, Kloten, Lugano und Zürich stehen mittlerweile Imports im Tor, bei Genf (Descloux und Mayer) und Davos (Aeschlimann) stehen Nationalspieler im Tor und in Fribourg und Rapperswil gibt es eine klare Nummer Eins, welche mehr Eiszeit erhält als Genoni es tut. Übrig bleiben Ajoie, Langnau und Lausanne, wobei bei Ajoie (Wolf) und Lausanne (Hughes, Punnenovs) gestandene NL-Torhüter langfristig unter Vertrag stehen. Allerdings sei an dieser Stelle auch erwähnt, dass viele Torhüterverträge 2024 auslaufen, allen voran in der zweiten Reihe. Eine gewisse Rotation ist daher nicht unwahrscheinlich.

Aber gerade aufgrund dieser Argumente ist es auch bei Hollenstein denkbar, dass der Vertrag verlängert wird. Gerade für den Fall, dass Hollenstein in der neuen Saison seine Ambitionen als neue Zuger Nummer Eins unterstreichen kann. Für den 23-Jährigen ist es auf jeden Fall eine eminent wichtige Saison – eine «make-or-break»-Saison in Bezug auf seine Nummer-Eins-Ambitionen.

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