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Bull-etin Zug

Die Saison 2022/23 ist für den EV Zug am Osterwochenende im Halbfinal gegen den späteren Schweizer Meister Genève-Servette HC zu Ende gegangen. Mit einem gewissen Abstand ist es an der Zeit, beim EV Zug die Saison rekapitulieren zu lassen und zu analysieren. Dabei lohnt es sich auch, auf die Performance der einzelnen Spieler einzugehen. Heute werden die Leistungen der beiden Verteidiger analysiert. Dabei konnten allen voran Tobias Geisser und Nico Gross positiv überraschen. 

KEYSTONE/Urs Flueeler

Bewertungsgrundlage

Berücksichtigt wurden die Statistiken sowie die Leistung auf dem Eis, gemessen an ihrem Potenzial, der Erwartungshaltung und verglichen mit den Leistungen aus den Vorjahren. Auch Advanced Stats von NL Ice Data wurden für die Analyse herbeigezogen. Die Statistiken stammen von Eliteprospects.com.  

Die Verteidiger standen allen voran in der Qualifikation im Zentrum der Kritik. Zu oft wurden die beiden Torhüter Leonardo Genoni und Luca Hollenstein im Stich gelassen. In der Verteidigung mussten die Zuger aber während der Saison die meisten Ausfälle kompensieren: Niklas Hansson (Knie, ca. 3 Monate), Nico Gross (mehrfacher Kieferbruch, 2 Monate), Dominik Schlumpf (Unterkörperverletzung, ca. 5 Wochen) und Livio Stadler (Handverletzung, vorzeitiges Saisonende Mitte Februar) fielen zwischenzeitlich jeweils für mehrere Wochen aus oder mussten - im Fall von Stadler - die Saison gar vorzeitig beenden. 

#5 Christian Djoos (28)

Qualifikation:    52 Spiele, 9 Tore, 27 Assists = 36 Skorerpunkte / +3-Bilanz
Playoffs:             11 Spiele, 0 Tore, 3 Assists = 3 Skorerpunkte / -1-Bilanz

In der Qualifikation war der schwedische Spielmacher eine der wenigen Konstanten im Team von Dan Tangnes. Mehrmals rettete der 28-Jährige mit seinen Toren und Vorlagen das Team vor einer Niederlage. In den Playoffs war Djoos allerdings nur ein Schatten seiner selbst. Insbesondere im Halbfinal gegen Genf fiel Djoos mehr durch Fehler und Unsicherheiten als durch gefährliche Offensiv-Aktionen auf. Sein Fehler in der Verlängerung von Spiel 4 ebnete den Genfer den Weg zum 3. Sieg und war rückblickend der Genickschlag für die Zuger. Sein schwacher Playoff-Auftritt kaschiert leider etwas die starken Leistungen, welche der Schwede zuvor gezeigt hat.
Qualifikation: Note 5.5 / Playoffs: 4.0 => 4.75

#14 Livio Stadler (25)

Qualifikation:    45 Spiele, 0 Tore, 1 Assist = 1 Skorerpunkt / -9-Bilanz
Playoffs:             -

Was für Schlumpf gilt, stimmt auch für Livio Stadler. Der 25-Jährige erlebte eine Saison zum Vergessen. Nur ein Skorerpunkt in 45 Spielen ist ein statistischer Tiefpunkt für Stadler, der seit 2018 fester Bestandteil des Zuger Abwehrverbundes ist. Hinzu kommt seine -9-Bilanz. Vor zwei Jahren verbuchte er noch 22 Skorerpunkte (inkl. Playoffs), zuletzt war er in der Hierarchie nur noch 7. Verteidiger. Eine Handverletzung (Handbruch?) beendete seine Saison Mitte Februar frühzeitig. Stadler hatte unter Tangnes zuletzt einen schweren Stand, ob sich dies in der kommenden Saison ändern wird?
Qualifikation: Note 3.5 / Playoffs: - => 3.5

#18 Dominik Schlumpf (32)

Qualifikation:    40 Spiele, 0 Tore, 4 Assists = 4 Skorerpunkte / -8-Bilanz
Playoffs:             8 Spiele, 0 Tore, 2 Assists = 2 Skorerpunkte / +1-Bilanz

Eine ganz schwierige Saison für den Verteidiger, der schon seit 2014 für die Zuger spielt. Letzte Saison erreichte er mit 18 Skorerpunkten (inkl. Playoffs) noch eine neue Bestmarke, in dieser Saison war es mit sechs Skorerpunkten eine Enttäuschung. Wie die Plus-/Minus-Bilanz schon andeutet, stand er ähnlich wie Kreis zu oft bei Gegentoren auf dem Eis. Hinzu kamen ungewohnt viele individuelle Fehler. Ausgerechnet im Qualifikations-Endspurt fiel er verletzt aus und kehrte erst in Spiel 4 der Viertelfinal-Serie zurück. Seine Rückkehr sorgte für etwas mehr Stabilität, aber auch er konnte das Halbfinal-Out nicht verhindern.
Qualifikation: Note 4.0 / Playoffs: Note 4.5 => 4.25

#19 Niklas Hansson (28)

Qualifikation:    23 Spiele, 3 Tore, 9 Assists = 12 Skorerpunkte / +1-Bilanz
Playoffs:             10 Spiele, 0 Tore, 2 Assists = 2 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Eine Saison zum Vergessen für die Zuger Nummer 19, welche gezeichnet war von seiner schweren Knieverletzung. Sein starkes Comeback kurz vor den Playoffs liess aufhorchen, doch mit zunehmender Dauer der Playoffs konnte er die fehlende Spielpraxis nicht mehr kaschieren. In der Qualifikation war er solide, in den Playoffs blieb er sowohl defensiv als auch offensiv unauffällig. Der 28-Jährige wird sich in der kommenden Saison – sofern er das gesamte Sommertraining beschwerdefrei absolvieren kann – wieder von seiner stärkeren Seite zeigen. Seine Abwesenheit von fast drei Monaten machte sich schmerzlich bemerkbar.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: Note 4.0 => 4.25

2022 23 Hansson

Ein Symbolbild aus der Meistersaison 2021/22. Der EVZ braucht in der kommenden Saison wieder einen Niklas Hansson in Topform. 
PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

 #23 Rémi Vogel (21)

Qualifikation:    15 Spiele, 0 Tore, 1 Assist = 1 Skorerpunkt / +4-Bilanz
Playoffs:             11 Spiele, 1 Tor, 0 Assists = 1 Skorerpunkt / +1-Bilanz

Der 21-Jährige mit französischen Wurzeln begann die Saison als Nummer 10 in der Hierarchie. Dank vielen Ausfällen sowie der Wüthrich-Leihe kam er dennoch zu einigen Einsätzen und war in den Playoffs dank des Ausfalls von Stadler gesetzt. In der Qualifikation tat er sich zu Beginn – auch aufgrund von wenig Eiszeit – schwer. Die zwischenzeitliche Leihe in die Swiss League zum HC La Chaux-de-Fonds hat ihm gutgetan, auch mitunter dank dieser Spielpraxis konnte er sich gegen Saisonende im direkten Duell mit Arno Nussbaumer durchsetzen. Seine Fortschritte wurden mit seinem Premieren-Treffer im letzten Playoff-Spiel gegen Genf belohnt. Sein Vertrag wurde kürzlich um ein weiteres Jahr verlängert. 
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: 4.5 => 4.5

#42 Tobias Geisser (24)

Qualifikation:    52 Spiele, 8 Tore, 14 Assists = 22 Skorerpunkte / +14-Bilanz
Playoffs:             11 Spiele, 1 Tor, 3 Assists = 4 Skorerpunkte / +4-Bilanz

Der 24-jährige Rückkehrer startete verhalten in sein zweites EVZ-Abenteuer. Er steigerte sich zwar kontinuierlich, liess aber manchmal die Konstanz etwas vermissen. Seine +14-Bilanz war gemeinsam mit Brian O’Neill die beste des gesamten Teams. In der Playoff-Serie gegen die Lakers spielte er stark auf, gegen Genf blieb er hingegen wieder blass. Verbesserungspotenzial hat der Nationalspieler allen voran im physischen Spiel. Über die ganze Saison gesehen war er aber einer der wenigen Lichtblicke im Team. 
Qualifikation: Note 5.0 / Playoffs: 4.5 => 4.75

2022 23 Geisser 1

Tobias Geisser gehörte in der abgelaufenen Saison zu den positiven Überraschungen. 
KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

#44 Samuel Kreis (29)

Qualifikation:    51 Spiele, 2 Tore, 15 Assists = 17 Skorerpunkte / +0-Bilanz
Playoffs:             11 Spiele, 0 Tore, 2 Assists = 2 Skorerpunkte / -4-Bilanz

Auch in seiner zweiten und letzten Saison beim EV Zug wurde man den Eindruck nicht los, dass sich der gebürtige Berner unter Wert verkauft hat. Auf jeden Fall bleibt der Eindruck haften, dass Kreis die Erwartungen nie vollkommen erfüllen konnte. In der Qualifikation fiel er defensiv immer wieder mit Unsicherheiten und Fehlern auf. So wackelig er manchmal defensiv wirkte, so solide war sein offensiver Output, welcher im Übrigen in Zug ähnlich gut war wie in Biel. Seine Plus-Minus-Bilanz sowie die Advanced Stats bestätigen aber den Verdacht, dass Kreis zu oft bei Gegentoren auf dem Eis stand. Zu oft fehlte die Konstanz in seinem Spiel und trotz der zeitweisen Abwesenheit von Niklas Hansson oder Dominik Schlumpf konnte er nur bedingt dazu beitragen, deren Ausfälle aufzufangen.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: 4.0 => 4.25

#53 Adam Almquist (32)

Qualifikation:    17 Spiele, 2 Tore, 9 Assists = 11 Skorerpunkte / +0-Bilanz
Playoffs:             1 Spiel, 0 Tore, 0 Assists = 0 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Der 32-jährige Verteidiger wechselte Ende Dezember 2022 als Ersatz für den verletzten Niklas Hansson zum EV Zug. Almquist konnte in der Offensive viele Akzente setzen und überraschte mit seinem Offensiv-Output. Defensiv schaffte er es nicht, mit seiner Routine die Verteidigung nachhaltig zu stabilisieren. Schlussendlich war es ein solides Gastspiel, aber nicht mehr und nicht weniger. Spielte nach dem Hansson-Comeback Ende Februar sportlich keine Rolle mehr.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: nicht bewertbar => 4.5 

#66 Nico Gross (23)

Qualifikation:    40 Spiele, 1 Tor, 4 Assists = 5 Skorerpunkte / -6-Bilanz
Playoffs:             9 Spiele, 1 Tor, 0 Assists = 1 Skorerpunkt / +3-Bilanz

Nico Gross gehört zu den Gewinnern dieser Saison. Die Saison begann er als 7. Verteidiger mit wenig Eiszeit, nach seinem mehrfachen Kieferbruch kehrte er zu Jahresbeginn zurück und spielte stark auf. Dank seinen konstanten Leistungen setzte ihn der Coaching Staff in der entscheidenden Meisterschaftsphase im Top-Defense-Pairing neben Christian Djoos ein. Auch in den Playoffs überzeugte er mehrheitlich mit guten und soliden Leistungen. Mit seiner körperbetonten Spielweise ist er wertvoll in der Defensive, aber der 23-Jährige besitzt auch am Stock einige Qualitäten. Neben Tobias Geisser das grosse Versprechen für die langfristige Zukunft. Sein erstes Nati-Aufgebot im vergangenen Februar – welches er aufgrund einer Blessur nicht wahrnehmen konnte – ist ein weiterer Beweis dafür. Sportchef Reto Kläy täte gut daran, seinen 2024 auslaufenden Vertrag bald zu verlängern. 
Qualifikation: Note 5.0 / Playoffs: 4.5 => 4.75

 #93 Arno Nussbaumer (20)

Qualifikation:    23 Spiele, 0 Tore, 1 Assist = 1 Skorerpunkt / +5-Bilanz
Playoffs:             6 Spiele, 0 Tore, 0 Assist = 0 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Der 20-Jährige kam in der Qualifikation aufgrund der Verletzungen sowie längeren Ausfällen von Nico Gross, Niklas Hansson, Dominik Schlumpf und Livio Stadler zu vielen Einsätzen. Er hinterliess einen soliden und guten Eindruck. In den Playoffs musste er dann aber hinter Rémi Vogel anstehen. Während Nussbaumer in fünf Spielen überzählig war und einmal gar als Stürmer aushelfen musste, stand Vogel in jedem Spiel im Line-Up und erhielt deutlich mehr Eiszeit als Nussbaumer. Ob und wie viel Eiszeit Nussbaumer im kommenden Jahr erhält, wird sich zeigen. So oder so wird Nussbaumer auch in der kommenden Saison in der Hierarchie die Nummer 8 oder 9 sein.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: kaum bewertbar, da wenig Eiszeit => 4.5

Bengtsson/Riva für Djoos/Kreis

In der Verteidigung kommt es beim EVZ im Hinblick auf die kommende Saison zu zwei personellen Änderungen: Lukas Bengtsson (29, kommt von den Växjö Lakers) und Elia Riva (25, kommt vom HC Lugano) ersetzen Christian Djoos (wechselt zum Lausanne HC) und Samuel Kreis (wechselt zum SC Bern). Dadurch dürften sich die Defense-Pairings in der neuen Saison neu zusammensetzen. Den Club ebenfalls verlassen haben Dario Wüthrich (23) und Leandro Hausheer (20). Wüthrich spielte in der vergangen Saison leihweise für den HC Ambri-Piotta sowie den EHC Visp und kam für den EVZ nicht zum Einsatz. Auf die kommende Saison wechselt er fest zum HCAP. Hausheer wechselt mit einem Zweijahresvertrag zum HC Lugano, wo er sowohl für die U20 als auch die 1. Mannschaft zum Einsatz kommen soll. Hausheer bestritt in der abgelaufenen Saison drei Spiele für den EVZ. 

Vertragstechnisch wird Sportchef Reto Kläy in der kommenden Saison weniger Arbeit haben als in der abgelaufenen Saison. Vom Stammpersonal besitzt nur Nico Gross einen auslaufenden Vertrag. Gross machte in der abgelaufenen Saison insbesondere nach seiner schweren Kieferverletzung gute Fortschritte und hat bewiesen, dass er eine wichtige Rolle spielen kann. Auch deshalb würde Kläy gut daran tun, seine Zukunft rasch zu klären. Auch die beiden Youngster Rémi Vogel und Arno Nussbaumer besitzen einen auslaufenden Vertrag. Da die beiden Eigengewächse aber wohl erneut nur bei Ausfällen zum Zug kommen werden, dürfte sich ihre Zukunft erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Saison klären. 

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