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NHL Observer

In der NHL gibt es kein Sommerloch. Die Drafts und deren Nachwirkungen, spannende Transfergerüchte und Clubwechsel populärer Spieler bringen Schlagzeilen. Aber auch die einen oder anderen kleineren und grösseren Skandale fehlen nicht.

Früher wie auch heuer stehen sich immer wieder hochtalentierte NHL-Profis selbst im Wege, indem sie sich sportlich wie auch privat wiederholt Eskapaden leisten. Manche gehören sogar zu Wiederholungstätern wie im Fall Alex Galchenyuk.

Alex Galchenyuk ist wahrlich nicht der erste NHL-Profi, der mit den Justizbehörden Probleme bekam: Auch Patrick Kane und einige andere wurden von der Polizei wegen Gewaltexzessen oder Randalierens vorgeladen. Andere mussten aufgrund von schweren Anschuldigungen wie häusliche Gewalt in Gewahrsam genommen werden (zum Beispiel Slawa Voinow und Austin Watso​n). Den meisten haben diese Eskapaden karrieretechnisch geschadet (Ausnahme Patrick Kane). Wie jetzt auch Alex Galchenyuk.

Vom Hoffnungs- zum Problemspieler

Der US-Amerikaner mit russischen Wurzeln war einst bei den Montréal Canadiens auf dem Wege ein Superstar zu werden. „Chucky“, wie er liebevoll genannt wurde, wurde als Nummer 3 2012 von den „Habs“ gedraftet und gehörte zusammen mit „Gally“ (Brendan Gallagher) zu den Publikumslieblingen und hatte auch beim Trainerstab viel Kredit. In den Jahren 2015 bis 2018 sprach man sogar bei beiden von einer „Hockey Bromance“. Aber nur bei Brendan Gallagher verlief die Karriere in der Folge linear. Bei „Chucky“, der eigentlich eine begnadete Schusstechnik besitzt, begann 2019 eine Odyssee mit mehr sportlichen Tiefen als Höhen. In den letzten vier Saisons wechselte er – einschliesslich der Rückstufungen in die AHL – neun Mal das Team (bei sieben Clubs).

Warum aber lief die einst so verheissungsvolle NHL-Karriere Galchenyuks so aus dem Ruder? Für viele in Montreal ist dies nicht ganz so überraschend. Hatte „Chucky“ doch schon zu seinen sportlich besten Zeiten bei den „Habs“ die eine oder andere schräge Eskapade geboten - auch privater Natur. Aus gut unterrichteten Kreisen weiss man, dass da oft genug schon über die Stränge geschlagen wurde. Sein Freundeskreis habe dies wohl auch begünstigt, wurde in Montreal dann und wann hinter vorgehaltener Hand kolportiert. Und wie heuer auch, kam es manchmal auch zu unerfreulichen Konfrontationen. Auch mit dem einen oder anderen Trainer lief es nicht immer rund. Besonders mit Michel Therrien gab es Beef. Therrien war ein Coach, der es hasste, wenn man nicht mannschaftsdienlich spielte und im Training oder in Ernstkämpfen nicht immer ans Limit ging. Und so hielt er sich auch nicht zurück, den kleinen Star dann und wann auch zu „benchen“, was Galchenyuk provozierte. Ausserdem sollte „Chucky“ in den Augen seines Coaches ein Top-Center werden, was aber misslang. Der Grund: Ungenügende Defensivarbeit.

Galchenyuk ist kein Einzelfall

Nun ist aber Alex Galchenyuk nicht der einzige Hochtalentierte, der in den letzten Jahren seine Karriere gewissermassen verschenkte. Man erinnert sich ja noch an Evander Kane, der sich bis vor zwei Jahren jahrelang verrückte Eskapaden auf sportlicher und vor allem privater Ebene leistete und sogar in die Schuldenfalle geriet. Er kann aber seine Karriere noch immer sportlich krönen, wenn nicht noch einmal etwas Dummes passiert. Auch kennt man einige Geschichten der Gebrüder Andrei und Sergej Kostitsyn.

Weitere, die ihrer Karriere mit Eskapaden geschadet haben - sei es mit Alkoholexzessen, Rauschgiftgenuss oder privaten Exzessen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Devin Setoguchi, Mike Ribeiro, Rich Clune, Marek Svatos, Derek Boogard und Mike Richards um nur jene zu nennen, die in den letzten 20 bis 25 Jahren in der NHL aktiv waren.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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