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NHL Observer

Einige Schwellenteams, deren Saison 2024 ohne Playoff-Beteiligung endete, machen sich diese Saison berechtigte Hoffnungen, diesmal dieses Ziel zu erreichen. Meist stellt sich rund um Weihnachten und Neujahr heraus, ob diese Hoffnung noch lebt oder das Rennen um die Playoffs bereits verloren scheint. Es gibt nur wenige Beispiele, an welchen die Ausnahmen die Regel bestätigen und wo das Feld von hinten aufgerollt wurde.

Nach einem schlechten Saisonstart im Oktober und November sich wieder ins Playoff-Rennen zu kämpfen ist ein schwieriges Unterfangen und gelingt eher selten. Besonders schwierig ist es für die Schwellenteams. Also für jene Mannschaften, die am Ende der 82 Partien der Qualifikationsrunde um jeden Punkt hecheln für die Playoff-Teilnahme. Es gab einige Beispiele: Die St. Louis Blues schafften es 2019 vom letzten Platz (!) an Neujahr noch in die Playoffs und holten sich sogar den Stanley Cup. Die Edmonton Oilers erlebten einen katastrophalen Saisonstart 2023 und haben dennoch 2024 fast den Stanley Cup gewonnen. Legendär ist die Aufholjagd der Montréal Canadiens 2002. Die „Habs“ rollten - mit der Rückkehr aus einer Krebserkrankung ihres Captains Saku Koivu kurz vor Saisonende - das Feld auf und schafften die Playoff-Qualifikation. Und in der ersten Runde setzten sie sich auch noch gegen die damals als grosse Favoriten gehandelten Boston Bruins (mit Joe Thornton) durch. 

Und wie steht es aktuell um jene Mannschaften, die eine Rückkehr in die Playoffs als Saisonziel ausgegeben haben? Wir haben sechs Teams herausgesucht, die in dieser Saison sportlich eigentlich einen grossen Schritt nach vorne vollziehen sollten, aber nun auf unterschiedlichen Saisonstarts zurückschauen. Bewusst ausgeklammert wurden Teams wie die New Jersey Devils oder Detroit Red Wings, die 2024 die Playoffs knapp verfehlten, aber aufgrund des Kaders und der Erwartungen in dieser Saison zu den klaren Playoff-Anwärtern gehören. 

Buffalo Sabres und Ottawa Senators: Milestone ist der 7. März

Die Sabres warten seit 2011 – also 14 Saisons - auf eine Playoff-Teilnahme. Die letzte siegreiche Playoff-Runde liegt sogar bald 18 Jahre zurück. Der Frust sitzt mittlerweile tief in Buffalo, aber bereits letzte Spielzeit zeigten sie, dass sie ihrem Ziel immer etwas näherkommen. Die Playoff-Qualifikation wurde um sieben Punkte verpasst. Das waren in den Jahren zuvor deutlich grössere Rückstände. Der Saisonstart 2024 verlief aber holprig mit drei Startniederlagen in den ersten vier Partien (zwei davon in Prag gegen die New Jersey Devils), aber die Sabres hatten in den letzten fünf Partien einen Zwischenspurt eingelegt und sind nunmehr nahe dran an den Wildcard-Plätzen beim Playoff-Rennen. Schon 2023 sind sie stark gestartet, aber eine etwas längere Resultatkrise vor Weihnachten und im Januar hatte sie aus dem Dunstkreis der Playoff-Anwärter spediert. 

Bei den Ottawa Senators ist deutlich zu spüren, dass die Mannschaft deutlich ausbalancierter wirkt als noch in der letzten Saison. Besonders in der Defensive inklusive der Goalieposition ist man stabiler und leistungskonstanter. 

Tendenz: Beide Teams könnten, sollten sie ihren Rhythmus und ihre Konstanz halten, am 7. März an der Mid Season Trade Deadline im erweiterten Kreis der Playoff-Anwärter sein. 

Montréal Canadiens und Utah Hockey Club: Devise heisst „nicht abreissen lassen“

Guter Saisonstart im Oktober, holprige Fortsetzung im November. Das hatten die Montréal Canadiens und Utah Hockey Club – formerly known as Arizona Coyotes – gemeinsam. Beide starteten furios in die Saison. Utah mit einem tollen Saisoneröffnungssieg in ihrem neuen Domizil in Salt Lake City und die „Habs“ mit einem spektakulären 1:0-Shutout-Heimsieg gegen den ewigen Rivalen aus Toronto. Nach einem sportlich ansprechenden Oktober wurde es dann in den ersten Novemberwochen komplizierter. Dabei hatten die Canadiens berechtigte Hoffnungen, dass in dieser Saison ein neuer Schritt in Richtung Comeback als Playoff-Team gelingen würde. Auch dank der Entwicklung von künftigen Stars wie Kayden Guhle und vor allem Rookie Lane Hutson. Auch Cole Caufield hat seinen Scoring Touch wiedererlangt. Aber: Die Verletzungshexe hat in Montréal erneut zugeschlagen: Mit Patrik Laine fiel ein designierter Topskorer aus und einige  Leistungsträger – im Speziellen Kirby Dach - performten unter den Erwartungen. 

Beim Utah Hockey Club zeigt die Tendenz nach starken Saisonstart nach unten mit nur drei Siegen aus den letzten zehn Partien. Die Rechnung ist einfach: Es braucht voraussichtlich 91 oder 92 Punkte, um in die Playoffs zu ziehen. Also müssen in den restlichen rund 60 Partien rund 40 Siege her. Kein leichtes Unterfangen für ein Schwellenteam. 

Tendenz: Beide Teams müssen dem aktuellen Trend trotzen und in den nächsten Wochen bis Weihnachten fleissig punkten, sonst stirbt die Playoff-Hoffnung nicht zuletzt schon vor der Trade Deadline Anfang März. 

Minnesota Wild und Calgary Flames

Dass diese beiden Teams sich derzeit so souverän auf Playoff-Kurs befinden, war nicht zu erwarten. Was beide Teams gemeinsam haben: Einen ausgeglichenen Kader und eine taktisch gute Einstellung. Besonders Minnesota zeigt sich bei ihrem statistisch besten Saisonstart der Vereinsgeschichte defensiv diszipliniert und ist schwer zu bespielen. Die Wild sind ein Topteam bei den Gegentoren und ebenso statistisch weit vorne bei den „expected goals against“ (2,07) – dies jeweils bei 5-gegen-5 (Stand der Auswertung nach 12 Spielen). Die Flames glänzen ebenfalls mit Unberechenbarkeit und haben mit Connor Zary (23) und Matt Coronato (21) zwei Spieler im Kader, die einen grossen Leistungssprung vollzogen. Zur Topleistung gefunden haben auch zwei etablierte Cracks, die letzte Saison der Form hinterherliefen: Jonathan Huberdeau und Anthony Mantha. Leider hat sich Letzterer so schwer verletzt, dass er für den Rest der Saison ausfällt. Interessant ist die Produktivität der Defensive – allen voran dank Rasmus Andersson. 

Tendenz: Minnesota könnte an der Mid Season Trade Deadline im erweiterten Kreis der Playoff-Anwärter sein, bei Calgary geht es darum, keine zu grossen Leistungsschwankungen zuzulassen, um die Playoff-Chance zu wahren. 

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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