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NHL Observer

In der Music City werden seit einigen Wochen neue Töne gespuckt: Mit der Rückkehr von Barry Trotz an die alte Wirkungsstätte wurde kompromisslos am Kader geschraubt. Nashville soll wieder „Smashville“ werden. Was bedeutet dies für Roman Josi?

Die neue sportliche, aber auch clubkulturelle Ausrichtung bei den Predators ist klar und deutlich ersichtlich anhand der letzten Kadermutationen: Nur wenige haben einen Sonderstatus – einer davon ist natürlich Roman Josi. Und willkommen im Team sind nur noch jene, welche die Vorstellungen einer Clubidentität von General Manager Barry Trotz verkörpern.

Sein Vorgänger David Poile hat als General Manager der Nashville Predators seit dem Eintritt der „Preds“ in die NHL 1998/99 Grosses geleistet. Lange Zeit war der Vollstrecker seiner erfolgreichen Kaderstrategien ebendieser Barry Trotz als Cheftrainer. Nun ist der Weggefährte von einst der neue GM und dieser will die alte Kultur bei den „Preds“ wieder beleben. Zu dieser Clubidentität gehören nach wie vor einige der Routiniers wie Captain Roman Josi als zentraler Führungsspieler, Neuzuzug Ryan O'Reilly, Altmeister Ryan McDonagh, aber auch Luke Schenn, Tyson Barrie, Juuse Saros und Filip Forsberg sowie verdiente Rollenspieler wie Cody Glass, Colton Sissons oder auch Dante Fabbro. Für Roman Josi bedeutet diese neue Strategie, dass noch etwas mehr Verantwortung auf seinen Schultern liegen und er die Führungsrolle, die er bereits seit einigen Jahren ja besetzt, noch akzentuierter ausfüllen muss. So wie einst Shea Weber dies tat. Der Vergleich ist nicht weit hergeholt, denn beide sind keine Lautsprecher in der Kabine, sondern überzeugten immer als Vorbilder mit ihrer Arbeitsethik und den Leistungen auf dem Eis sowie als Club-Botschafter.

Keinen Platz für „Starlets“ und Trittbrettfahrer

Andere mit Starstatus wurden indessen aussortiert. Unter anderem Spieler wie Ryan Johansen und vor allem der zuverlässige Skorer Matt Duchene. Dieser wurde sogar durch einen Buyout freigestellt und heuerte danach bei den Dallas Stars an. Damit wurden deutliche Zeichen gesetzt. Diese wurden dann noch eindeutiger unterstützt mit der Verpflichtung von Ryan O'Reilly mittels einem lukrativem Vierjahresvertrag. Dieser Führungsspieler und Top-Defensivstürmer steht seit mehr als einem Jahrzehnt sinnbildlich für jene Werte, die Barry Trotz wichtig sind. Deutlicher kann man die Strategie der neuen Kultur von Barry Trotz nicht umsetzen.

Können die „Preds“ bereits diese Saison alle überraschen?

Dass der einst mit prominenten Stars besetzte Kader nunmehr auf dem Papier weniger stark erscheint sei eine Momentaufnahme. Dies macht Barry Trotz in vielen seiner Interviews deutlich. Denn nebst einigen routinierten Führungspersönlichkeiten und arrivierten Spielern, die in dieser Saison noch einmal zulegen könnten (Gustav Nyquist, Denis Gurianov, Yakov Trenin, Cole Smith, Alexandre Carrier) sind da auch sehr starke Nachwuchsspieler, die bereits in dieser Saison viel Wirkung erzeugen könnten.

Von den jüngeren Spielern werden Juuso Parssinen, Philip Tomasino sowie Jeremy Lauzon einen Entwicklungsschub machen. Von den ganz Jungen ist zum Beispiel Luke Evangelista (21) ein sehr interessanter Akteur. Er hat letzte Saison schon 15 Punkte (sieben Tore, acht Assists) in 24 Spielen erzielt, nachdem er im Februar aus Milwaukee aus der American Hockey League in die NHL berufen wurde. Oder Joakim Kemell (19), der in seiner ersten Profisaison in Nordamerika in der AHL für Milwaukee 13 Punkte (sechs Tore, sieben Assists) in 14 Spielen in der Regular Season sammelte sowie 10 Punkte (acht Tore, zwei Assists) in 14 Playoff-Spielen. Kemell war Nashvilles Erstrunden-Wahl 2022 (Nr. 17 overall). Und auch Egor Afanasyev (22) ist zu beachten. Dieser erzielte in der vergangenen Saison ein Tor in 17 Spielen für die Predators (in den letzten beiden Saisons in Milwaukee 59 Punkte in 131 Spielen).

Nashville hat letzte Saison vor Ablauf der NHL-Trade-Deadline auch schon Stürmer wie Nino Niederreiter, Mikael Granlund, Tanner Jeannot und den Verteidiger Mattias Ekholm ziehen lassen. Luke Evangelista, Cody Glass, Juuso Parssinen und Tommy Novak müssen die Lücke schliessen. Barry Trotz bekräftigte seinen Plan an einer Pressekonferenz im Juli: „Ich wollte die Kultur ein wenig verändern. Nicht, dass die Kultur schlecht war, sie musste nur ein wenig angepasst werden. Ich wollte unseren jungen Leuten die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln.“

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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