Der 1945 in Montreal geborene Bernard Marcel “Bernie“ Parent wurde bereits in jungen Jahren als grosse Entdeckung gefeiert. Bei den Niagara Falls Flyers empfiehl er sich für die NHL, wo er ab 1965 für die Boston Bruins spielte. Doch erst mit den Philadelphia Flyers sollte Parent seine wahre Bestimmung finden und seine Blütezeit – insbesondere in den Saisons 1973/74 und 1974/75, als Parent gewissermassen Ikonenstatus erreichte. Zwei Stanley Cups, zwei Mal die Vezina Trophy, zwei Mal wurde er als wertvollster Spieler der Playoffs mit der Conn Smythe Trophy ausgezeichnet. Mit insgesamt 30 Shutouts in der regulären Saison (GAA 2.00) und in den Playoffs in diesen beiden Jahren schrieb er Goalie-Geschichte.
Der ruhende Pol bei den “Broad Street Bullies“
Bernie Parent war der Schlüssel zu den beiden einzigen Stanley-Cup-Triumphen Philadelphias. Die Flyers waren das erste Expansion-Team der Second-Six-Generation (nach 1967), das den Cup gewinnen konnte. Seitdem standen sie zwar mehrfach wieder im Finale (zuletzt 2009/10 gegen die Chicago Blackhawks), aber Champions wurden sie seitdem nie wieder.
Mit seinem Tod verliert die NHL eine Legende, deren Name untrennbar mit den “Broad Street Bullies“ verbunden ist, das in den 1970er-Jahren die Liga mit kompromisslosem Körpereinsatz aufmischte. Aber er verkörperte eigentlich das Gegenteil. Die Saisons 1973/74 und 1974/75 machten ihn unsterblich. Die Flyers konnten sich die vielen Strafen leisten, weil sie wussten: Hinten steht Parent – er wird die Big Saves machen. Seine Sternstunde schlug 1974 in der Stanley-Cup-Finalserie gegen die Boston Bruins. Die Bruins waren favorisiert - ein Team gespickt mit Superstars wie Phil Esposito und Bobby Orr. Philadelphia gewann in sechs Spielen – der erste Cup-Triumph einer Expansion-Franchise überhaupt. Parent wurde mit der Conn Smythe Trophy ausgezeichnet, eine Ehre, die er 1975 bei der Titelverteidigung gegen Buffalo prompt wiederholte. Damit reiht er sich in eine exklusive Liste von Torhütern ein, die zwei Jahre in Folge zum wertvollsten Spieler der Playoffs gekürt wurden.
Während Bobby Clarke als Kapitän den unbändigen Kampfgeist verkörperte und Dave Schultz als Enforcer einschüchterte, war Parent der ruhige Pol. Er strahlte Gelassenheit aus, auch wenn es vor seinem Tor loderte. Für die Fans wurde er zum Helden, für die Mitspieler zur Lebensversicherung. “Nur Gott rettet mehr“ hiess es in Philadelphia, was Parent zur lokalen Ikone machte. Seine Karriere endete 1979 abrupt nach einer schweren Augenverletzung – ein Schlägerteil traf ihn ins rechte Auge, die Sicht war dauerhaft beeinträchtigt. Nach 608 NHL-Partien, 271 Siegen, 54 Shutouts, zwei Vezina Trophys, zwei Auszeichnungen mit der Conn Smythe Trophy und natürlich zwei Stanley-Cup-Erfolgen. Die Flyers zogen seine Rückennummer 1 unter das Hallendach, 1984 folgte die Aufnahme in die Hockey Hall of Fame.
Everybody's Darling und Ikone der Blueshirts
Auch mit Edward “Eddie“ Giacomin ist eine Torhüter-Legende vor einigen Wochen verstorben. Giacomin war mehr als ein Torwart: Nicht nur seine Leistungen, sondern auch seine Persönlichkeit machte ihn zu einer Ikone. Aber auch sein Lebenslauf war ziemlich ungewöhnlich.
Geboren am 6. Juni 1939 in Sudbury/Ontario, erlitt Giacomin schwere Brandverletzungen in seiner Jugend, die seine Karriere fast frühzeitig beendeten. Doch er kämpfte sich zurück – mit Entschlossenheit, Ausdauer und mit jener Hingabe, die später sein Markenzeichen werden sollte.
Seine NHL-Karriere startete 1965 bei den New York Rangers. Giacomin war bekannt für sein Stellungsspiel, aber auch für sein ausgeprägtes Gefühl, das Spiel zu lesen. Er war einer der ersten NHL-Keeper, die sich auch ausserhalb des Slots am Spiel beteiligten. Und, was später immer wichtiger wurde im Goaltending: Er konnte als einer der ersten Goalies auch mit dem Puck gut umgehen und gute Pässe spielen. Das veränderte das damalige Spiel der New York Rangers grundlegend.
Die Blueshirts-Identifikationsfigur der 60er-Jahre
In der Saison 1967/68 führte er die Rangers mit einer Reihe von Shutouts in die Playoffs; in den Folgejahren war er mehrfach im All-Star-Team der Liga und Teil der First- oder Second-All-Star Mannschaft. 1971 teilte er sich mit Gilles Villemure die Vezina Trophy.
Für die Rangers war Eddie Giacomin eine Identifikationsfigur. Als er einmal auf die Waiver-Liste gesetzt wurde, war der Aufschrei bei den Fans gross. Ein Moment steht exemplarisch für Giacomins Bindung zu den Rangers-Fans und seinen Spirit: Im November 1975, nachdem er zu den Detroit Red Wings getradet worden war, kam er mit seinem neuen Team in den Madison Square Garden. Die Rangers-Fans erhoben sich, riefen seinen Namen, bei jedem Gegentor pfiffen sie die eigene Mannschaft aus. Dieses Spiel wurde vielfach als einer der emotional stärksten Momente in der MSG-Historie angesehen. “Für einen Abend war er grösser als die Rangers“ wurde in den Gazetten getitelt.
Giacomin spielte noch ohne Maske - in einer Ära, in der Schutz minimal war. Dennoch spielte er mutig mit Präsenz und Emotion. Und er war stets nahbar. Sein Einfluss zeigt sich auch darin, dass sein Trikot mit der Nummer 1 von den Rangers niemals wieder vergeben wurde. 1987 wurde er in die Hockey Hall of Fame aufgenommen.
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