Chantal Machabée (59) hat eine Traumkarriere erlebt, aber eine neue auch noch vor sich: Sie ist seit fast 40 Jahren Medienprofi und ist seit Januar 2022 die Medienchefin und Vizepräsidentin Kommunikation des Unternehmens Montréal Canadiens. Ihre Aufgabe im NHL-Haifischbecken - ausgerechnet in Montréal – ist anforderungsreich. Und sie gehört nun auch zu jenen Frauen, die sich in der NHL immer mehr als Führungspersönlichkeiten etablieren. Und das auf den verschiedensten Positionen, wo auch strategische Entscheidungen getroffen werden und nicht nur das umgesetzt wird, was andere beschlossen haben.
Auch sie musste sich die Akzeptanz erarbeiten
„Dass jetzt immer mehr Frauen in verantwortungsvolle Positionen innerhalb der NHL und den Führungsetagen der NHL-Clubs kommen, war überfällig. Auch ich musste mir die Akzeptanz erarbeiten. Zum Glück ist es heuer nicht mehr so wie damals, als ich mit dem Sportjournalismus anfing. Damals musste ich immer beweisen, dass ich als Frau genauso gut Bescheid wusste wie meine männlichen Mitarbeiter“, sagt Chantal Machabée. Sie wurde als junges Mädchen vom „Habs“-Virus angesteckt und hatte schnell nur ein Ziel: sich als Sportjournalistin durchzusetzen. „Ich bewunderte Guy Lafleur und war in der Familie die Einzige, die sich für Eishockey begeisterte“, sagt sie. Nach Jahrzehnten im tagtäglichen Journalistenjob hat sie 2022 ein neues berufliches Ziel erreicht – bei ihrem Herzensclub. „Ich musste als Berufsfrau in einem mentalen und auch physisch herausfordernden Beruf bestehen, aber auch als Mutter funktionieren. Das war nicht immer einfach. Jetzt bei den Montréal Canadiens einen verantwortungsvollen Posten zu bekleiden, macht mich stolz.“
Enorme Verantwortung als Medienchefin im Mega-Markt Montréal
Der Job als Medienchefin und Kommunikationsverantwortliche in Montréal bedeutet, dass man eine hohe Verantwortung trägt. Die Medienaufmerksamkeit ist noch höher einzustufen, als jene, die der FC Bayern München oder Real Madrid geniessen. Chantal Machabée wurde kurz nach der Pandemiezeit auf diesen Posten berufen. Sie war jahrzehntelang als Reporterin der ersten Stunde beim Sportsender RDS nahe dran am Club und kennt alle, die sich in dessen Umfeld bewegen. „Das hat mir einen Vorteil verschafft. Aber nun kommen sehr viel mehr Bereiche hinzu, die zu managen sind. Gut, dass ich ein so gutes und grosses Team um mich habe. Sie unterstützen mich, denn ich lerne jeden Tag noch mehr dazu“, sagt Machabée. Sie arbeitet eng zusammen mit allen Verantwortlichen, die sich für ihren Bereich interessieren oder eine Schnittstelle haben. Und das sind keine geringeren als Jeff Gorton, Kent Hughes und auch Chefcoach Martin St. Louis. Mit allen dreien ist sie im Dauerkontakt.
Hohe Erwartungshaltung
Die Erwartungshaltung ist hoch. Und noch immer, so Chantal Machabée, sei man als Frau besonders gefordert in dieser Männerdomäne. Die Aufmerksamkeit habe sich aber auch verlagert und man beurteile sie immer mehr als Berufsmensch in einer Führungsposition und nicht als weibliche Führungsperson. Dass beispielsweise beim SC Bern das Projekt Sportchefin Florence Schelling nicht gelang, sei keine Katastrophe: „Ich kenne Florence gut. Sie ist sehr kompetent, war wohl nicht in der richtigen Rolle, hat aber auch hier wieder Türen geöffnet. Die nächste Frau, die sich in einer solchen Rolle versucht, wird von den Erfahrungen profitieren.“