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NHL Observer

Patrik Laine zu den Montreal Canadiens: Die Reaktion auf diesen Transfercoup von Montréal-GM Kent Hughes war in der Hockeymetropole zwar nicht von allen Seiten mit Begeisterung begleitet worden. Aber bei einem ist man sich unter Fachleuten und Fans einig: Dieser Zuzug eines de facto sehr talentierten Goalgetters wird bei den „Habs“ eine neue Dynamik auslösen.

Die Canadiens de Montréal sind bekanntlich in einem Rebuilding-Prozess. Die ersten Resultate hat man besonders in der letzten Saison dank einer guten Gesamtleistung auch ohne Playoff-Qualifikation zur Kenntnis nehmen können. Man vertraut in der Offensive auf einen starken Kern mit noch jungen Leistungsträgern (Suzuki, Caufield, Slafkovsky, Dach, Roy und andere) und in der Defensive auf eine gute Balance mit NHL-Haudegen und Veteranen wie Matheson und Savard sowie jungen aufstrebenden Spielern mit Starpotenzial (Guhle, Hutson, Xhekaj, Barron). So war es nicht verwunderlich, dass die Canadiens ganz offen waren für eine Verstärkung mit einem etwas erfahrenen NHL-Spieler, der auch Torgefahr ausstrahlt und im Powerplay aus der Halbdistanz mittels Onetimer den Puck in die Maschen dreschen kann. So soll auch Cole Caufield in dieser Rolle entlastet werden und das Team in den Überzahlsituationen unberechenbarer werden. Ausserdem: Bei den „Habs“ hat in der jüngeren Vergangenheit das Verletzungspech zugeschlagen – meist bei wichtigen Akteuren. Es war auch angemessen, eine noch etwas grössere Kadertiefe in der Offensive zu forcieren.

Bewusst ein Risiko eingegangen

Mit Patrik Laine kommt nun aber kein einfacher Kandidat in den Hexenkessel von Montréal. Und er ist auch teuer: Laine hat noch zwei Saisons in seinem Vierjahresvertrag über 34,8 Millionen Dollar (durchschnittlicher Jahreswert 8,7 Millionen Dollar), den er am 22. Juli 2022 unterzeichnet hatte. Nach zwei sehr durchwachsenen und von Verletzungen und mentalen Herausforderungen geplagten Saisons bat der 26-Jährige bei den Blue Jackets um einen Trade. Columbus-GM Don Waddell bestätigte denn auch, dass er Laine und seinem Agenten die Erlaubnis gegeben habe, mit Teams über mögliche Transfers zu sprechen. Nun fand man einen Weg: Die Blue Jackets gaben den Canadiens beim Trade einen Zweitrunden-Pick für den NHL-Draft 2026 on top und erhielten dafür den talentierten Verteidiger Jordan Harris. In den letzten beiden Saisons hat Laine also die Erwartungen gar nicht erfüllt. Er erzielte in der letzten Saison in 18 Spielen neun Punkte (sechs Tore, drei Assists) und absolvierte sein letztes Spiel für die Blue Jackets am 14. Dezember, danach fiel er wegen eines Schlüsselbeinbruchs aus. Zudem begann er am 28. Januar mit der Behandlung durch das NHL/NHLPA Player Assistance Program. Am 26. Juli wurde er aus dem Programm entlassen.

Laine hat eine neue Chance verdient

Aber der Finne machte in den Gesprächen mit Kent Hughes und Cheftrainer Martin St. Louis glaubwürdig, dass er aus den letzten beiden Saisons sehr viel gelernt habe und sich als Mensch und Eishockeyprofi weiterentwickelt hat. „Ich habe mich mental gut erholt und fühle mich top motiviert. In einem Markt wie Montréal zu spielen toppt sogar meine Erfahrungen aus Winnipeg. In Kanada oder in einem Umfeld, das Eishockey lebt Eishockeyprofi zu sein ist das Grösste. Was will man mehr?“, sagte Laine in einer Online-Pressekonferenz mit RDS. Und er setzte auch einen obendrauf: „Ich will nicht tiefstapeln. Ich möchte wieder ein 40+ und allenfalls auch ein 50-Tore-Spieler werden. Und das gleich in dieser Saison.“ Montréal-GM Kent Hughes: „Laine ist sehr transparent und ehrlich mit seinen Problemen umgegangen. Wenn er wieder auf seine Normalform kommt, ist er ein grosser Gewinn für das Team.“ Und die „Habs“ konnten auch auf das Urteil von Pascal Vincent, Cheftrainer des AHL-Farmteams Rocket de Laval, vertrauen. Dieser kennt Patrik Laine nämlich sehr gut, war er doch Laines Assistenzcoach in Winnipeg 2016 und später auch in Columbus sowie 2023/24 auch sein Chefcoach bei den Blue Jackets.

Wieder ein Goalgetter werden

Laine ist also trotz aller Bedenken einiges zuzumuten, denn schliesslich wurde er von den Winnipeg Jets als Pick-Nummer-2 im NHL-Draft 2016 ausgewählt und begann seine NHL-Karriere mit vier aufeinanderfolgenden Spielzeiten mit mindestens 28 Toren, darunter 44 für die Jets in der Saison 2017/18. Der 26-Jährige hat 388 Punkte (204 Tore, 184 Assists) in 480 Spielen mit den Blue Jackets und Jets und 16 Punkte (acht Tore, acht Assists) in 24 Playoff-Spielen gesammelt. Bei den Blue Jackets erreichte er in 174 Spielen 138 Punkte (64 Tore, 74 Assists).

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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