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The Checking Line

Der EHC Basel ist in der MySports League wie ein Fremdkörper: Die Mannschaft ist auf allen Positionen – inklusive Cheftrainer und Assistenten - besetzt wie eine Swiss-League-Mannschaft. Strukturell und bezüglich Infrastruktur ebenfalls. Aber in den letzten beiden Saisons war ein sportlicher Aufstieg aufgrund der Covid-Pandemie nicht realisierbar. Nun aber könnte sich eine Hintertüre öffnen, die dem EHC Basel endlich den Weg in die Swiss League ebnen würde.

Aufmerksame Leserinnen und Leser wissen: EHC-Basel-Sportchef Olivier Schäublin hat immer wieder betont, dass es für den Club aufgrund des ganzen strukturellen Setups keine Alternative gibt zum Aufstieg in die Swiss League. In der MySports League wäre man kaum mehr noch rentabel unterwegs – auch wegen der Aufrechterhaltung der Elite-Juniorenmannschaften, deren Führung und Betreuung einen dicken Budgetposten ausmacht. So gilt nur ein Ziel: So schnell wie nur möglich aufsteigen! Am besten auf dem sportlichen Wege. Olivier Schäublin: „Die Vision Swiss League wurde zu einem Projekt und ist nun ganz einfach alternativlos geworden.“

Nun könnte dieses Ziel auch am grünen Tisch erreicht werden. Dafür, dass sich in der Swiss League viele (einige heimlich, andere ganz offen) hinter den Kulissen für ein Nachrücken des EHC Basel einsetzen, gibt es einige Gründe: Der EHC Basel würde eine Fan-Community und Aufmerksamkeit in eine Liga bringen, die bereits mit einigen Clubs ausgedünnt ist, welche wenig Begeisterung zu erzielen vermögen. Basel würde bei Duellen gegen den EHC Olten oder gegen den SC Langenthal einen weiteren Derbycharakter erzeugen und die Hallen würden sich wieder mehr füllen. Der EHC Basel wäre auch bezüglich Vermarktung der Liga eine Bereicherung und ein neuer Impulsgeber. Und der EHC Basel könnte den professionellen Betrieb der Juniorenabteilungen weiterhin gewährleisten, was dem Schweizer Eishockey prinzipiell zu Gunsten kommen würde.

Die Swiss League „braucht“ den EHC Basel

Und nun wird aber offen spekuliert, ob die Swiss League 2022 nicht aufgestockt werden sollte, denn die zweithöchste Spielklasse im Schweizer Eishockey muss sich angesichts der Aufstiegs-regelungen, von Rückzügen und der Positionierung der MySports League nach neuen Teams umschauen. Man weiss jetzt schon, dass die EVZ Academy sich aus dem Spielgeschehen der Swiss League zurückzieht, während Kloten und Olten den Aufstieg in die National League anstreben, die dereinst vielleicht 14 Clubs beherbergen soll. Nun gehen der Swiss League die Teilnehmer aus und man spekuliert sogar mit einer Integrierung einer französischen Mannschaft. Eigentlich ein irrsinniger Gedanke, denn der EHC Basel stünde ja zur Verfügung und wäre sportlich wie auch infrastrukturell bereit.

Olivier Schäublin: „Seit Februar und schon 2020 waren wir in ständigem Austausch mit der SL, dem Verband und mit der Regio League. Wir sind parat für die Swiss League und wir wissen, dass man uns sehr gerne dort hätte. Unsere Argumente werden verstanden, sie werden gehört und auch als sehr relevant angesehen. Nur hat man juristische Bedenken, die Statuten zu umgehen. Aber jetzt geht es um die Erhaltung und Weiterentwicklung der Swiss League, die an einem Scheideweg liegt. Da sollte man doch einen starken Partner, wie wir das wären, zumindest in Betracht ziehen. Schon nur ein Gedankenspiel mit ausländischen Mannschaften ist irrsinnig, wenn es Schweizer Mannschaften in der MSL gibt, die allen Anforderungen gerecht werden!“ Ausserdem betont Olivier Schäublin, müsste im Interesse des Eishockeys, nach zwei Jahren Corona, besonders seitens der Regio League nicht mit dem Beharren auf die Reglemente, sondern mehr nach einer für den Sport förderlichen Lösung gesucht werden. Als die SL (ehemals NLB) in der Saison 2016/17 vor den vergleichbaren Problemen stand, jedoch aus der Regio League keine Teams mit Interesse am Aufstieg vorhanden waren, beschloss man die Farmteams ins Leben zu rufen. Heute besteht die SL aus elf (Saison 2021/22) und allenfalls in der Saison 2022/23 nur aus neun Teams. Nun stünden, so Schäublin, zahlreiche Interessenten aus der Regio League (MSL) und mit dem EHC Basel ein Kandidat, der seit zwei Jahren alle Kriterien erfüllt, in den Startlöchern. Dieser aber werde durch Reglemente und wegen der Pandemie unmöglich erreichbaren sportlichen Kriterien an einer Weiterentwicklung gehindert. Der einzige Unterschied zu damals: Es agieren keine Grossclubs als Antreiber, die solche aussergewöhnlichen Massnahmen in einer aussergewöhnlichen Zeit durchboxen. Eigentlich sollte, so Schäublin abschliessend, der Sport im Vordergrund stehen und nicht politische sowie reglementarische Überlegungen.

So paradox sich die Situation auch präsentiert: Der EHC Basel ist sicherlich in der MySports League wirtschaftlich bestens aufgestellt und erfüllt die mit Abstand besten sportlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen aller Clubs. Und dennoch ist sportlicher Erfolg nicht immer „kaufbar“ und ein Playoffverlauf unberechenbar. Fazit: Will sich also die Swiss League retten und nicht zu einer „Flickwerk-Liga“ mutieren, sollte man bemüht sein, sich den EHC Basel an Bord zu holen. Und damit einhergehend einen offeneren, pragmatischeren und somit auch wirtschaftlich interessanteren Weg prüfen. 

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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