Schon vor Monaten, als die Playoffs 2024 noch nicht einmal begonnen hatten, tauchte der Name Fredrik Olofsson (28) in der Gerüchteküche auf. Teilweise wurde gar bereits von einer Einigung gesprochen. Am 8. Juli – auf den Tag genau drei Monate nach dem enttäuschenden Playoff-Out – hat der EV Zug den Transfer offiziell verkündet. Damit ist die Zuger Kaderplanung für die kommende Saison 2024/25 abgeschlossen und es ist klar, dass die Mannschaft von Dan Tangnes (45) mit sieben Imports starten wird. Sportchef Reto Kläy (45) hat seine Ankündigung also in die Tat umgesetzt. Dass sich der Transfer vermeintlich so lange hingezogen hat, dürfte mit einem möglichen Verbleib in der NHL zusammenhängen. Olofsson spielte zuletzt zwei Jahre in Nordamerika – je ein Jahr in der Organisation der Dallas Stars und Colorado Avalanche. In zwei Jahren kam er auf 87 NHL-Spiele (13 Punkte).
Mit der Komplettierung des Kaders beginnt nun endgültig der Konkurrenzkampf. Die Transferaktivitäten auf Seiten der Importspieler werden auch auf das Personal mit Schweizer Pass Auswirkungen haben.
Welcher Importspieler muss in den sauren Apfel beissen?
Wenn alle Spieler fit sind, wird es einen Rotationsrhythmus geben. Ebenso klar ist aber auch, dass einige Spieler sich ihrer Rolle sicherer sein können als andere. Abwehrchef Lukas Bengtsson (30) wird ebenso gesetzt sein wie Captain Jan Kovar (34, sofern er aus seinem Leistungsloch findet). Daniel Vozenilek (28) dürfte man kaum aus einem langjährigen Vertrag losgeeist haben, um dann nicht auf sein Potenzial zu setzen und Gabriel Carlsson (27) bringt Elemente mit, welche die Zuger Abwehr sehr gut gebrauchen kann. Bleiben also Verteidiger Niklas Hansson (29) und die beiden Stürmer Andreas Wingerli (26) und Fredrik Olofsson übrig. Hansson hat den Vorteil, vielseitige Qualitäten (defensiv wie offensiv) zu haben. Dazu ist die Zuger Verteidigung besonders in Sachen Angriffsauslösung und offensive Unterstützung nicht gerade hochklassig besetzt. Schlussendlich werden ohnehin die Leistungen auf dem Eis entscheiden, wer spielen darf.
Vieles wird davon abhängen, wer neben Jan Kovar, Sven Senteler (31) und Sven Leuenberger (25) auf der Centerposition spielen wird. Vieles deutet daraufhin, dass dies Neuzugang Olofsson sein wird. Denkbar ist aber auch, je nach taktischer Ausrichtung, dass Attilio Biasca (21) auf diese Position rückt. Das Zuger Eigengewächs spielte sowohl in Nordamerika als auch bei der U20-Nationalmannschaft erfolgreich auf dieser Position.
Bei Andreas Wingerli wird es darauf ankommen, welches Gesicht er zeigen wird. Spielt er so wie in den letzten Playoffs, hat er berechtigte Ambitionen auf einen Stammplatz. Spielt er jedoch mit den gleichen Leistungsschwankungen wie bereits in der letztjährigen Qualifikation, könnte es für ihn schwierig werden.
Welcher Verteidiger muss in den sauren Apfel beissen?
Sportchef Reto Kläy hat mit seinen Transfers für ein absolutes Novum gesorgt. Zum ersten Mal wird in der National League eine Mannschaft von Saisonbeginn weg mehrheitlich mit drei Importspielern in der Verteidigung agieren. Aktuell stehen neun Verteidiger im Zuger Kader, wenn man Eigengewächs Nic Balestra (19) aus dem erweiterten Kader mitzählt und davon ausgeht, dass Leon Muggli (18) effektiv beim EVZ bleibt. Geht man zusätzlich davon aus, dass Dan Tangnes auch künftig mehrheitlich mit sieben Verteidigern agieren wird, muss bei Vollbestand neben Balestra ein gestandener Verteidiger auf der Tribüne Platz nehmen. Auch hier wird schlussendlich die Leistung auf dem Eis entscheiden. Elia Riva (26), im Grund genommen eine der Enttäuschungen der vergangenen Saison, wird sich dem harten Konkurrenzkampf stellen müssen. Nimmt man die letzte Saison als Startgrundlage, hat der Tessiner schlechte Karten. Ebenso hat die letzte Saison am Beispiel Livio Stadler (26) aber auch gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Riva besitzt das Potenzial, um sich genauso zurückkämpfen zu können.
Monika Majer / RvS.Media
Konkurrenzkampf in der Offensive – wo reiht sich Mike Künzle ein?
In der Offensive wird es weniger die Frage sein, wer auf die Tribüne muss, sondern viel mehr wie sich die Sturmreihen zusammensetzen werden. Mit Olofsson stehen derzeit 14 Stürmer im Zuger Kader, bei einer Verteilung 7/13 (sieben Verteidiger, 13 Stürmer) muss also ein Stürmer zuschauen. Wenn alle Import-Stürmer spielen, dürfte dies mehrheitlich Youngster Colin Lindemann (19) sein, welcher aber ohnehin auch zum U20-Kader zählen wird. Spannend ist auch die Frage, wo sich Neuzugang und Nationalspieler Mike Künzle einreihen wird. Mit Fabrice Herzog (29), Gregory Hofmann (31), Lino Martschini (31), Attilio Biasca (21, rückt er auf die Centerposition?) und Dario Simion (30) ist die Flügelposition schon stark besetzt. Hinzu kommt mit Vozenilek mindestens ein weiterer Importspieler. Es ist Künzle aber zuzutrauen, dass er eine wichtige Rolle spielen wird – egal in welcher Sturmreihe. Der Neuzugang ist sowas wie die Schweizer Antwort auf Carl Klingberg: physisch stark, unangenehmer Gegenspieler, torgefährlich und technisch versiert am Stock.
Klar ist, dass die Neuzugänge Vozenilek, Olofsson, Künzle Eggenberger und Lindemann für frischen Wind sorgen. Die Karten werden neu gemischt, dafür wird auch die Rückkehr des langzeitverletzten Hofmann sorgen.
Die Zuger Offensive wird unberechenbarer und flexibler
Mit den Transferaktivitäten dieses Sommers wird die Zuger Offensive ein gutes Stück unberechenbarer und allen voran flexibler. Mit Attilio Biasca, Andreas Wingerli, Daniel Vozenilek und Fredrik Olofsson können gleich vier Stürmer auf dem Flügel und als Center eingesetzt werden. Damit kann der Coaching Staff künftig auch flexibler auf Verletzungen reagieren und verfügt über viele taktische Optionen.