Die meisten NHL-Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Hutson-Brüder Lane und Cole könnten einst die NHL genauso mitprägen oder sogar in der Liga dominieren wie aktuell Quinn, Jack und Luke Hughes. Lane Hutson (20) ist bereits jetzt als Rookie und erst nach etwas mehr als einer halben NHL-Saison eine prägende Figur im Ensemble der Montréal Canadiens. Und somit auch ein Mitfavorit für die Calder Trophy. Aber mit seinem Bruder Cole – auch er ein sehr spielstarker Verteidiger - klopft bereits der nächste Big Deal an die NHL-Pforten. Cole Hutson (18) wurde nicht nur U20-Weltmeister mit den USA, er schaffte es als erster Verteidiger in der Geschichte der U20-Junioren-WM zum punktbesten Spieler. Die Washington Capitals, die Cole Hutson 2024 in der zweiten Runde drafteten (Nummer 43 overall), können sich jetzt schon voller Vorfreude die Hände reiben. Und auch hier wundern sich aktuell viele Fachleute, dass Cole wie auch Lane Hutson erst in der zweiten Draftrunde gewählt wurde. Es kann wohl nur an der Statur liegen, die für einen Verteidiger eher klein geraten ist. Aber beide spielen auch defensiv sehr geschickt und hart, wie die Coaches bestätigen. Montreal-Chefcoach Martin St. Louis: „Was mich an Lane Hutson so begeistert ist sein Geschick auch beim Backchecking und in der Defensivarbeit.“
Zwei aussergewöhnlich spielstarke Verteidiger
Im Scouting Report steht über Cole Hutson: „Er ist im Eins-gegen-Eins sehr trickreich und geschickt. Ein leichtes Antäuschen und schnelle erste Schritte und schon ist er an den ersten Forecheckern an der eigenen blauen Linie vorbei. Er dringt mit Tempo in die neutrale Zone ein, täuscht einen Schuss an und schickt einen perfekten Querpass zu einem der Schützen. Cole Hutson ist unberechenbar.“ Diese Beschreibung erinnert an Lane Hutsons Scouting Report. Im Gegensatz zu den Hughes-Brüdern Luke und Quinn (beides Verteidiger, Jack ist Stürmer) ähneln sich die Hutson-Brüder Cole und Lane sehr in ihrer Spielweise.
Publikumsliebling und auf Rekordjagd
Lane und Cole Hutson befinden sich zudem aktuell auf Rekordjagd: Lane Hutson könnte, wenn er weiterhin die Pace hält beim Punktesammeln, in der historischen Rookie-Rangliste der „Habs“ an den Club-Legenden Chris Chelios und einem gewissen Guy Lafleur (beide mit je 64 Punkten) vorbei ziehen. Bereits einen clubinternen Rekord hat er erreicht: Er ist der erste Rookie-Verteidiger, der in mehr als sechs Spielen in Folge mindestens einen Assist oder ein Tor skorte. Über Lane Hutson haben wir an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet (siehe hier).
Auch Cole Hutson stellte nicht nur auf internationalem Parkett Rekorde auf: In der Saison 2022/23 erreichte er mit 68 Punkten in 61 Spielen den Rekord des USA Hockey National Team Development Program (NTDP) für die meisten Punkte eines Verteidigers in einer Saison. In der darauffolgenden Saison erzielte er 15 Tore und 51 Punkte in 51 Spielen und beendete seine NTDP-Karriere als Rekordhalter für die meisten Punkte eines Verteidigers im Programm. Mit seinen 119 Punkten übertraf er den bisherigen Rekord von 111 Punkten, den J.D. Forrest in drei Spielzeiten von 1997 bis 2000 aufgestellt hatte.
Talentiert, aber wohl nicht NHL-reif: Der Erstgeborene und das Nesthäkchen
Noch nicht in die NHL schafften es die beiden anderen Brüder Quinn und Lars Hutson. Quinn (23) ist der Erstgeborene, Lars das Nesthäkchen (16). Quinn Hutson ist in der NCAA (Boston University, so wie seine Brüder) bereits aufgefallen und war auch schon mal East-Hockey-Champion und in der USHL schaffte er es ins All-Star-Team. Lars Hutson ist in der USHL noch nicht gross aufgefallen. Die Hutsons werden aller Voraussicht nach wohl nicht wie die Staal- oder Hughes-Brüder gleichzeitig oder generationenübergreifend drei oder – im Falle der Sutter-Brüder gar deren sechs - mehr Spieler in der NHL stellen (siehe Auflistung der berühmtesten NHL-Brüder aller Zeiten). Aber nach den sechs Sutter-Brüdern, Mark, Jordan und Mark Staal sowie zuletzt den Gebrüdern Hughes werden jetzt die Hutsons die Liga nachhaltig mitprägen.
Die erfolgreichsten NHL-Brüder- und Vater/Sohn-Paare
Über 30 Vater/Sohn- oder Brüderpaare haben in der NHL eine dominante Rolle eingenommen. Hier eine Auswahl der wohl erfolgreichsten aller Zeiten – ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Neben den Mahovlich-, Lemieux-, Howe- oder Gretzky- und Gionta-Brüdern sowie dem Vater-/Sohn Gespann Bobby und Brett Hull gibt es auch eine Liste mit den sportlich erfolgreichsten Geschwistern: So sind die kongenialen Sedin-Zwillinge Henrik und Daniel in den Top-5 zu finden. Wie auch Scott und Rob Niedermayer: Scott Niedermayer ist einer der besten NHL-Verteidiger aller Zeiten und einer der am meisten ausgezeichneten. Scott brachte es in über 1’200 NHL-Spielen auf 740 Punkte, während Rob einer der besten Defensivstürmer der 1990er- und 2000er-Jahre war. Beide ehemalige Top-Five-Draft-Picks teilen sie auch die einzigartige Erfahrung, in einem Stanley-Cup-Finale (2003) gegeneinander angetreten zu sein und vier Jahre später gemeinsam den Cup mit den Anaheim Ducks 2007 gewonnen zu haben. Einzigartig war die Sutter-Dynastie: Sechs Sutter-Brüder sind von ihrer Farm in Alberta ausgewandert und haben erfolgreiche NHL-Karrieren erlebt. Brent, Brian, Darryl, Duane, Rich und Ron bestritten zusammen 4’994 NHL-Spiele und erzielten dabei 1’320 Tore und 2’934 Punkte. Brent hatte mit 829 Punkten in 1’111 NHL-Spielen die produktivste Spielerkarriere, während Darryl auch als Trainer der Los Angeles Kings, mit denen er zwei Stanley Cups gewann (2012, 2014), Erfolge feierte. Die Sutters sind die erste Familie des Eishockeys, die generationenübergreifend aktiv war: von 1976 bis 2001 war (mindestens) ein Sutter in der NHL aktiv. Auch legendär sind die Gebrüder Marian, Peter und Anton Stastny. Anton und Peter legten den politischen Grundstein für künftige NHL-Stars aus Osteuropa. Marian schloss sich seinen Brüdern in der Saison 1981/82 in Quebec an, und in den vier Spielzeiten, die sie gemeinsam bei den Nordiques verbrachten, erzielten sie insgesamt 1’029 Punkte. Grosses leisteten auch Phil und Tony Esposito: Phils 1’590 Karrierepunkte stehen derzeit auf Platz 10 der NHL-Topskorer-Liste. Tony Esposito verbrachte seine gesamte Karriere bei den Blackhawks, wo er in 15 Spielzeiten und 886 Spielen 76 Shutouts erzielte. Die Espositos sind das einzige Brüderpaar aus Feldspielern und Torwart in der Hockey Hall of Fame. Den grössten Erfolg feierten aber Maurice und Henri Richard. Maurice "Le Rocket" Richard war der erste Spieler in der Geschichte der NHL, der die 500-Tore-Marke erreichte und in 18 Spielzeiten bei den Montréal Canadiens 965 Punkte erzielte. Henri Richard, der liebevoll "Pocket Rocket" genannt wurde, war 15 Jahre jünger als Maurice, übertraf seinen älteren Bruder aber in seiner glanzvollen Karriere mit 1’046 Punkten in mehr als 1’200 Spielen. 1955 bis 1960 waren die beiden Teamkollegen bei den Canadiens und gewannen in jedem Jahr, in dem sie zusammenspielten, den Stanley Cup.
Die gesamte Liste mit über 30 NHL-Brüder-Kombos ist hier zu finden.