Was ist sie eigentlich, die SWHL B? Eine Ausbildungsliga mit ausgeprägtem Farm- und Partnerteam-System? Ein Auffangbecken für (ältere) Spielerinnen, die den Aufwand in der PostFinance Women's League nicht mehr auf sich nehmen können oder wollen? Oder ein Durchlauferhitzer aufwärts in die oberste Liga? Oder schlicht einfach nur eine Liga der Nummern 9 – 18 in der Schweizer Team-Hierarchie?
Ein bisschen von allem. Am interessanten ist der aktuelle "Blick" auf das Stichwort Durchlauferhitzer: In der noch jungen Meisterschaft der PostFinance Women's League kommen eine ganze Reihe von Spielerinnen zum Einsatz, die ihre Sporen in der SWHL B abverdient haben und nun für höhere Aufgaben bestimmt sind: Allen voran etwa die 16-jährige Zürcherin Laelia Huwyler, die nach Einsätzen in der Zürcher Organisationspyramide bei den ZSC Lions Girls und den GCK Lions nun für die ZSC Lions Frauen stürmt. Sie tut dies mit der unbekümmerten Art eines Rookies und bringt als Center bereits ein grosses Mass an Spielübersicht mit sich. Zudem ist sie pfeilschnell und hat auch bereits ihre Tor-Premiere feiern können. Da wäre auch die gleichaltrige Livia Tschannen, letzte Saison massgeblich als Gottéron-Leihgabe am Schweizer Meistertitel von Zunzgen-Sissach beteiligt. Die Bernerin hat zwar in den Saisons zuvor bereits 39 A-Spiele for Gottéron bestritten, allerdings nur als Ergänzungsspielerin. Nun ist sie fester Bestandteil des 9-Stürmer-Aufgebots des neuen Fribourg-Trainers Thomas Zwahlen und bringt ähnliche Anlagen mit wie Huwyler. Weitere Spielerinnen mit A-Debut oder A-Vertrag sind unter anderem Zugs Sarah Mettler (16, bisher GCK, Lady Lakers und ZSC Lions), Lorie-Lou Besson (16, bisher GCK, Debutspiel bei den ZSC Lions), Sarina Messikommer (16, bisher Bassersdorf, Lady Lakers, Debut bei den ZSC Lions) oder Noemi Molag (15, bisher GCK/Lions Girls, Debut bei Ambri). Die Aufzählung ist nicht abschliessend.
ZSC und NHA mit je drei Teams
Anhand dieser Beispiele lässt sich relativ einfach belegen, wie wichtig das Farm- und Partnerteam-System ist. Die ZSC Lions Frauen führen als einzige Organisation drei Teams in der Women's League (ZSC), der SWHL B (GCK) und der SWHL C (Lions Girls). Auch die Neuchâtel Hockey Academy kommt auf drei Mannschaften, ihnen fehlt jedoch ein SWHL-B-Team als direktes Bindeglied zur Women's League. Wie sieht es mit den sogenannten Partnerteams aus? Fribourg-Gottéron arbeitet mit B-Meister Zunzgen-Sissach zusammen, die SC Bern Frauen mit Worb und Thun, Zug mit Sursee, Langenthal mit Bassersdorf und die NHA mit Lyss. Die meisten dieser Partnerschaften haben durchaus ihre Berechtigung und sind meistens für beide Seiten gewinnbringend, wie oben erwähnte Spielerinnen aufzeigen. Auch diese Aufzählung ist nicht abschliessend. Trotzdem lässt sich generell festhalten, dass die Bezeichnung Durchlauferhitzer für die SWHL B durchaus ihre Berechtigung hat.
Die Top-Oldies der B-Teams
Vom Durchlauferhitzer zum – zugegeben etwas despektierlichen Ausdruck – Auffangbecken. Nun mögen einige sagen, dass dies wenig mit der Professionalisierung des Frauen-Eishockeys zu tun hat, wenn – wieder etwas despektierlich ausgedrückt – einige Spielerinnen ihren hockeytechnischen Lebensabend in der SWHL B verbringen. Dem ist allerdings der Lehr- und Lerneffekt entgegenzuhalten: Erfahrene Spielerinnen können in jungen Teams – wenn sie sich richtig einbringen – durchaus eine wichtige Funktion einnehmen: Die des Vorbildes, der Lehrerin oder der Führungsspielerin. Es kommt nicht von ungefähr, wenn viele B-Teams ihre älteren, verdienten Spielerinnen einfach nicht gehen lassen wollen, weil sie auch neben dem Eis einen Ausbildungseffekt in verschiedener Art mit sich bringen. Beispiele für diese Kategorie Spielerinnen gibt es einige: Bei den Brandis Ladies etwa spielen mit Claudia Flückiger (39, ex-Riechsteiner, Olympionikin), Chantal Winistörfer (46) und Riana Anliker (38) drei – gestatten Sie den Ausdruck – Oldies mit, die alle rund 20 Jahre Erfahrung im Business Eishockey mit sich bringen. In die Top 10 der ältesten Spielerinnen der Liga gehören unter anderen auch Rapperswils Evergreen Daniela Wüthrich (54), Zunzgens Tanja Knezic (49), Lausannes Gaëlle Bourquin (46), Worbs Michelle Gfeller (46, ex-von Allmen, Nati-Torhüterin, heute Feldspielerin) und Laura Tissot (41, ex-Ruhnke, ex-Nationalspielerin) oder Sursees Stefanie Hänggi (39, ex-Barmettler).
Jede Menge Nachwuchsspielerinnen
Womit wir beim Thema Ausbildungsclub wären. Nun, auch dieses Thema kann kontrovers diskutiert werden, doch wenn wir davon ausgehen, dass Aus- und Weiterbildung nicht nur die Spitze mit Ziel Top-Liga beinhaltet, liegen wir wohl richtig. Was wären die Schweizer Frauenclubs ohne Spielerinnen, die nicht die Musik machen und in einem dritten oder vierten Block spielen? Auch sie verdienen Förderung, auf jedem Niveau. Betrachten wir unter diesem Aspekt mal die (verfügbaren) Kader der B-Klubs. Mit zwölf U18-Spielerinnen führen die GCK Lions diese Rangliste an und unterstreichen damit auch ihre Wichtigkeit für die grosse Schwester, die ZSC Lions Frauen. Auch die Lady Lakers fallen mit 10, Zunzgen-Sissach mit 9, Sursee und Thun mit je 8 Spielerinnen auf. In diesen Zahlen enthalten sind natürlich auch jene Spielerinnen, deren A-Lizenz bei einem Nachwuchsteam ist und die deshalb mehr Spiele im Nachwuchs als bei den Frauen bestreiten dürften. Eine ganze Reihe davon steht auch in den Trainingskadern der U18- und U16-Nationalmannschaft.
Nicht nur ein Favorit
Wer sind nun aber die Favoriten im Kampf um Meistertitel und möglichen Aufstieg? Eine Antwort zu dieser Frage lässt im Vorfeld einer Meisterschaft immer genügend Interpretationsspielraum. Dennoch: Mit den Brandis Ladies (wird die ex-Zunzgen-Sissach-Topskorerin und Schweizer Meisterin Kristina Faberova zum erwarteten Top-Transfer?) ist zu rechnen. Auch Lausanne Féminin hat sich besser aufgestellt als auch schon und mit der slowakischen U18-Internationalen Natalie Musilova (drei Treffer und zwei Assists im ersten Spiel) eine mögliche Topskorerin verpflichtet. Und der Schweizer Meister? Zunzgen-Sissach hat einiges an Power, Punkten und Selina Steiner, letzte Saison die beste Torhüterin der SWHL B, verloren. Zwei ausländische Verteidigerinnen und neue Fribourg-Leihgaben (u.a. ex-Lausanne-Topskorerin Laurine Modoux) sollen die Lücken schliessen. Dahinter gibt's ein breites Mittelfeld, in dem jeder jeden schlagen kann. Gut möglich, dass auch die GCK Lions (nur wenig verändertes Kader) und Bassersdorf wieder vorne mitmischen, ebenfalls gut möglich, dass die beiden Berner Teams Worb und Thun sowie die Rapperswil-Jona Lady Lakers über sich hinauswachsen. Wohl am ehesten gegen eine mögliche Relegation werden der DHC Lyss und Sursee kämpfen müssen.
Eines jedoch sollte bei allem Verständnis für die Vielfalt der sportlichen und strategischen Ausrichtungen der einzelnen Teams und deren Ziele, nicht aussen vorgelassen werden. Soll die Entwicklung hin zur Professionalität des Schweizer Frauenhockeys auch weiter vorangetrieben werden, dann müssen nicht nur die Women's-League-Teams liefern, da muss auch die SWHL B einen Schritt nach vorne tun. Und zwar in Richtung Ausbildung und Durchlauferhitzer. Weniger Teams, mehr Spiele, ein vorgeschriebenes Kontingent an Nachwuchsspielerinnen – was auch immer zur Attraktivität und Leistungssteigerung beiträgt. Wie im Titel beschrieben: Es muss nicht alles golden sein, es darf auch ruhig silbrig sein – soweit es eben die richtige Richtung zeigt.
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