The Checking Line

In der St. Jakob Arena wird Spektakel geboten. Hauptverantwortlich dafür ist ein Spieler, der die Herzen der hiesigen Eishockeyfans im Sturm erobert hat: Jakob Stukel. Alle freuen sich in der Bubble des EHC Basel und innerhalb der Swiss League. Aber die Sache hat – trotz aller Freude - einen Makel...

Jakob Stukel ist ohne Zweifel – zusammen mit Gary Nunn vom EHC Olten – der spektakulärste und vor allem schnellste und dynamischste Spieler der Swiss League. In den ersten fünf Metern nimmt er in der Regel jedem Gegenspieler gleich einen Meter ab und ist auch aufgrund seiner Athletik sehr stark bei der Puck Protection, besonders wenn er mit Speed vor das Tor zieht. Sein Tordrang ist beim Gegner gefürchtet wie auch sein ansatzloser Handgelenkschuss und natürlich seine Skating-Qualitäten.

Der schnellste Spieler in der Swiss League

Fazit: Jakob Stukel ist ein Spektakelspieler, der in der Swiss League dominiert und bereits bei einigen Clubs Begehrlichkeiten weckt. Er ist die Hauptattraktion beim EHC Basel. Wir befinden uns im ersten Saisondrittel, aber es wird jetzt schon deutlich, wohin die Reise wohl mittelfristig für den sympathischen Kanadier aus der Provinz British Columbia hingehen wird: In die National League oder in eine der Top-Ligen Europas. Zunächst aber, will er sich in der Swiss League noch weiter verbessern und es ist nicht ausgeschlossen, dass der 25-Jährige eine weitere SL-Saison anfügt: „Die Swiss League ist für mich im Moment ideal, weil man sich hier mit Tempo und technischen Fähigkeiten ins Rampenlicht spielen kann. Ich bekomme viel Eiszeit – auch in Unterzahl und im Powerplay. Und natürlich stehe ich in den wichtigsten Spielminuten auf dem Eis, wenn es darum geht, im Match ein Momentum zu erzwingen und Tore gefragt sind. Aber gleichzeitig freue ich mich auch, wenn ich damit beim Fachpublikum – auch in der National League - Aufmerksamkeit erzeuge.“ Er kann Spiele mit Einzelaktionen fast im Alleingang entscheiden, doch noch besser läuft es ihm mit seinem kongenialen Partner Brett Supinski, mit welchem er mittlerweile nicht nur auf dem Eis, sondern auch ausserhalb ein „Traumduo“ bildet.

Stukel und das Team verdienen mehr Aufmerksamkeit

Einen Wermutstropfen gibt es jedoch bei der ganzen Geschichte: Der EHC Basel spielt in einer Liga, die derzeit um ihre Fans und auch um ihr Image kämpft. Ganz im Gegenteil zur National League, die sich mit 14 Teams wie schon die Jahre zuvor in jeder Hinsicht in einem Hoch befindet und die Stadien füllt. Die National League hat mit der Aufstockung von 12 auf 14 Teams der zweithöchsten Schweizer Eishockey-Profiliga mindestens zwei Top-Zugpferde entzogen. Dies gilt für den sportlichen Aspekt wie auch finanziellen. Wir haben an dieser Stelle zudem schon detailliert darüber berichtet, wie die Vermarktungsstrategie der SL scheiterte und so einige Clubs in finanzielle und mittelfristig auch in strukturelle Schwierigkeiten bringt. Nun wurde seitens der National League beschlossen, bei 14 Teams zu bleiben, was die Swiss League nun für die kommenden Jahre vor neuen Herausforderungen stellt bezüglich Statuten und Planbarkeit einer zumindest einigermassen lukrativen Profiliga. Da hilft es auch nicht, dass der Aufstieg des EHC Basel in der Swiss League als Glücksfall erachtet wurde. Aber auch der EHC Basel kämpft um jeden Fan im Stadion und um die Aufmerksamkeit, die ihm ausserhalb der „Eishockey Bubble“ weniger zuteilwird, als er es verdienen würde. Auch aufgrund einer eher passiven Marketingstrategie. Und so zeigt Jakob Stukel Match für Match Hochtempo- und Spektakel-Eishockey, welches mehr Aufmerksamkeit verdienen würde.

Ein gutes Netzwerk hilft

Dass Jakob Stukel überhaupt beim EHC Basel landete, war und ist einigen Leuten zu verdanken. Stukel war in der Saison zuvor auch schon der schnellste und dynamischste Spieler – damals in der ICEHL (höchste Liga für Teams aus Österreich, Italien, Slowenien und Ungarn). Also in einer Liga, die qualitativ mindestens auf dem Niveau der Swiss League steht. Basel-Chefcoach Christian Weber kann deshalb nicht oft genug betonen: „In der Swiss League ist Geschwindigkeit enorm wichtig. Und Effizienz vor dem Tor. Wir haben einen Ausländer gefunden, der alle unsere Anforderungen mehr als erfüllt. Und zudem ist er auch menschlich top. Ein echter Teamplayer.“

Christian Weber weiss, wovon er spricht. Er arbeitete viele Jahre in Österreich und kennt die wichtigsten Scouts und Trainer der ICEHL in- und auswendig. So auch die Liga. Er hat den Spieler mehrfach von Vertrauenspersonen und Spezialisten scouten lassen und stundenlang Videos mit den Shifts des Spielers analysiert. Auch Sportchef Olivier Schäublin war damals schnell vom Kanadier begeistert. Jakob Stukel hatte auch andere gute Angebote. Weber sei sehr froh, dass auch die zuständige Agentur ihm die Mehrwerte von Basel und dem EHC Basel gut vermitteln konnte. Kein Wunder, wird er doch von einer in Basel ansässigen Agentur betreut (Sportagon Swiss Player's Management).

Man darf also guten Gewissens jetzt schon behaupten, dass der 25-Jährige der ideale Importplayer für die Swiss League ist und ohne Zweifel der „Bargain of the Season“ 2022/23. Jetzt bleibt zu hoffen, dass sich nun auch jene Sportbegeisterten aus der Region Basel, die noch gar nicht oder nur unregelmässig in die St. Jakob Arena pilgern, diesen Spektakelspieler öfter live sehen wollen. Das hat auch die Mannschaft verdient, die spielerisch oft überzeugt, aber aktuell noch etwas Lehrgeld als Aufsteiger zahlt bezüglich Effizienz und Konstanz.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

The Checking Line

Kontrovers und manchmal auch provokativ - "The Checking Line" thematisiert heisse Eisen und Dinge, die sich hinter den Kulissen des Schweizer Eishockeys abspielen.