Es kommt eher selten vor, dass ein Importspieler einem Verein über mehrere Jahre – oder in diesem Fall sogar über ein Jahrzehnt – die Treue hält und den Club auf eine Art und Weise prägt, wie es Josh Holden getan hat. 2008 wechselte der damals 30-jährige Kanadier von den SCL Tigers zum EV Zug. Der EV Zug war zu dieser Zeit als andere als ein Spitzenclub – die Chaosjahre und das Katastrophenjahr 2003 lagen damals gar noch nicht so weit zurück. In Zug wurde Holden sofort zum Topskorer und zum Publikumsliebling. Als Leistungsträger entwickelte er sich von Beginn weg zu einer tragenden Säule des Zuger Teams, welches damals noch von seinem Landsmann Doug Shedden trainiert wurde.
Anschliessend hielt Holden dem EVZ bis zu seinem Karriereende im Frühling 2018 die Treue. In der Saison 2016/17 führte er den EV Zug als Captain zum ersten Mal seit 19 Jahren in den Playoff-Final. In seiner letzten Saison 2017/18 akzeptierte er ohne Widerrede seine Rolle als fünfter Importspieler im NL-Team und Captain des Academy-Farmteams. Holden stellte sich stets in den Dienst der Mannschaft und war stets ein Teamplayer.
Topskorer, Leitwolf, Publikumsliebling
Bis zuletzt blieb Holden ein tragendes Element in einem Club, der sich im Laufe der Zeit stets weiterentwickelt hat und nun eine Vorzeigeadresse im europäischen Spitzeneishockey ist. Eine Entwicklung, die unweigerlich an den Namen Josh Holden geknüpft ist. Mit seinen Fähigkeiten und Leistungen auf dem Eis, aber auch mit seiner Funktion als Leitwolf und Publikumsliebling hat Holden den Club auf eine Art und Weise geprägt, wie es nur wenige geschafft haben.
Insbesondere seine Skorerqualitäten und seine leidenschaftliche Spielweise machten ihn von Beginn weg zu einem Publikumsliebling. Teilweise übertrieb es der EVZ-Leitwolf aber auch etwas mit seiner emotionalen Spielweise – im Dress des EVZ holte er sage und schreibe 643 Strafminuten und handelte sich mehrfach längere Sperren ein. Holden war der eindrückliche Beweis dafür, dass Genie und Wahnsinn manchmal sehr nahe beieinander liegen können. Beeindruckend sind seine Statistiken: 492 Spiele, 463 Skorerpunkte (185 Tore). In den ewigen Statistikbüchern des EV Zug liegt in den Kategorien "All Time Assists" und "All Time Points" jeweils auf dem 2. Platz - nur Paul Di Pietro sammelte mehr Skorerpunkte. Auch in der Kategorie "All Time Penalties" hat er es mit 645 Strafminuten in die Top-5 geschafft (Rang 3 hinter Patrick Oppliger und Misko Antisin).
Viele sportliche Highlights und ein Tiefpunkt
Im Gegensatz zu seiner Trainerkarriere blieb ihm als aktiver Spieler ein Titel mit dem EVZ verwehrt. Dennoch erlebte er auch er in seinen zehn Jahren als aktiver EVZ-Spieler einige sportliche Highlights – und einen sportlichen Tiefpunkt.
Saison 2008/09
Das erste Highlight folgte bereits in der Saison 2008/09. Der EV Zug qualifizierte sich nach einem katastrophalen Saisonstart erst in allerletzter Sekunde für die Playoffs und traf im Viertelfinal auf den Qualisieger SC Bern. Dank einer geschlossenen Teamleistung gelang es den Zugern, den SC Bern mit 4:2-Siegen aus den Playoffs zu kippen. Im Playoff-Halbfinal blieb man dann gegen die Kloten Flyers (heute EHC Kloten) chancenlos.
Saison 2009/10
Gemessen am Scoring Output ist seine zweite Saison im EVZ-Dress seine erfolgreichste: 78 Skorerpunkte in 59 Spielen! Alleine in der Qualifikation sammelt er 63 Skorerpunkte. In den meisten Saisons wäre er damit Liga-Topskorer geworden, in jener Saison ist HCL-Stürmer Randy Robitaille mit 65 Skorerpunkten noch etwas erfolgreicher.
Saison 2010/11
Im Sommer 2010 bezieht der EV Zug sein neues Stadion – die Bossard Arena. Im Nachhinein betrachtet der Startschuss auf dem Weg zum grossen Ziel – dem ersten Meistertitel seit 1998. Die Zuger erreichen in jener Saison erneut den Playoff-Halbfinal, scheitern dort aber am späteren Meister HC Davos.
Saison 2011/12
Das Saison-Highlight erfolgte bereits am 3. Oktober 2011 mit dem NHL-Exhibition-Game gegen die New York Rangers in der heimischen Bossard Arena, welche an diesem Tag bis auf den letzten Platz restlos ausverkauft ist. Die Zuger besiegen als erst zweite Schweizer Mannschaft ein NHL-Team und siegen gegen die Rangers gleich mit 8:4. Holden ist an diesem Triumph mit zwei Treffern massgeblich daran beteiligt. Unvergessen ist bis heute sein Traumsolo zum 3:1.
Saison 2013/14
Eine Saison zum Vergessen – sowohl für Holden als auch für den EVZ. Die Saison ist geprägt von Flop-Transfers und einem Problem auf der Torhüterposition, welches sich durch beinahe die gesamte Saison zieht. Am Ende verpasst der EV Zug zum ersten Mal seit elf Jahren die Playoffs. Sportchef Jakub Horak und Headcoach Doug Shedden werden schon zum Ende der Qualifikation und noch vor den Playouts beurlaubt. Es ist der sportliche Tiefpunkt in der Ära Holden/EVZ.
Saison 2016/17
In seiner letzten Saison als Stammspieler des NL-Teams führt der mittlerweile 38-Jährige seine Teamkollegen als Captain aufs Eis – und in den Playoff-Final! In den Playoffs laufen die Zuger zur Höchstform auf und erreichen erstmals seit 19 Jahren den Playoff-Final. Auf dem Weg dorthin besiegen die Zuger im Playoff-Viertelfinal den Genève-Servette (4:0-Sweep) und im Playoff-Halbfinal den HC Davos (4:2-Siege). Im Final gelingt es dem EVZ einen 0:2-Rückstand in der Serie auszugleichen, doch den Meistertitel sichert sich schliesslich der SC Bern in sechs Spielen (2:4-Siege). Mit neun Skorerpunkten in 13 Spielen hat auch Holden am sportlichen Erfolg einen entscheidenden Anteil.
Er kam als Importspieler – und geht nun als Vereinslegende
Bereits 2018, als er seine aktive Karriere beendete, hatte er Legendenstatus in Zug. Als Assistenztrainer hat er nun mit «seinem» EV Zug einen Cuptitel sowie zwei Meistertitel geholt. Alleine schon aufgrund dieser drei Titel, insbesondere auch aufgrund der historischen Titelverteidigung 2022, hätte Holden einen prominenten Platz in der Vereinsgeschichte verdient. Seine Verdienste als Spieler und Trainer für diesen Club können nicht oft genug gewürdigt werden und es wäre eine Überlegung wert, diese Verdienste mit einer «Retired Number» zu würdigen. Sprich, dass man die Nummer 27 unters Hallendach zieht. Dafür müsste der EVZ seine eigenen Regeln für solch eine Ehrung über Bord werfen. Bei Josh Holden wäre dies durchaus eine Überlegung wert, verdient wäre es auf jeden Fall.
Wohin es den gebürtigen Kanadier, der 2018 den Schweizer Pass erhalten hat, als Nächstes zieht ist noch unbekannt. Bekannt ist lediglich, dass sich Holden nach seiner ersten Stelle als Headcoach umsehen will und dass er zum engeren Kandidatenkreis beim HC Davos zählt. Nun bleibt zu hoffen, dass die bisher verkorkste Saison ein versöhnliches Ende findet und dass Holden jenen Abschied erhält, den er sich verdient hat.
In diesem Sinne: THANK YOU JOSH!
Funfact
15 Jahre wirkte Josh Holden als Spieler und Assistenztrainer beim EV Zug. 15 Jahre sind eine unglaublich lange Zeit - dies beweisen folgende Funfacts:
Als Josh Holden auf die Saison 2008/09 hin zum EV Zug wechselte…
- …spielten aus dem aktuellen Zuger Kader nur Leonardo Genoni, Justin Abdelkader, Jan Kovar und Reto Suri bereits als Profi. Der Schwede Carl Klingberg feierte genauso wie Kovar in jener Saison sein Profidebüt, bestritt aber im Gegensatz zu ihm nur einige wenige Spiele und war noch kein Stammspieler.
- …waren Dario Allenspach (Jahrgang 2002), Arno Nussbaumer (2002) und Leandro Hausheer (2003) sechs bzw. fünf Jahre alt. Insgesamt waren neun Spieler aus dem aktuellen Kader zu diesem Zeitpunkt jünger als 10-jährig.
- …spielte er anschliessend für zehn Jahre beim EVZ. Mit sieben Spielern aus dem aktuellen Kader hat er als aktiver Spieler noch zusammengespielt: Dominik Schlumpf, Livio Stadler, Tobias Geisser, Reto Suri, Carl Klingberg, Sven Senteler, Lino Martschini und Fabrice Herzog. Mit Nico Gross, Sven Leuenberger und Yannick Zehnder spielte er bei der EVZ Academy zusammen.