Bull-etin Zug

Der EV Zug hat dank einem starken Endspurt die direkte Playoff-Qualifikation geschafft. Von den neun Spielen seit der Nationalmannschaftpause Mitte Februar haben die Zuger deren sieben gewonnen. Nun trifft das Team von Headcoach Dan Tangnes im Playoff-Viertelfinal auf die SC Rapperswil-Jona Lakers.

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Zum Zeitpunkt der Nationalmannschaftspause Anfang Februar hatten sich wohl die meisten schon mit den Pre-Playoffs angefreundet. Die Zuger hatten zu diesem Zeitpunkt kurz zuvor auf desolate Art und Weise gegen den HC Lugano und die SC Rapperswil-Jona Lakers verloren und zwischenzeitlich schien sogar das Verpassen der Pre-Playoffs realistischer als die direkte Playoff-Qualifikation. Einmal mehr haben die Zuger es aber geschafft, zum goldrichtigen Zeitpunkt in Form zu kommen. Das gilt insbesondere auch für zuvor kritisierte Einzelspieler wie Dario Simion oder Sven Senteler. Auch die Rückkehr des langzeitverletzten Abwehrchefs Niklas Hansson sowie das bevorstehende Comeback von Grégory Hofmann sorgten für neuen Schwung oder werden – im Fall von Hofmann – dafür sorgen.

Das neue Traumduo Kovar/Martschini und ein erstarkter Simion

Einen wesentlichen Anteil an der direkten Playoff-Qualifikation hat das neue Zuger Traumduo, bestehend aus Topskorer & Captain Jan Kovar und «Zauberzwerg» Lino Martschini. Die Zuger Toplinie legt in den letzten neun Spielen nach der Nationalmannschaftspause einen beeindruckenden Schlussspurt hin: Simion sammelt neun Skorerpunkte, Martschini zwölf Skorerpunkte und Kovar deren 15. Kovar und Martschini gelingt in den wichtigen Phase gar je ein Hattrick. In der Euphorie geht schon fast unter, dass Grégory Hofmann immer noch fehlt. Hofmann war bis zu seiner Verletzung Mitte Januar Topskorer. Man darf davon ausgehen, dass Hofmann pünktlich zum Playoff-Start wieder mit von der Partie sein wird.

2022 2023 Jubel Kovar

Leitwolf, Topskorer, Captain - Jan Kovar präsentierte sich zuletzt in glänzender Form.
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Tangnes hat seine perfekte Linienzusammenstellung gefunden

Seit dem Abgang von Peter Cehlarik und der Ankunft des wirbligen US-Amerikaner Carter Camper haben sich auch die Linien eingespielt. Hinter dem neuen Top-Trio um Captain Kovar hat sich mit Fabrice Herzog, Brian O’Neill und Carter Camper eine weitere Top-Formation gebildet. O’Neill und Herzog harmonieren perfekt mit Carter Camper, der sich nahtlos ins Zuger Spiel eingefügt hat und mit fünf Skorerpunkten in sieben Spielen bisher eine guten Performance gezeigt hat. Auch die dritte Sturmformation mit Yannick Zehnder, Sven Senteler und dem nimmermüden Dario Allenspach wurde nach der Nationalmannschaftspause neu formiert und funktioniert immer besser. Zehnder zeigt nach einer bislang absolut enttäuschenden Saison zuletzt eine gute Aufwärtstendenz. Gleiches gilt auch für die schwankende Form von Center Sven Senteler, der zuletzt wieder besser in Fahrt kam. Dario Allenspach erhielt mehr Eiszeit und hat gezeigt, dass er eine bessere Rolle spielen kann als jene, welcher er in dieser Saison zwischenzeitlich inne hatte: vierte Linie oder gar 13. Stürmer.

Die vierte Linie besteht meist aus Reto Suri, Sven Leuenberger und Justin Abdelkader. Diese Formation spielt schon seit längerer Zeit in dieser Konstellation zusammen und spielt eine wichtige Rolle.

Niklas Hansson ist zurück – wann kehrt Hofmann zurück?

Pünktlich vor den Playoffs kehrte Verteidigungsminister Niklas Hansson von seiner schweren Knieverletzung zurück. Der Schwede gab im zweitletzten Qualifikationsspiel gegen den Genève-Servette HC sein Comeback und steuerte sogleich drei Assists bei – stark!
Zu hoffen bleibt, dass Hansson sich beim entscheidenden Sieg gegen den Lausanne HC nicht gleich wieder verletzt hat. Der Verteidiger verliess das Eis nach einer Charge seines Gegenspielers vorzeitig.

Noch unklar ist, wann Grégory Hofmann zurückkehrt. Aufgrund der Aussagen von Headcoach Dan Tangnes (siehe hier) ist es nicht ausgeschlossen, dass der abschlussstarke Flügelstürmer zum Playoff-Start schon wieder dabei sein wird. Bei Dominik Schlumpf könnte es eng werden, der Routinier verletzte sich Mitte Februar an den unteren Extremitäten und muss gemäss Medienmitteilung des EVZ vier bis sechs Wochen pausieren. Geht man von einer vierwöchigen Pause aus, könnte es zum Playoff-Start reichen. Auch Livio Stadler verletzte sich Mitte Februar, seine Ausfallzeit wurde von Seiten des Clubs aber nicht kommuniziert.

SC Rapperswil-Jona Lakers vs. EV Zug – wie stehen die Zuger Chancen?

Die Lakers sind schon seit längerer Zeit sowas wie ein Angstgegner für das Zuger Team. Die Bilanz der Direktbegegnungen in dieser Saison fällt ausgeglichen aus, wobei die Lakers die letzten beiden Direktbegegnungen für sich entscheiden konnten:

  • 15.10.2022: EV Zug – SC Rapperswil-Jona Lakers 3:0
  • 26.11.2022: SC Rapperswil-Jona Lakers – EV Zug 1:2
  • 23.12.2022: EV Zug – SC Rapperswil-Jona Lakers 3:4 SO
  • 04.02.2023: SC Rapperswil-Jona Lakers – EV Zug 3:0

Beide Teams konnten je zwei von vier Direktbegegnungen gewinnen, die Zuger holten aber mehr Punkte. Die Lakers konnten die starke letzte Saison bestätigen und nun mit dem 3. Qualifikationsrang sogar toppen. Das Team von Liga-Topskorer Roman Cervenka verfügt über eine gute Mischung aus Importspielern und starken Schweizer Einzelspielern und mit Melvin Nyffeler über einen starken Torhüter, der Spiele entscheiden kann. Das zeigte sich bereits in der Playoff-Halbfinalserie in der Saison 2020/21, als die Lakers dank einem starken Nyffeler einen Sieg einfahren konnten. Die Serie entschied der spätere Schweizer Meister aber mit 3:1-Siegen für sich.

2022 2023 EVZ Lakers

Die Lakers und der EVZ konnten in der Qualifikation je zwei von vier Direktduellen gewinnen.
PostFinance/KEYSTONE/Patrick B. Kraemer

Bekanntlich beginnt in den Playoffs alles wieder bei null, trotzdem lohnt sich ein kurzer Blick in die Statistiken (Quelle: National League/NL Ice Data):

Erzielte Tore: Die Lakers haben ligaweit am zweitmeisten Tore (183) erzielt. Die Zuger klassieren sich mit 165 erzielten Toren ebenfalls in den Top-4.

Powerplay: Hier haben die Zuger die Nase vorn (26.23%, 3. Platz) gegenüber den Lakers, welche ebenfalls über ein gutes Powerplay (23.03%, 5. Platz) verfügen.

Boxplay: Das Boxplay der Zuger in dieser Saison ist miserabel im Vergleich der Vorjahre. Mit 72.73% is es das Schwächste der gesamten Liga. Die Lakers hingegen gehören in dieser Kategorie zur Top-3 (81.65%).

Faceoff: In dieser Serie treffen zwei Teams aufeinander, welche stark am Bully sind. Sowohl die Zuger (51.81%, 3. Platz) als auch die Lakers (51.78%, 4. Platz) gehören zur Top-4 der bullystärksten Teams in der Liga.

Advanced Stats: Auch ein kleiner Blick in die Advanced Stats lohnt sich - etwa auf den PDO-Wert. Dort haben die Lakers mit 102.63 den zweithöchsten Wert der gesamten Liga. Die Zuger liegen in dieser Statistik mit einem Wert von 98.59 auf den 12. Platz. Zur Erinnerung: Weist ein Team einen PDO-Wert von über 100 auf, hat es tendenziell eher etwas überperformt. Liegt der Wert unter 100, hat es tendenziell eher etwas unterperformt. Ob das mit Blick auf den Qualifikations-Endspurt auf einen leichten Zuger Vorteil hinweist?

Wie so oft werden die Special Teams entscheidend sein. Gerade die Zuger täten gut daran, nicht zu viele Strafen zu nehmen. Statistisch nahmen die Lakers pro Spiel mehr Strafminuten als die Zuger, was für das Zuger Team von Vorteil sein könnte. Ebenfalls sehr spannend ist der Umstand, dass diese beiden Teams am wenigsten von ihren Importspielern abhängig sind. Bei beiden Teams sind die Importspieler für weniger als 40 Prozent aller Tore verantwortlich. In dieser Rangliste liegen die Lakers trotz Liga-Topskorer Roman Cervenka auf dem letzten Platz, die Zuger auf dem zweitletzten Platz.

Uns dürfte eine ausgeglichene Serie erwarten, welche in sechs oder gar sieben Spielen entschieden werden könnte. Entscheidend werden neben den Special Teams und einer geschlossenen Teamleistung auch die Torhüter sein, es wird einen Leonardo Genoni in absoluter Topform brauchen. Aufgrund der Tabelle wären die Lakers theoretisch in der Favoritenrolle. Aber realistischerweise dürften sich beide Teams auf Augenhöhe begegnen - mit leichten Vorteilen für die Playoff-erfahrenen Zuger. In Sachen Playoff-Erfahrung haben die Lakers klar das Nachsehen. Dennoch darf man auf keinen Fall den Fehler machen und die Lakers unterschätzen.

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