Bull-etin Zug

Mit Brian Flynn hat der EV Zug in der letzten Woche einen neuen Ausländer verpflichtet – trotz eines erfolglosen Debuts bringt der Center die nötigen Qualitäten mit, um die beste Offensive der Liga zu verstärken.{sitelinkxoff}

Der neue Ausländer des EVZ, Brian Flynn, im Trikot der Buffalo Sabres.
HAMISTE076 / CC-BY-SA-3.0

{sitelinkxoff}Am vergangenen Wochenende haben die Zuger erstmals seit Mitte November zwei Meisterschaftspartien hintereinander verloren – auf denkbar unnötige Weise. Gegen den ZSC gaben sie einen Drei-Tore-Vorsprung aus der Hand, gegen Lugano dreimal eine Führung. Für die zuvor so souverän auftretende Equipe mögen diese beiden Niederlagen ein Warnschuss zur rechten Zeit darstellen – nämlich, dass Siege an keinem Abend gegen keine Mannschaft garantiert werden können. Gerade im Hinblick auf den Cup-Final vom kommenden Sonntag gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers dürfte diese Erkenntnis für die deutlich favorisierten Zuger wertvoll sein.

Keine Perspektive in Nordamerika

Neben dieser Lehre werden die beiden Partien hauptsächlich als nicht-denkwürdige Premieren von Neuzugang Brian Flynn in die Statistikbücher eingehen. Dem US-Amerikaner war es auf dem Eis anzusehen, dass er bei seinem ersten Abstecher nach Europa Zeit braucht, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. «Ich wusste, dass der Wechsel hierhin eine grosse Veränderung darstellen würde», meinte der Center, der die NHL-Organisation der St. Louis Blues um die vorzeitige Auflösung seines in diesem Sommer auslaufenden Vertrages gebeten hatte, bevor der EVZ dann am Montag vergangener Woche seine Verpflichtung bis zum Ende der Saison kommunizierte. Zum Ablauf des Klubwechsels wollte sich der 30-Jährige nicht genauer äussern – ausser, dass er «den Vertrag nicht auflösen wollte, ohne einen Klub zu haben, da ich ansonsten unter Umständen ohne Arbeit dagestanden wäre.»

Seit dem Sommer 2017 und dem Vertragsende mit den Montreal Canadiens hat Flynn keine Chance mehr in der NHL erhalten, sondern mit Einsätzen in der AHL Vorlieb nehmen müssen. «Es war eine schwierige Situation. Ich bin 30 Jahre alt, habe etwas in der NHL gespielt. Die AHL ist eine Entwicklungsliga, in der die Klubs die jungen Spieler einsetzen wollen. Deshalb habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht.»

Grosse Umstellung auf und neben dem Eis

Nun trifft Flynn nicht nur auf eine neue Mannschaft in einer ihm unbekannten Stadt, sondern spielt zudem erstmals in Europa. Nach dem Abschütteln des Jetlags in den letzten Tagen wird er sich nun an das Spiel auf dem grösseren Eisfeld gewöhnen müssen. «Das Spiel hier ist anders, als ich es bisher gekannt habe», so Flynn.

«Ich denke, je mehr du auf dem Eis stehst, desto einfacher wird die Umstellung. Es ist wichtig, nicht zu viel nachzudenken, sondern einfach zu spielen und auf die Situationen, die sich ergeben, zu reagieren, indem du an den richtigen Ort gehst und den korrekten Spielzug ausführst.» Helfen kann Flynn, dass er zu einem funktionierenden Team stösst und in den nächsten Wochen viele Partien anstehen. Aufgrund des dichten Programms und der Herausforderungen auf dem Eis wird der 30-Jährige versuchen, den veränderten Alltag neben dem Eis vorerst möglichst auszublenden.

Vielseitigkeit als Trumpf

Aufgrund der Absenzen von David McIntyre und Carl Klingberg sollte Flynn in den nächsten Wochen einen festen Platz im Lineup haben und genügend Möglichkeiten erhalten, um seinen Wert unter Beweis zu stellen. Dass er über die nötigen Qualitäten verfügt, um die statistisch beste Offensive der Liga weiter zu verbessern, scheint unbestritten. Flynns grösster Trumpf besteht in seiner Vielseitigkeit. Diese beschränkt sich nicht darauf, dass der Rechtsschütze als Center ebenso wie als Flügel eingesetzt werden kann, sondern auch auf seine Einsatzfähigkeit in allen Spielsituationen. Während seiner 282 Partien in der NHL hat er als Viertlinienstürmer für die Buffalo Sabres und die Canadiens seine defensive Verlässlichkeit und Solidität im Boxplay bewiesen.

Seine offensiven Qualitäten liess Flynn in der vergangenen Saison aufblitzen, als er mit den Texas Stars den Gewinn des Calder Cups erst in der entscheidenden siebten Partie verpasste. Der 185 Centimeter grosse und 84 Kilogramm schwere Angreifer verfügt zudem über ein breites Repertoire, auf das er in verschiedenen Situationen zurückgreifen kann. In seinen ersten beiden Partien für die Zuger hat Flynn mit einigen kernigen Checks für Highlights gesorgt, seine überdurchschnittliche Spielübersicht und Stocktechnik angedeutet sowie trotz – nach Reisestrapazen und Jetlag – müden Beinen gezeigt, dass er tempomässig locker mithalten dürfte.

Sportsmann und Teamplayer

Zusätzlich zum Potential auf dem Eis gesellen sich Flynns Erfahrung und der Ruf eines absoluten Teamplayers, der die Qualitäten eines Musterprofis auf sämtlichen Stufen unter Beweis gestellt hat. So wurde er unter anderem 2011 als Student der University of Maine von den Coaches der Universitätsteams mit dem Len Ceglarski Award für sein faires und sportliches Verhalten auf dem Eis geehrt. Angesichts dieser Qualitäten überrascht es kaum, dass der ruhige und überlegte Flynn keine Ansprüche hinsichtlich einer prominenten Rolle im Team stellt, sondern betont, dass er sich diese erarbeiten müsse. «Die Jungs sind aus einem Grund an der Spitze klassiert. Sie haben gut gespielt und verdienen ihre Eiszeit.» Sein Ziel sei es, baldmöglichst den Rhythmus zu finden und dem Team zu helfen.

Schliesslich habe er den Sprung über den grossen Teich nicht gewagt, um nach 15 Spielen wieder zurückzukehren. «Du willst bedeutungsvolle Partien gegen Ende der Saison spielen und etwas gewinnen. Dieses Team hat die Chance, etwas zu gewinnen und ich will dabei helfen», gibt Flynn die Marschroute für die kommenden Wochen vor.

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