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Welche Rookies haben uns in den letzten Wochen begeistert und können in den Playoffs allenfalls den positiven Eindruck noch verstärken? Und warum ist Cole Caufield das Paradebeispiel des „Flügelstürmers 5.0“ der Zukunft?

2021 haben uns einmal mehr eine Vielzahl Rookies begeistert. Viele von ihnen werden wir in den Playoffs jedoch nicht mehr sehen: Tim Stützle und Josh Norris von den Ottawa Senators zum Beispiel, das Schweizer Duo bei den Chicago Blackhawks Pius Suter und Philipp Kurashev, die erstaunlichen Yegor Sharangovich, Ty Smith und Janne Kuokkanen von den New Jersey Devils oder auch Gabriel Vilardi (LA), Nils Hoglander (Vancouver) und Alexis Lafrenière (Rangers).

Dabei sein werden andere junge Entdeckungen der Saison wie Kirill Kaprizov und Nico Sturm (Minnesota), Oliver Wahlström (NY Islanders), Eeli Tolvanen (Nashville) und Owen Tippett (Florida), Cal Foote und Ross Colton (beide Tampa), Zach Whitecloud (Vegas), Adam Brooks (Toronto) oder auch die beiden Montreal-Rookies Alexander Romanow und Cole Caufield. Bei Caufield lohnt es sich aber besonders, genauer hinzusehen, denn der 20-jährige ist aktuell einer jener NHL-Jungstars, die für einen Spielertypus stehen, der sich immer mehr in der NHL durchsetzt: Eher klein, aber dennoch jederzeit sehr physisch spielend mit viel Speed, extrem wendig mit tiefem Schwerpunkt und mit solidem Puckhandling unter Druck. Spieler „à la Caufield“ bestechen aber nicht nur durch ihre Dynamik und Schnelligkeit, sondern haben allesamt eine sehr gute Handgelenk-Schusstechnik. Vergleichsbeispiele bereits etablierter NHL-Spieler gibt es hierzu genügend: Johnny „Hockey“ Gaudreau, Nick Suzuki oder Kevin Fiala, Alex DeBrincat, Vladimir Tarasenko und einige mehr könnte man in diesem Zusammenhang nennen. Und erstaunlich viele sind noch jung und nicht sonderlich gross gewachsen.

Ist Caufield der Prototyp eines „NHL Stürmers 5.0“?

Für die Fans wäre es ein immenses Plus an Unterhaltungswert, wenn eben dieser Cole Caufield in den Playoffs zum Einsatz käme. Beim Nummer Eins-Draftpick des Jahres 2020 der Canadiens de Montréal ist der "Impact" eines solchen jungen Spielers sehr gut spürbar, weil dieser erst in den letzten Wochen aus der Not (Verletzungspech bei einigen Leistungsträgern der Habs) in den NHL Kader berufen wurde und sofort innerhalb der Mannschaft für frischen Wind sorgte. Er generiert sehr viele Abschlüsse, weil er jede Schusschance nutzt. In Overtimes machte er durch seine Dynamik den Unterschied, indem er an zwei aufeinanderfolgenden Partien den entscheidenden Treffer markierte. Im Gegensatz zu anderen Rookies ist Caufield so etwas wie eine Offenbarung – ein Tsunami von einem Spieler. Wohl nicht einmal der designierte Calder Trophy Sieger 2021 - Kirill Kaprizov - entwickelt einen solchen Zug zum Tor wie der junge US-Boy in Diensten der Frankokanadier.

Caufield ist aber keineswegs nur ein Einwegstürmer, der defensiv nicht arbeitet. Ganz im Gegenteil. Seine Gegner bezeichnen ihn als echte Pest in der Defensivarbeit. Was ihn jedoch wirklich zu einem der heissesten Kandidaten für die Calder Trophy 2022 werden lässt (gilt aufgrund der geringen Anzahl bestrittener Partien in der Qualifikation 2021 erst ab der Saison 2021/22 als „vollwertiger Rookie“): Er ist ein Instinktspieler mit extrem positiver Ausstrahlung und mit Mumm, der einen überragenden Handgelenkschuss besitzt und mit Speed fast jeden stehen lässt. Manche Fachleute bezeichnen ihn als Paradebeispiel eines „Flügelspielers 5.0“ der nahen Zukunft. Vielleicht werden wir in den Playoffs bereits sehen, ob sich diese Spielertypen durchsetzen können.

Welcher Rookie folgt auf Jake Guentzel & Co.?

Tatsache ist jedoch, dass die Playoffs natürlich ihre eigenen Gesetze haben und die Playoff-Erfahrung eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. In den letzten Jahren haben dennoch einige Rookies in den Playoffs brilliert: So zum Beispiel Jake Guentzel und Matt Murray (Pittsburgh 2016 und 2017), Jordan Binnington (St. Louis 2019), Dennis Gurianov (Dallas 2020), im 2019 Cale Makar (Colorado) und Quinn Hughes (Vancouver) und etwas weiter zurück Tyler Toffoli (2014, damals LA) und Logan Couture (San Jose, 2011).

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch beim Slapshot sowie beim Top Hockey und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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