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Welche Schlagzeilen werden diese Saison in San José dominieren? Heisst es bald wieder „It's Timo Time“, weil Timo Meier zu alter Treffsicherheit zurück findet? Wird Tomas Hertl zu halten sein? Oder wird man erneut wieder vor allem über die Eskapaden des vielleicht talentiertesten Spielers der Sharks – „Problemkind“ Evander Kane – berichten müssen?

Daran muss man sich erst noch gewöhnen: Die Absenz der San José Sharks in den Playoffs. Die letzten beiden Saisons haben Spuren hinterlassen und das Selbstverständnis, sich für die Playoffs zu qualifizieren ist nunmehr vorübergehend weg. Stattdessen plant man die nächste Übergangssaison und hofft insgeheim mithilfe immerhin einer Handvoll gestandener Stars im Kader doch auf die Playoffs.

Die San José Sharks hatten sich 2020/21 auf eine herausfordernde Saison vorbereitet, bei welcher eine Playoff-Qualifikation nach eigenen Vorstellungen nicht auszuschliessen war. Es kam anders: Die Playoffs wurden klar verpasst, was den Sharks – oft als typisches Regular-Season-Team tituliert – in den letzten 20 Jahren nicht wirklich oft passierte. Aus einer Transition-Saison 2020/21 werden nun deren zwei, denn auch in der kommenden Spielzeit startet San José trotz einiger Stars im Team wieder als Aussenseiter.

Viele Fragezeichen

Der sanfte Wiederaufbau bei den San José Sharks forderte seinen Tribut in der Person von Martin Jones. Der Stammkeeper führte das Team 2016 in die Stanley-Cup-Finalserie. Ein Jahr später bekam er einen lukrativen Sechsjahres-Vertrag (jährlich 5,75 Mio.). Nun wurde der Vertrag mittels eines Buyouts aufgelöst. Ein trauriges Ende (wenn auch nach wie vor lukratives für Jones) einer Geschichte, die gut begonnen hatte. Nun konnte man vermuten, dass General Manager Doug Wilson einen prominenten Ersatz holen würde. Weit gefehlt. Es kam zwar James Reimer, aber mit Adin Hill soll ein sehr talentierter, jedoch unerfahrener Newcomer in die Fussstapfen treten. Wird dieses Goalie-Duo bestehen? Das wird wohl eine der grossen Fragezeichen sein beim Saisonstart.

Eine andere Unsicherheit ist in der Defensivabteilung auszumachen: Alle Rechtsverteidiger – Brent Burns, Erik Karlsson und Marc-Edouard Vlasic (auch als Linksverteidiger einsetzbar) - sind gestandene NHL Stars. Als Linksverteidiger werden die jungen Aufstrebenden ihnen zur Seite stehen, die da aller Voraussicht nach wären: Radim Simek, Nikolai Knyzhov und vor allem Mario Ferraro. Das Setup ist gewagt, aber nicht uninteressant, wenn man bedenkt, dass nicht in jeder Saison ausschliesslich Brent Burns und Erik Karlsson für fast alle offensiven Impulse der Verteidigergilde sorgen können.

Was passiert mit Evander Kane und Tomas Hertl?

Auch bei den Sturmtrios gibt es noch einige Fragezeichen, wobei die ersten beiden Sturmformationen sich sehen lassen können: Center Logan Couture mit Kevin Labanc und „Tausendsassa“ Evander Kane werden produktiv bleiben. Sofern auch Evander Kane rein sportliche Schlagzeilen liefern wird (Mehr dazu auf NHL.com und in diesem Blog und in diesem Blog). Kane ist noch suspendiert – an seiner Stelle spielte Jonathan Dahlen.

Das zweite Offensivtrio mit Thomas Hertl im Zentrum und dem Scharfschützen Timo Meier wird im Normalfall mit Alexander Barabanov komplettiert. Wobei auch hier die Trios in den ersten Partien anders aufgestellt wurden: Couture spielte mit Dahlen und Timo Meier, Hertl mit Rudolfs Balcers und William Eklund.

Und jetzt wird es spannend: Nick Bonino, neu bei den Sharks, soll für Leadership und Charakter sorgen. Ihm zur Seite werden nach letzten Informationen junge Spieler gestellt. Unter anderem das Top-Talent John Leonard und mit Center Jasper Weatherby, der bereits in seinem ersten NHL-Spiel einen Treffer und einen Assistpunkt verbuchen durfte. Auch der vierten Linie wurde Charakterstärke zugeführt in der Person von Andrew Cogliano. Er wird mit Schwerarbeiter Mat Nieto und dem talentierten Center Dylan Gambrell so manchen Gegnern das Leben schwer machen.

Eine der letzten grossen Fragezeichen im Verlaufe dieser Saison: Wird Thomas Hertl in San José bleiben oder zur Midseason-Trade-Deadline vor den Playoffs 2022 transferiert werden. Tatsache ist, dass der Tscheche nächsten Sommer ein Unrestricted Free Agent wird und sein Vertrag über 5,65 Millionen jährlich möglicherweise getoppt werden müsste (inklusive langer Laufzeit). Nicht wenige Experten mutmassen jetzt schon, dass Thomas Hertl seine letzten Monate und ziemlich sicher die letzte Saison im Silicon Valley verbringen wird.

** Der Autor ist Inhaber einer Marketingagentur, Marketingdozent und erfahrener Sportvermarkter.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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