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Jared Bednars Traumkarriere als NHL-Chefcoach startete eigentlich mit einem Tiefpunkt.

Der Baumeister des Erfolges bei Colorado Avalanche heisst General Manager Joe Sakic. Und zwar nicht nur aufgrund seiner geschickten Kaderbildung, die nunmehr sogar in einen Stanley-Cup-Triumph münden könnte. Er hat auch in der Saison 2016/17 eine Entscheidung getroffen, die rückblickend eine grosse Nachhaltigkeit hatte.

Desaströse Saison – „The Worst Ever“

Nach Patrick Roys überraschendem Rücktritt vom Trainerposter bei den „Avs“ verpflichtete General Manager Joe Sakic mitten im Sommer 2016 Jared Bednar. Und hielt an ihm fest – obwohl seine erste Saison die statistisch schlechteste des aktuellen Jahrhunderts wurde - alle Teams miteingeschlossen. Seit Einführung der 82-Spiele-Saison hatte nie eine Mannschaft so wenig Punkte gesammelt (48).

Die Weitsicht von Joe Sakic und eine nachhaltige Entscheidung

Aber der Blick auf den Kader verriet: Da kann noch etwas wachsen. Von den aktuellen Superstars waren Nathan MacKinnon, Gabriel Landeskog und Mikko Rantanen bereits im Kader. Noch dabei damals: Tyson Barrie (jetzt Edmonton Oilers) und Matt Duchene (jetzt Nashville Predators) und Ex-Stanley-Cup-Sieger Francois Beauchemin. Und tatsächlich behielt man nach der desaströsen Saison 2016/17 in Denver die Ruhe und liess Bednar weiterwirken. Obwohl gewisse Stimmen im „Avs“-Umfeld einen erfahreneren NHL-Coach für den Wiederaufbau wünschten. Aber: Jared Bednar war der richtige Mann für die Situation. Er hatte zuvor mit den South Carolina Stingrays 2009 den Kelly Cup (ECHL) gewonnen und 2016 danach auch noch den Calder Cup mit den Lake Erie Monsters (AHL). Dieser Mann kann also Teams weiterentwickeln und das war dann auch so in der NHL bei Colorado. Denn bereits in der Folgesaison erwies sich das Vertrauen in ihn als gewinnbringend. Erstmals seit 2014 qualifizierten sich die „Avs“ 2018 mit dem zu diesem Zeitpunkt drittjüngsten aktiven NHL-Coach nach John Hynes und Jeff Blashill wieder für die NHL-Playoffs. Nur ein Jahr nach der schlechtesten Saison folgte der Start zu einem sportlichen Steigerungslauf.

Siegermentalität entwickelt

Was er mit viel Fingerspitzengefühl seitdem erreichte, verdient hohen Respekt. Das sagen auch die Spieler, die ihn explizit als „Player's Coach“ bezeichnen. Seit seiner ECHL-Zeit wurde er seinem Ruf gerecht. Und bleibt es bis zum heutigen Tag. Was ihn, nebst dem taktischen Geschick, auszeichnet: Glaubwürdigkeit bei allen im Kader – den Schlüsselspielern miteingeschlossen. Und er setzt auch auf Softskills und so gibt es auch selten interne Reibereien. Joe Sakic wusste es ohnehin schon immer: Bereits 2016 sagte er bei Bednars Verpflichtung sowie auch nach der schweren Saison 2016/17, dass mittel- bis langfristig Jared Bednar genau das Profil habe für die künftige Kaderstrategie der Avalanche. Rund um den damaligen Kern der „Loser Mannschaft 2016/17“ entwickelte sich die aktuelle Siegermentalität.

Und noch ein interessantes Detail: Jared Bednar (wurde 2020 in die ECHL-Hall of Fame aufgenommen) könnte der erste Chefcoach werden, der in dieser Kombination den Kelly Cup, den Calder Cup und den Stanley Cup gewinnt. Bisher schaffte das ein Spieler: Jay Beagle mit Idaho (ECHL 2007), mit Hershey (AHL 2009 und 2010) und mit den Washington Capitals (Stanley Cup 2018).

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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