NHL Observer

Trevor Zegras polarisiert – gegnerische Fans und Spieler haben den Ducks-Star auf dem Kieker. Aufreizende Körpersprache, Trash Talk, eine zuweilen etwas arrogante Spielweise gepaart mit einem unglaublichen Talent und einem Repertoire an spektakulären Tricks: Das ist Trevor Zegras. Der Jungstar der Anaheim Ducks geht regelmässig viral aufgrund seiner spielerischen Highlights. Aber nicht nur deswegen.

Vor einigen Wochen berichteten wir an dieser Stelle über die neuen Charakterköpfe der NHL und darüber, dass die Liga Spieler mit Ecken und Kanten brauche. In den letzten Jahren entstand aber ein Trend, wonach die jüngeren NHL-Stars als Vorbilder die Aufgabe haben, die Werte und das Image ihrer Arbeitgeber zu repräsentieren. Sie sind im Umgang mit den Medien gecoacht und die Aussagen wirken standardisiert. Kernige Aussagen und Verhaltensmuster sind rar geworden. Dies aufgrund von Social Media und der viel stärkeren Medienabdeckung. Die Folge: Es mangelt an Typen und Charakterköpfen. Besonders bei der neuen Generation. Leute wie P.K. Subban oder Brad Marchand muss man in der Generation Z der NHL mit der Lupe suchen und erst recht nicht zu finden sind solche wie es einst Tie Domi oder Sean Avery waren, welche spielerisch wie auch durch Trash Talk stark polarisierten.

Wenn „Z“ respektlos wird

Aber es gibt sie schon, die (wenigen) jungen Provokateure. Neben der Gebrüdern Brady und Matthew Tkachuk, Arber Xhekaj und einigen anderen ist derzeit vor allem Trevor Zegras einer, der in allen Belangen für Aufsehen sorgt. Sein Trash Talk Ende Januar 2023 mit Troy Stecher (Arizona Coyotes) nach einem späten Crosscheck von „Z“ sorgte aufgrund der Wortwahl Zegras' für Kritik und Empörung. Auch sein Rencontre mit Sid Crosby zwei Wochen danach, als er nach einem Spielunterbruch noch versuchte, einen Schuss abzufeuern, ging viral. Die NHL-Legende zeigte dem 21-Jährigen umgehend mit einem starken Rempler, dass man auch als kommender NHL-Superstar die ungeschriebenen Regeln zu befolgen hat.

Zegras polarisiert - auch mit seiner Körpersprache und die Art und Weise, wie er seine Mimik und Körpersprache nach einem Torerfolg oder schönen Trickspielzug einsetzt. Die „Michigan-Lacrosse-Goals“ sowie seine Penalties, bei welchen er aufreizend langsam auf den Keeper loszieht und diesen dann wie ein Junior aussehen lässt und ausspielt sind schon legendär. Manche erachten zudem sein Verhaltensmuster nicht nur als arrogant, sondern auch als herabwürdigend gegenüber den Gegenspielern. In der NFL beispielsweise gilt dies als „taunting“ und wird sowohl mit einem Yard-Verlust wie auch einer Geldstrafe geahndet.

Überbordend talentiert

Innerhalb der Ducks-Organisation wird man aber nicht müde zu sagen, dass Trevor Zegras nicht bewusst provoziere - beziehungsweise es gar nicht tue. Er sei einfach ein sehr selbstbewusster, intensiver und trickreicher Spieler. Gewiss, dem Jungstar der Anaheim Ducks steht der Schalk ins Gesicht geschrieben und er ist auf wie auch neben dem Eis frech in einem positiven Sinne. Seine Interviews sind unterhaltsam. Anecken tut er aber dennoch mit seinen zum Teil überflüssigen Aktionen oder seiner provokativen Mimik und Gestik. Das macht ihn derzeit bei seinen Gegenspielern zum vielleicht unbeliebtesten NHL-Star in der Pacific Division. Weit unbeliebter als die anderen Trash Talker, harten Hitter oder den Goons.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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Was passiert hinter den Kulissen der NHL und was steckt hinter den Geschichten, die uns bewegen? NHL Insider Joël Ch. Wuethrich öffnet für SHN sein NHL Netzwerk.