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Das nennt man echtes Draft-Pech. Nach Sidney Crosby wird nun auch Connor Bedard nicht im Ducks-Jersey zu sehen sein. Wie die Draft-Lotterie für die Anaheim Ducks zu einem Trauma geworden ist.

„Sind die Anaheim Ducks - vormals Mighty Ducks – die grössten Draft-Pechvögel aller Zeiten?“

Die Frage scheint berechtigt, denn ihnen wurde zum zweiten Mal im Draft ein Generationen-Talent vor der Nase weggeschnappt. Und dies obwohl sie in der Draft-Lotterie statistisch die besten Chancen besassen.
Zwei Mal standen die Ducks in der Draft-Pole-Position und beide Male wurde der Draft jeweils zu einem Trauma, indem man beim Draft-Recht von Platz eins auf den zweiten Platz rückte. Was die Sache so traumatisch macht: Sowohl 2023 wie auch 2005 war das Recht, als Erster draften zu können, von immenser Bedeutung angesichts der Möglichkeiten in der sportlichen und auch strukturellen Entwicklung des Clubs dank Connor Bedard und 2005 mit Sidney Crosby.

Mehr Pech geht nicht!

Ein Fun-Fakt macht die Sache sogar noch dramatischer: Ausgerechnet im Jahr 2005 führte die NHL das neue Draft-Lotteriesystem ein, um die Reihenfolge festzulegen, in der die Teams ihre Spieler auswählen dürfen. Die Pittsburgh Penguins rückten damals vor auf Platz eins und konnten, nachdem sie bereits ein Jahr zuvor Evgeni Malkin gedraftet hatten (Nummer 2 overall), mit Sid Crosby den nächsten Draft-Homerun landen. Ähnlich wie später die New Jersey Devils mit Nico Hischier 2017 und Jack Hughes zwei Jahre danach bauten die „Pens“ ihre neue Mannschaft von der Achse aus auf mit zwei der besten Center der Welt.

2005 wählten die Ducks als zweiten Draftpick den hochgradig talentierten Bobby Ryan. Dieser machte eine gute NHL-Karriere, die jedoch mit einigen persönlichen Problemen und sportlichen Leistungsschwankungen gepflastert war. Währenddessen wurde „Sid the Kid“ unter den Fittichen von Mario Lemieux zum Superstar und dreifachen Stanley-Cup-Sieger mit zwei Hart-Trophies und einem Topskorer-Titel.

Auch an zweiter Stelle gewählte Erstrunden-Draftpicks wurden Weltstars

Nun wird aller Voraussicht nach Adam Fantilli der nächste Bobby Ryan bei den Ducks. Ein Trost für die Ducks: Es gab auch mehrere Erstrunden-Draftpicks, welche an zweiter Stelle gewählt wurden, eine fulminante Karriere machten und die Clubgeschichte wesentlich mitprägten: Chris Pronger (1993, Hartford Whalers), Brendan Shanahan (1987, New Jersey Devils), Evgeni Malkin (2004, Pittsburgh Penguins), Marcel Dionne (1971, Detroit Red Wings) oder auch Drew Doughty (2008, LA Kings). Wer weiss, vielleicht ist Adam Fantilli in einigen Jahren der „Big Deal“ und der Draft 2023 geht unverhofft in die Geschichte ein als Steal des Jahrzehnts. Ausserdem: Kürzlich wurde ja auch ein gewisser Cale Makar 2017 „erst“ an vierter Stelle in der ersten Draft-Runde gewählt.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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