The Checking Line

Der Jubel nach dem Aufstieg war gross: Endlich ist der EHC Basel wieder in einer der Eishockey-Profiligen vertreten. Die sportliche Mission ist geglückt, aber: Die nächsten Herausforderungen warten schon. Und zwar sowohl im sportlich-technischen Bereich wie auch bei einem ganz besonderen Thema: Wie kann sich der EHC Basel wieder wie einst vor vielen vielen Jahren zu einem Kultclub entwickeln?

Der EHC Basel hat sein Hauptziel erreicht: Die Mission Aufstieg ist geglückt. Das war wichtig für den Sport in der Region. Insbesondere den regionalen Mannschaftssport, damit nicht immer nur der FC Basel (und zuweilen situativ die Handballer/innen und Volleyball-Teams der Nordwestschweiz...) im Fokus stehen muss. Es freuen sich auch jene, die für die Vermarktung der Swiss League zuständig zeichnen. Der EHC Basel bringt mehr Fans und potenzielle Sponsoren in die Liga und wertet diese auf. Nur eines muss beim EHC Basel noch intensiviert werden: Die „Marke“ EHC Basel muss sich in der Region Grossbasel positionieren. Und zwar auch ausserhalb der treuen Community.

Emotionale Erreichbarkeit fördern

Hinter den Kulissen wartet eine grosse Herausforderung auf den Liganeuling: Das mühsam generierte Interesse beim bestehenden oder allenfalls auch neuen Zielpublikum muss weiter gefördert und intensiviert werden. Da ist viel Arbeit in der Promotion des Clubs notwendig. Denn der EHC Basel hat ein Problem, welches unter dem Radar läuft, nicht vordergründig erscheint aber ernst zu nehmen ist: Die treuen Fans und das Kernzielpublikum hat man auf seiner Seite. Aber der Eishockeysport in der Region ist (noch immer) ein Nischenprodukt. Die emotionale Erreichbarkeit ist in der Community zwar gesichert, aber leider nicht wirklich darüber hinaus. Manche Szenenkenner sprechen sogar von einer Hockey-Bubble, die in Basel existiert. Das neue Ziel heisst aber im Marketingjargon Markterweiterung - sprich die Gewinnung von neuen Zielgruppen, einhergehend mit der Vergrösserung der eigenen, bestehenden Anspruchsgruppen.

Eine Voraussetzung wurde bereits erfüllt: Die Mannschaft hat geliefert – also hat das Produkt funktioniert. Und die Kaderbildung für die SL-Saison ist in vollem Gange. Jedoch steht dem Club und seinen Verantwortlichen ein arbeitsreicher Frühling und Sommer bevor, um nun auch in der Swiss League das Publikum zu begeistern. Ein Publikum, welches sich zunächst zahlreicher interaktiv beteiligt oder auch vermehrt den Weg in die Arena zu den Spielen findet. Aber noch ist die Kontinuität der Produktattraktivität nicht garantiert – auch nicht über die Teilnahme an einer Meisterschaft höheren Kalibers als bisher. Der EHC Basel muss auch für jene „sexy“ werden, die sich bisher nur sporadisch für den Club interessierten. Wie einst vor vielen Jahren, als die Hockeybegeisterung jeweils sporadisch aufkam.

Sporadisch aufflackernde Hockeybegeisterung

In der Eishockey-Neuzeit gab es in den 80er und 90er Jahren eine aufflackernde Eishockeybegeisterung in Basel, gekrönt mit den Aufstiegen 1984 (mit dem legendären Jim Koleff) und 2000 in die damalige Nationalliga B. Zwischen 1977 und 1999 pendelte der EHC zwischen der Nationalliga B (von 1984 bis 1987) und 2. Liga, bis 2000 der Wiederaufstieg in die Nationalliga B am grünen Tisch erfolgte. 2002 wurde die St.Jakob Arena eingeweiht. Am 23. März 2003 gewann der EHC Basel den Final der B-Meisterschaft gegen den EHC Visp und nach 40 Jahren konnte die direkte Promotion in die damalige Nationalliga A gefeiert werden. In der Saison 2003/04 jedoch folgte der Abstieg. Mit der Verpflichtung von Kent Ruhnke, dem ehemaligen Meistertrainer des SC Bern, wurde Basel B-Meister und besiegte in der Ligaqualifikation den Lausanne HC in der Best-of-7-Serie mit 4:3 und stieg somit wieder in die Nationalliga A auf. In der Saison 2005/06 schaffte der EHC Basel mit dem 6. Rang in der Qualifikation überraschend den Sprung in die Playoff-Viertelfinals. Doch dann kam der erneute Tiefpunkt: Im 2014 gab der Verwaltungsrat der EHC Basel AG unter Führung von Präsident Matthias Preiswerk bekannt, dass der Club zahlungsunfähig ist und deshalb Konkurs angemeldet hat. Weil alle Rettungsversuche scheiterten, wurde der Konkurs vollzogen. Die Liga entzog daraufhin dem Club die Lizenz. Und nun meldet sich der EHC Basel nach einer langen Durststrecke hoffentlich wieder zurück in eine der zwei höchsten Profiligen der Schweiz.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

The Checking Line

Kontrovers und manchmal auch provokativ - "The Checking Line" thematisiert heisse Eisen und Dinge, die sich hinter den Kulissen des Schweizer Eishockeys abspielen.