Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

Ambrì stand in den letzten Jahren oft nahe am Abgrund und konnte oft in quasi letzter Sekunde den Kopf aus der Schlinge ziehen. Wenn ein Team weiss, wie es ist, mit dem Messer am Hals zu spielen, dann ist es der HC Ambrì-Piotta. Diese Nehmerqualitäten sind nun gefragter denn je: Wieder einmal müssen sie den schweren Gang in die Ligaqualifikation antreten.

Von Fabiano Wey

{sitelinkxoff}Diese Ligaqualifikation beginnt heute Donnerstag gegen den SC Langenthal in der heimischen Valascia. In einem hochdramatischen Playoff-Final konnten die Oberaargauer erstmals seit 2012 den Meistertitel in der NLB gewinnen. Nach einem 0:2-Rückstand und einer 3:2-Führung in der Serie kam es am vergangenen Dienstag zum entscheidenden 7. Spiel. Dieses Spiel war das Abbild der ganzen Serie. Die Lakers gingen in Führung, Langenthal kehrte das Spiel, doch die St. Galler konnten den Anschluss halten bzw. wieder ausgleichen. Erst in der zweitletzten Minute gelang Langenthal das Game-Winning-Goal.

Dieser Meistertitel berechtigt sie zur Ligaqualifikation... wie bereits 2012 wieder gegen Ambrì. Für die Leventiner war es die bislang letzte Ligaqualifikation. Im bisherigen Saisonverlauf sind zu vor fünf Jahren durchaus viele Parallelen zu finden. Kommt es gar zur kompletten Duplizität der Ereignisse? Ambrì spielte auch 2012 eine teilweise desaströse Saison. In der Regular Season holten sie damals einen Punkt mehr als in der aktuellen Spielzeit. Im Playout-Halbfinal und -Final gingen sie gegen die SCL Tigers bzw. Genf jeweils mit 0:4 unter. Langenthal holte den B-Titel in einer sechs Spiele dauernden, engen Serie gegen Lausanne. In der Ligaqualifikation hatte dann aber trotz allen Vorzeichen Ambrì klar die Oberhand.

Das Telegramm der Liqualifikation 2012.

Egal wie der Weg des A-Teams in die Ligaqualifikation war, es bleibt immer der Favorit. Nur schon aufgrund des höheren Tempos, an welches es gewöhnt ist. Bei Ambrì im Speziellen kommt hinzu, dass sie nicht das erste Mal in dieser Situation stecken. Diverse Spieler haben Erfahrungen mit heiklen Ausgangslagen und sie möchten nicht im Team gewesen sein, mit welchem der Traditionsverein abstieg. Die mentale Komponente, das Gefühl „Wir sind vom A - Wir sind besser“, dürfte eine gewichtige Rolle spielen. Vorausgesetzt sie konnten das trotz den Niederlagen behalten. Dies wird davon begünstigt, dass Ambrì gegen Fribourg keineswegs sang- und klanglos unterging. Die ersten zwei Spiele gingen zwar klar verloren, aber danach waren sie immer dran oder konnten Gottéron gar dominieren. Langenthal kommt mit Oberwasser in die Serie, aber gleichzeitig auch mit müden Beinen. Die Erholungszeit war/ist extrem knapp. Die Physis ist das eine, das Mentale das andere. Sie wollen bestimmt, aber wie stark ist der Gedanke, dass der Club auch bei einem Sieg vielleicht gar nicht aufsteigen will? Allerdings glaube ich, dass die Mannschaft über die Entscheidung vorgängig informiert sein wird. Bei einer siegreichen Ligaqualifikation müssten sie den Verzicht bis 24 Stunden nach Ende der Serie bekanntgeben. Nach Angaben von SRF.ch sieht es momentan eher so aus, als ob sie es wagen würden, sich Langenthal aber über lange Frist eher als ein gutes NLB-Team sieht. Es ist zu hoffen, dass ein allfälliges Abenteuer nicht zum Ruin des Klubs führen wird.

Alle Mutmassungen sind am Ende sowieso Makulatur und führen zu relativ wenig festem Gehalt. Aber eines wird für immer so sein: In der Ligaqualifikation ist immer der A-Vertreter Favorit, egal wie der vorherige Verlauf war. Setzt Ambrì diese Einschätzung um, wäre es wirklich eine Kopie der Serie von vor fünf Jahren.

Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

Blog mit aktuellen Themen und Hintergrundinformationen rund um das Phänomen HC Ambrì-Piotta - Ein Bergdorf spielt mit den Grossstadt-Vereinen mit.