Bull-etin Zug

Erstmals seit dem Playoff-Final 2019 hat der EV Zug zwei Playoff-Partien hintereinander verloren. Was muss sich ändern, damit der Final gegen die ZSC Lions nicht dasselbe Ende nimmt wie jener gegen den SCB vor drei Jahren?

Die genannte Statistik zeigt vor allem, wie dominant der EVZ in den letzten beiden Playoffs aufgetreten ist. Doch nun wird das Team von Dan Tangnes vor eine harte Probe gestellt. Die ZSC Lions konnten den Zugern den Schneid abkaufen. Dabei war die Serie enger, als es der 2:0-Vorsprung der Zürcher vermuten lässt. Über beide Partien betrachtet lag das Verhältnis der erwarteten Tore bei 5.77 (EVZ) zu 5.88 (ZSC), wobei die Chancenauswertung der Zuger vor allem in der zweiten Partie ungewöhnlich tief war (3.55 erwartete Tore gegenüber 2.51 beim ZSC).

Bully

Die besten Zürcher um Denis Malgin sorgten für die entscheidenden Aktionen.
PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

Mit anderen Worten: Wenn der EVZ so spielt wie in der zweiten Partie, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er bald ein Spiel gewinnt. Dennoch gibt es Möglichkeiten, um die Siegeschancen durch kleinere Anpassungen weiter zu erhöhen. Hier drei Vorschläge:

Einsätze optimieren

Beim ZSC ragen die auf dem Papier besten Spieler heraus, stellvertretend dafür Jakub Kovar und Denis Malgin. Die beiden nominell besten Linien der Zürcher (Andrighetto-Malgin-Hollenstein und Azevedo-Krüger-Bodenmann) haben bisher erfolgreicher aufgespielt als ihre Gegenüber (Simion-Kovar-Hofmann und Müller-Lander-Bachofner). So konnten die Lions die Zuger Vorteile bezüglich Kadertiefe in der dritten und vierten Linie ausmerzen.

Es ist an der Zeit, dass Coach Tangnes seine Linien konsequent so einsetzt, dass sie möglichst grosse Erfolgschancen haben. Warum nicht mit Carl Klingberg eine energische, ausgeruhte und torgefährliche Flügelfräse einsetzen, die Goalie Kovars Leben schwerer macht? Warum nicht eine Linie zusammenstellen, die Malgins und Andrighettos Wirkungskreise stärker eingrenzt und ihnen gelegentlich unter die Haut geht (zum Beispiel Klingberg-Leuenberger-Suri?)? Warum der eigenen Top-Linie um Jan Kovar nicht konsequent mehr Einsätze gegen die dritte oder vierte Zürcher Linie verschaffen? Im dritten Spiel hat Tangnes dank dem letzten Wechsel die Möglichkeit, seinen Linien (vermeintlich) vorteilhafte Matchups zu verschaffen.

Ein Einsatz Klingbergs anstelle des glücklosen Anton Lander würde zwar eine andere Zuger Schwäche verstärken: Die fehlende Qualität im Bully-Kreis. Aber das ist eine Baustelle, welche die Zuger ohnehin erst in der Sommerpause beheben können.

Jan Kovar

Jan Kovar konnte sich noch nicht wie gewünscht entfalten.
PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

Mehr Strafen provozieren

Ja, die ZSC Lions waren bisher im Powerplay mit drei Treffern aus sieben Überzahlsituationen (sowie einem Treffer bei 6-5) gnadenlos effizient. Und ja, es wäre hilfreich, wenn der EVZ ein Mittel fände, um dem Powerplay der Löwen die Zähne zu ziehen. Aber das ist nicht das Hauptproblem bei den Special Teams. Vielmehr müssen die Zuger schauen, dass sie selber häufiger in Überzahl agieren können. Einerseits, um ihre Chancen auf ein Tor zu erhöhen. Anderseits, um den Gegner müde zu spielen und dessen Spielrhythmus zu brechen. Zwei Powerplays in zwei Partien sind schlicht zu wenig. Die Zuger müssen noch aggressiver (aber diszipliniert!) und energischer auftreten und im gegnerischen Slot für mehr Verkehr sorgen, damit sich die Zürcher Defensive nur noch mit Regelvorstössen zu helfen weiss. Dieser Auftritt muss kollektiv erfolgen, aber es schadet sicher nicht, Spielern wie Klingberg oder Luca De Nisco, die den skizzierten Spielstil verkörpern, mehr Eiszeit zu geben.

Frischere Beine im dritten Drittel

In den ersten beiden Partien verspielten die Zuger den Sieg im dritten Drittel. Die ZSC Lions schafften es, sie stärker zurückzudrängen und das Spiel zunehmend zu kontrollieren. Im ersten Spiel trat der EVZ mit dem 2:0-Vorsprung im Rücken zu passiv auf, im zweiten Spiel schienen die Energiereserven etwas leer zu sein. Als Folge dominierten die Lions das Schussverhältnis und konnten daraus Kapital schlagen: Vier ihrer fünf Tore erzielten sie in den beiden dritten Dritteln, während dem EVZ kein einziges gelang.

Dan Tangnes muss also die Eiszeiten seiner Spieler so managen, dass sie auch im dritten Drittel noch Saft in den Beinen haben, beispielsweise indem er jungen Energiebündeln wie Dario Allenspach (bisher weniger als sieben Minuten Eiszeit pro Finalspiel) und Luca de Nisco (noch keine einzige Sekunde Eiszeit) mehr Auslauf gibt. Als Beispiel dient Spiel 3 im Viertelfinal gegen Lugano, als diese beiden zusammen mit Sven Leuenberger nach einem 0:2-Rückstand mit zwei entscheidenden Einsätzen im Mitteldrittel zur Wende beitrugen. Es ist nicht falsch, im Playoff-Final die besten Spieler zu forcieren, aber der Coach kann dazu beitragen, dass sie dies unter möglichst vorteilhaften Bedingungen tun können.

Alles einfacher geschrieben, als getan. Aber genau solche kleinen Anpassungen können dazu beitragen, das Wettkampfglück zu erzwingen und die Serie Schritt für Schritt zu drehen.

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