Bull-etin Zug

So fühlt es sich also an – Finalluft. Nach 19 langen Jahren konnte der EVZ sie wieder schnuppern. Es blieb allerdings beim Schnuppern. Nach einem missglückten Auftakt steigerte sich der EVZ von Spiel zu Spiel und kämpfte sich in die Serie zurück. Just als sich das Momentum nach dem zweiten Overtime-Sieg in Folge und vor der kapitalen fünften Partie in der Hauptstadt auf Zuger Seite befand, schlugen die Bären – provoziert durch das Zuger Kitzeln – mit einer Heftigkeit zurück, dass die Zuger chancenlos blieben.

Von Yannick Ringger (Photo: PHOTOPRESS / Keystone Anthony Anex)

{sitelinkxoff}Die Finalserie – insbesondere die fünfte und sechste Partie – haben dem EVZ klar die Grenzen aufgezeigt. Sinnbildlich lässt sich dies am letzten Gegentreffer der Saison darstellen. Statt den Puck tief in die Berner Zone zu schiessen, drehte Helbling ab und versuchte einen geordneten Spielaufbau. Prompt wurde er durch das Berner Forechecking unter Druck gesetzt und verlor die Scheibe. Aus einer potentiellen Zuger Offensivaktion resultierte ein Gegentor. So brutal diese Szene ist, drückt sie doch die wesentliche Diskrepanz zwischen dem alten, neuen Meister und dem EVZ aus. Erstere setzten den Gegner mit ihrem schnörkellosen, intelligenten, abgeklärten Spiel unter Druck und nutzten Fehler kaltblütig aus. Letztere verliessen zu oft ihr taktisches Konzept, das sich in der Qualifikation, dem Playoff-Viertel- und -Halbfinal als so effektiv erwiesen hatte.

Erschwerend kam hinzu, dass sich die Zuger im Final – im Gegensatz zum SCB – nicht mehr auf ihre überragenden Schlüsselspieler verlassen konnten. Diaz stand mit seinem Fehler vor dem 0:1 am Ursprung der Niederlage im sechsten Spiel, McIntyre blieb in der Finalserie ohne Tor, Stephan war nur in zwei Partien der bessere Torhüter und erhielt in den letzten beiden Partien elf Gegentreffer. Diese Baissen wogen umso schwerer, als auch die zweite Garde an Leistungsträgern blass blieb. Martschini fiel vor allem mit seinem Abschlusspech und Durststrecke auf, Holden wurde offensichtlich von einer Verletzung geplagt, Klingberg konnte nicht mehr an seine Leistungen aus den ersten beiden Runden anknüpfen, Immonen war offensiv so harmlos wie – abgesehen von der Serie gegen Davos – immer in den letzten vier Monaten, Helbling sammelte mehr Strafen, als durch solides Spiel zu überzeugen. Die Liste liesse sich beliebig weiterführen. Als Folge davon schossen die Zuger zu wenige Tore und erhielten zu viele Gegentore. Sie konnten kaum Strafen provozieren und wenn, dann war das Power-Play kaum potent. Stattdessen nahmen sie zu viele Strafen, was das Penalty-Killing nicht ausmerzen konnte. Kurz: Der EVZ war gegen einen kompletten, souveränen SCB klar die zweitbeste Mannschaft.

Besonders zu denken geben muss, dass der EVZ in drei Partien zu Beginn nicht bereit war und sich einen frühen Rückstand einhandelte, der bald in einer Kanterniederlage mündete. So wurden dem SCB dreimal relativ einfache Siege geschenkt, während sich der EVZ seine beiden hart erarbeiten musste. Womit diese wiederholten Fehlstarts zusammenhängen, bleibt ein Rätsel – insbesondere angesichts der Präsenz vom meistermachenden Psychologen Saul Miller. Allenfalls mag es an der fehlenden Erfahrung auf der grossen Bühne des Playoff-Finals liegen. Während die meisten Berner bereits letzte Saison den Titel holten, standen fast alle Zuger erstmals überhaupt in einem Final.

Die gewonnene Erfahrung mag sich mittelfristig positiv auswirken. Nicht zu unterschätzen ist neben der neugewonnenen Erfahrung auch der Hunger auf Meisterehren, den das Team beim Anblick des jubelnden SCB in der eigenen Arena bekommen hat. Just diese zwei Eigenschaften haben aus manchem Titelanwärter Meister gemacht. 1983 erlitten Gretzkys Edmonton Oilers dasselbe Schicksal, bevor sie zu ihrer Dynastie ansetzten. Und vor 20 Jahren unterlag der EVZ ebenfalls auf heimischem Eis demselben Gegner wie heuer, bevor er ein Jahr später …

Die Verträge des Coaching Staff und mehrerer ausländischer Spieler laufen aus. Wie der EVZ diese Schlüsselpositionen zu besetzen gedenkt und wie das Kader nächste Saison aussieht, wird im nächsten Blog in ein paar Tagen thematisiert werden.

Eine längere Version dieses Rückblicks ist auf zentralplus.ch zu finden.

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