Bull-etin Zug

Wie im letzten Artikel angekündigt, wird dieser Eintrag auf den Kader vom EVZ in der nächsten Saison eingehen. Es gibt wenige offene Positionen, dafür umso wichtigere. Die Verträge der beiden Coaches Kreis und Immonen laufen ebenso aus wie jene von allen Ausländern, mit Ausnahme von McIntyre.

Von Yannick Ringger

{sitelinkxoff}Nach der erfolgreichsten Saison seit dem Meistertitel 1998 sind bisher kaum Wechsel zu vermelden. Der Kern der Schweizer Spieler bleibt zusammen, als einziger Zuzug ist bisher jener von Timothy Kast (Genève-Servette HC) bekannt. Dennoch gibt es einige Fragezeichen, vor allem bei den wichtigsten Positionen. Dies überrascht nicht, da der EVZ letzten Herbst angekündigt hat, dass die Vertragssituation mit den Coaches und Ausländern erst nach dem Ende der Saison und je nach Playoff-Erfolg evaluiert werde. Nach der ersten Finalteilnahme seit 1998 kann eine Verlängerung mit Harold Kreis und seinem Assistenten Waltteri Immonen erwartet werden. Im dritten Jahr unter Kreis hat die Mannschaft sein System, das auf einer gut organisierten Defensive und effektiven Spielweise aufbaut, verinnerlicht. Das Kader wurde in den letzten Jahren nach seinen Vorstellungen zusammengestellt – die prägenden Attribute der diesjährigen EVZ-Ausgabe wie zuverlässiges Zwei-Weg-Spiel, Kampfgeist und Charakter zeichneten schon frühere Kreis-Teams aus. Dass diese Kombination erfolgreich sein kann und Kreis das Potential aus seinen Schützlingen herauskitzeln kann, haben die Playoffs bewiesen.

Trägt Kreis Nachwuchskonzept mit?

Sprechen viele Gründe für eine Verlängerung mit dem Deutsch-Kanadier, so gibt es neben den üblichen, auszuhandelnden Parameter eines Vertrages wie Dauer und Gehalt eine weitere potentielle Hürde für eine künftige Zusammenarbeit: Der EVZ möchte seine erste Mannschaft zukünftig vermehrt mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zusammenstellen. Mit der Hockey-Academy und dem eigenen NLB-Team wurden vielversprechende Strukturen für einen leichteren Übergang der Junioren in das Fanionteam geschaffen. Um sich in der höchsten Spielklasse durchzusetzen, brauchen die Jungen jedoch auch das Vertrauen eines Trainers, der sie fördert und ihnen Eiszeit gibt. Kreis hat sich bisher nicht den Ruf eines Ausbildners erarbeitet und müsste sich diesbezüglich wohl anpassen, um weiter in Zug bleiben zu können. Es wird interessant sein, zu sehen, ob er die Verantwortlichen davon überzeugen kann und wie sich die Jungen nächste Saison entwickeln, sollte er erwartungsgemäss ein neues Arbeitspapier erhalten.

Talentierte Verteidiger rücken nach

Damit eigene Junioren wie die Verteidiger Geisser, Fohrler und Gross sowie Stürmer wie Arnold oder Zehnder zu mehr Spielpraxis gelangen, hat Kläy die auslaufenden Verträge mit einigen Ergänzungsspielern nicht verlängert. In der Defensive verlassen Simon Lüthi (Olten) und Samuel Erni (SCL Tigers), die in den Playoffs kaum mehr zum Einsatz gelangten, die Kolinstädter. Die gross gewachsenen und physisch robusten Fohrler und Geisser, der gute Chancen hat, im NHL-Entry-Draft gezogen zu werden, erhalten im Hinblick auf die neue Saison ihre ersten Profiverträge und sollen zu einem festen Bestandteil der ersten Equipe werden. Daneben könnte auch der hochtalentierte Nico Gross, der als 16-Jähriger an den U20-Weltmeisterschaften teilgenommen hat, zu ersten Profi-Einsätzen kommen. Denkbar wäre bei ihm auch, dass er in eine kanadische oder schwedische Juniorenliga wechselt. Letzteren Schritt vollzog Livio Stadler, der die letzte Spielzeit in Luleå absolvierte und ebenfalls an der U20-WM spielte. Seine nächste Station ist noch ungewiss, doch wäre er reif, Eiszeit in der ersten Mannschaft zu erhalten. Alles in allem bleibt die Defensive weitgehend unverändert, wird aber mit talentierten, jungen Spielern, die zu den besten Schweizern ihres Jahrgangs gehören, ergänzt.

Chance für Junioren im Angriff

Im Angriff sind bei den Schweizer Spielern ähnlich wenige Abgänge zu verzeichnen. Neben Marc Marchon (Kloten), der kaum zum Einsatz gelangte, sind dies Emanuel Peter (SCL Tigers) und Sandro Zangger (Lausanne). Insbesondere der Abgang des Letzteren sorgte für etwas Irritationen, zumal die Zuger den weniger produktiven und schnellen, dafür älteren und solideren Kast aus Genf verpflichteten. Dieser könnte die Rolle Peters in der vierten Linie neben Schnyder und Diem übernehmen. Die Lücke Zanggers könnte ein eigener Junior schliessen. Anbieten würden sich Yannick Zehnder, Topscorer des Academy-Teams, der an der U20-WM gegen Dänemark mit einem Doppelpack brillierte, oder einer seiner Linienkollegen – sowohl im NLB-Team als auch an der U20-WM – Fabian Haberstich und Timo Haussener oder Fabio Arnold, der in der letzten Saison bei Verletzungen die bevorzugte Variante von Kreis war. Alle vier sind im Gegensatz zu Zangger Linksschützen, was insbesondere in der zweiten Powerplay-Formation zu einer Umstellung führen könnte. Eine weitere Alternative würde Calvin Thürkauf darstellen, der als Captain der U20-Nati ebenso überzeugen konnte wie als Leader in der WHL bei den Kelowna Rockets. Bei ihm stellt sich die Frage, ob er nach dem Abschluss eines Vertrages mit den Columbus Blue Jackets seine erste Profi-Saison in der AHL oder der Schweiz bestreitet. Für Konkurrenzkampf um den letzten Platz bei den Stürmern ist jedenfalls gesorgt.

Bestreitet Josh Holden eine zehnte Saison in Zug? (Photo: PHOTOPRESS / Alexandra Wey)

Was passiert mit Holden?

Ebenfalls umstritten dürften die Entscheide bei den ausländischen Spielern sein. Klar ist, dass McIntyre bleibt und die Zuger wieder mit vier Stürmern, darunter drei Centern, in die Saison steigen werden. Die Verträge mit den Finnen Järvinen und Immonen werden nicht verlängert. Flügel Carl Klingberg hat nach einer starken zweiten Saisonhälfte inklusive Playoffs gute Chancen auf eine Verlängerung. Der Schwede brachte mit seiner Physis, Schnelligkeit und Präsenz vor dem gegnerischen Torhüter dringend benötigte Elemente in die Mannschaft. Schwieriger präsentiert sich die Situation bei Josh Holden. Der Captain spielte in seiner neunten Saison eine solide Qualifikation, doch tauchte er in den Playoffs, auch wegen einer Verletzung, etwas ab. Mit seiner Intensität, Erfahrung und Führungsqualitäten nimmt der Kanadier weiterhin eine wichtige Rolle im Team an, doch wird er nicht mehr schneller. Dennoch scheint es unvorstellbar, dass ihm der EVZ kein neues Angebot machen wird. Denkbar wäre, ihn zu vergünstigten Konditionen als fünften Ausländer und temporäre Aushilfe beim Academy-Team zu behalten. Dies könnte jedoch zu Spannungen mit seinem Verständnis als Captain führen. Für ein frühzeitiges Engagement eines fünften Ausländers spricht der etwas gedrängtere Spielplan aufgrund der Olympia-Pause und die potentielle Teilnahme einiger EVZ-Ausländer, sollte die NHL ihren Verzicht aufrechterhalten. Diese Saison hat zudem bewiesen, dass es schwierig ist, im Februar einen fünften Ausländer zu verpflichten, der das Team wirklich verstärken kann. In der Causa Holden gibt es zudem den Hintergedanken zu berücksichtigen, dass er Ende der nächsten Saison den Schweizer Pass erhalten könnte. Für die Zuger würde das eine willkommene Verstärkung während der Saison darstellen – zum jetzigen Zeitpunkt können sie mit diesem Szenario allerdings nicht fest rechnen.

Mindestens ein neuer Ausländer

Aufgrund des Verzichts auf eine Verlängerung mit den finnischen Center Immonen und Järvinen wird General Manager Kläy mindestens einen neuen Ausländer verpflichten müssen. Idealerweise gelingt ihm ein ähnlicher Glücksgriff wie letztes Jahr mit McIntyre. Ein kompletter Spieler mit guter Spielübersicht, der defensiv wie offensiv dominieren kann, über Leaderqualitäten verfügt und in den wichtigen Momenten sein bestes Hockey spielt. Im Hinblick auf die Flexibilität im Powerplay wäre es von Vorteil, wenn der neue Ausländer rechts schiesst. Die Auswahl sollte jedenfalls gross sein.

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