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Welche General Manager haben vor und während der Free Agency 2021 einen „heimlichen Steal“ produziert und werden in den kommenden Monaten und Jahren dafür gefeiert?

Natürlich gehörten nach den Trades der Free Agency 2021 die Schlagzeilen besonders jenen, die einen besonderen Coup landen: Ganz zuoberst auf der Aufmerksamkeitsliste: Dougie Hamilton (zu den Devils), Marc-André Fleury und Seth Jones zu den Chicago Blackhawks, Mike Hoffman (nach Montréal) oder Ryan Suter (nach Dallas), Yanni Gourde, Phillip Grubauer und Marc Giordano als Expansion DraftWahl von Seattle und einige mehr. Die (meisten) NHL-Cracks mit Star-Status haben den Top-Vertrag erhalten, den sie anstrebten. Nimmt man Jack Eichel (vorerst) mal aussen vor. Aber: Es gab noch jene Trades, die man durchaus als heimliche Coups bezeichnen könnte. Hier eine (nicht auf Vollständigkeit beanspruchte) Auswahl:

Begehrteste Rollenspieler: Danault, Coleman & Co.

Die besten Rollenspieler erfüllen ihre Aufgabe nicht nur gewissenhaft, sondern avancieren in den entscheidenden Phasen zu heimlichen Game-Changer und können in wichtigen Spielphasen (Unterzahlspiel, Gegenspieler der gegnerischen Topstars beim Verteidigen eines Vorsprungs und so weiter...) eingesetzt werden. Solche Spieler waren in den letzten Wochen bei den GMs begehrt. So erstaunte es nicht, dass die Verpflichtungen von Barclay Goodrow (neu zu den New York Rangers), Blake Coleman (nun bei den Calgary Flames), Zach Hyman (von Toronto nach Edmonton) und Phillip Danault (von Montréal zu L.A.) in der Fachwelt besonders gefeiert wurden und die General Manager sich dies auch haben einiges kosten lassen. Bei allen Genannten war übrigens nicht die mangelnde Wertschätzung des vorherigen Arbeitgebers der Grund für den Wechsel, sondern die aktuellen und die noch zu erwartenden Zwänge bezüglich der Gehaltsobergrenze und der von den Spielern geforderten Vertragslaufzeiten. Bei Danault, der in den Playoffs 2021 als Defensivcenter Herausragendes leistete, spielte auch sein neues, offensiver ausgerichtetes Profil bei den L.A. Kings eine Rolle. Etwas unter dem Radar, aber bei vielen Fachleuten gefeiert: Die Verpflichtung von Pius Suter durch die Detroit Red Wings. Steve Yzerman hat mal wieder Weitblick bewiesen. Denn der Schweizer ist ein vielseitiger und sehr intelligenter, aber auch torgefährlicher Center, der genau in die Kaderstrategie der Wings passt. Kein Wunder bot man ihm einen Zweijahresvertrag über 6,5 Mio. an.

Das beste Preis-/Leistungsverhältnis: David Savard

Als den vielleicht besten Deal von allen in Bezug auf das gebotene Preis-/Leistungsverhältnis machten die Canadiens de Montréal mit David Savard. Wie Barclay Goodrow und Blake Coleman war auch David Savard ein wichtiger Spieler beim amtierenden Stanley Cup-Sieger. Savard aber hat Prioritäten in seinem Leben. Seine Familie stammt aus der direkten Umgebung Montréals (Saint-Hyacinthe, 60 Kilometer entfernt) und es war immer ein Kindheitstraum, für die Habs aufzulaufen. Nicht nur die Eltern, sondern auch Ehefrau und Sohn spielten beim Entscheid, bei den Canadiens zu unterzeichnen, eine Schlüsselrolle. Der Familienmensch nutzte die Chance, für und in Montréal für die Sainte Flanelle zu spielen und in der Provinz Québec seine Familie wieder anzusiedeln. „Es war der entscheidende Aspekt“, sagte er an der Pressekonferenz. Und so unterschrieb einen Vierjahresvertrag für 14 Mio. obwohl er lukrativere Angebote vorliegen hatte (auch wegen der Steuererleichterungen in gewissen US-Staaten). Das wird ihn zum Publikumsliebling machen.

Der beste „Deal“: Tyler Johnson

Die Tampa Bay Lightning können es sich leisten, wichtige Rollenspieler wegziehen zu lassen. So auch bei Tyler Johnson, der nun bei den Blackhawks seine Karriere neu lancieren kann. Für den taktisch vielseitig einsetzbaren und schnellen Johnson (Center oder Flügel) plus einem Zweitrunden-Draftpick 2023 erhielten die Bolts den Veteranen Brent Seabrook, der Tampas Defensive stabilisieren wird. „Heimlicher Sieger“ bei diesem Tauschgeschäft: Chicago.

Die besten Bargains: Perry, Haula, Bellemare...

Immer wieder zeigt sich, dass sich einige Spieler, die für ein oder zwei Jahre unterschreiben, besonders ins Zeug legen. Das gilt insbesondere für typische Rollenspieler wie Eric Haula (zwei Jahre für 4,75 Mio.) oder P.E. Bellemare (Rangers, zwei Jahre für 2 Mio.), die auch bereit sind, Abstriche beim Verdienst zu machen. Einer, der schon letzte Saison in Montreal mit einem Kurzzeitvertrag überzeugte, war Corey Perry. Man wollte ihn gerne halten und er wäre auch geblieben, aber Tampa Bay bot ihm den gleichen Deal (eine Million), jedoch für zwei Jahre statt nur einem. Und so entschied sich Perry für den Clubwechsel.

Ausserdem erwähnenswert sind folgende Transfers, die sich sportlich als lohnenswert erweisen könnten: Der junge Verteidiger Ethan Bear (von Edmonton nach Carolina) passt sehr gut ins Konzept der Canes, so wie auch Rasmus Ristolainen in Philly. Cody Glass in Nashville und Jaden Schwartz in Seattle sowie Tomas Tatar (von Montreal nach New Jersey) waren nicht ganz billig, aber sie werden für eine Bereicherung der Offensive ihrer neuen Teams sorgen. Glass und Schwartz sind zudem bekannt als gute Zweiwegstürmer. Auch ein guter Move: Der Vierjahresvertrag von Joel Armia in Montreal. Bei den Goalies wurde die Verpflichtung der Red Wings von Alex Nedeljkovic als wahrer Steal gewertet.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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