NHL Observer

Aktuell tummeln sich knapp 20 NHL-Stars aus dem deutschsprachigen Raum in der besten Liga der Welt. Gut drei Viertel davon sind Leistungsträger. Was auffällt: Mehr Schweizer als Deutsche haben sich 2021/22 einen NHL-Platz gesichert, aber dafür sind alle deutschen NHL-Cracks absolute Leistungsträger in ihren Clubs.

13 Schweizer NHL-Spieler und nunmehr nur noch ein Österreicher (Michael Raffl, 28 Partien, acht Punkte für Dallas) sind aktuell in den NHL-Kadern aufgeführt. Ein weiterer mit einer Schweizer Lizenz ist Mason McTavish. Dieser musste jedoch nach einem tollen Saisonstart wie vereinbart nach neun Partien zurück in die AHL (San Diego) und in die OHL (Petersborough). Er wird für Kanada an der Junioren-WM auflaufen. In der Summe macht das insgesamt - mit den aktuell sechs Deutschen NHL-Cracks inklusive - 20 NHL-Akteure aus der so genannten DACH-Region, die in der besten Liga der Welt spielen.

Dominant: Josi, Meier, Nico und Nino

Bei den NHL-Stars aus Deutschland fällt auf, dass alle aktuell als Stammspieler gelistet sind (inklusive den beiden Goalies) und zudem noch als Leistungsträger in ihren Clubs zählen. Das kann man von einigen Schweizer NHL-Spielern nicht unbedingt behaupten. Nashville-Captain Roman Josi und San José Sharks-Skorer Timo Meier spielen eine Schlüsselrolle in ihren Teams. Auch Nico Hischier ist der wohl wichtigste Center bei den New Jersey Devils, weil er nicht nur spieltechnisch, sondern auch taktisch Akzente setzt. Der Nummer-1-Draftpick 2017 und aktuelle Captain der Devils glänzt vor allen Dingen mit Spielintelligenz und zeigt, wie gut er auch als Zweiwegcenter geworden ist. Ein Leistungsträger ist auch Nino Niederreiter, der es Jahr für Jahr schafft, auch in seiner speziellen Rolle als Defensivstürmer im ersten oder zweiten Offensivtrio zwischen 30 und 35 Skorerpunkte zu erzielen. Früher war er in seiner Juniorenzeit ein gefürchteter Topskorer und auch in Minnesota ein 50-Punkte-Spieler. Nun erzielt er mit Vorliebe Tore in der Zone vor dem Goalie und im Powerplay. Die Mitspieler lieben den Schweizer aufgrund seiner Arbeitseinstellung und taktischen Intelligenz.

Pius Suter - „A Steal“

Ähnlich ist es mit Center Pius Suter von den Detroit Red Wings. In der Motor City spricht man nicht umsonst von einem „Steal“, als man ihn von den Chicago Blackhawks (wo er 2020/21 eine sehr starke Rookie-Saison spielte) verpflichtete. Pius Suter ist unangefochtener Stammspieler und der Center der zweiten Sturmlinie. Er kommt in den Special Teams zum Einsatz (in der Regel ist er der Center in der ersten PP-Unit, da Dylan Larkin als Blueliner neben Moritz Seider aufgestellt wird) und zeigt taktische Flexibilität. Teamintern gehört er zu den Top-Six-Skorern.

Luft nach oben für Fiala

Etwas anders ist es bei Kevin Fiala. Er war eigentlich zusammen mit Kirill Kaprizov und Mats Zuccarello der designierte Topskorer der Minnesota Wild. Aber seine Leistungsschwankungen geben oft Anlass zu Diskussionen. Was er aber mitbringt, ist der gewisse Schuss Genialität. Fialas Schusstechnik aus der Halbdistanz ist gefürchtet. Deshalb spielt er regelmässig in Überzahlsituationen. Seine unvorhersehbaren Aktionen machen ihn unberechenbar und manchmal wird ihm vorgeworfen, er spiele zu sehr „für die Galerie“. Jedenfalls gehört Fiala trotz aller Qualitäten aufgrund der (hohen) Erwartungshaltung zu eher jenen Schweizer NHL-Stars, die sich noch steigern müss(t)en.

„Aufsteiger des Jahres“ unter den Schweizer NHL-Cracks?

Ein weiterer Stammspieler, der in dieser Saison überzeugte, ist Jonas Siegenthaler. Der Ex-Capitals-Back besticht als Defensivverteidiger an der Seite von P.K. Subban oder Damon Severson, spielt in der ersten Unterzahl-Unit und generiert eine Eiszeit von zirka 20 Minuten pro Spiel. Seine Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorsaison ist auffällig. Wie auch Teamkollege Nico Hischier ist er einer jener Devils-Spieler mit einer positiven Plus-/Minus-Bilanz und dabei der Einzige unter den Verteidigern.

Die Wackelkandidaten

Wackelkandidaten als NHL-Spieler sind derzeit Gregory Hofmann (Columbus) und Phillipp Kurashev (Chicago). Auch wenn beide immerhin schon drei Viertel aller Saisonspiele bestritten haben. Sowohl Hofmann wie auch Kurashev haben jedoch einen schweren Stand und erhalten nicht die erhoffte Eiszeit (beide um die 12:45 Minuten pro Partie in dritten oder vierten Linien). Wenn man bei Hofmann als Rookie von einer Etablierungs- und Gewöhnungsphase sprechen kann, so hat sich Kurashev nach der gelungenen Rookie-Saison 20/21 doch etwas mehr erhofft. Er zeigt zuweilen Anzeichen von einem „Sophomore Slump“.

Abschliessend zu erwähnen sind Devils-Goalie Akira Schmid, Columbus-Verteidiger Dean Kukan und Arizona-Verteidiger Janis Moser, die gelegentlich in der NHL eingesetzt werden, während Sven Bärtschi in dieser Saison bisher nur eine Partie für Las Vegas bestritt. Janis Moser ist aber nach seinen ersten fulminanten Leistungen auf NHL-Eis auf dem besten Weg, sich zunächst einmal zu etablieren. In der Altjahreswoche erzielte er sogar seine ersten zwei NHL-Treffer beim Restart des NHL-Spielbetriebs nach der über einwöchigen Omikron-Pause (gegen die San José Sharks).

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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Was passiert hinter den Kulissen der NHL und was steckt hinter den Geschichten, die uns bewegen? NHL Insider Joël Ch. Wuethrich öffnet für SHN sein NHL Netzwerk.