NHL Observer

Das Beste aus der Situation machen – das war für alle in der Sportwelt das Motto während den ersten Covid-Pandemiewellen. Dies galt auch für jene Spieler, die als Notnagel aus der AHL schneller als vorgesehen und zeitweise auch über einen längeren Zeitraum als erwartet in der NHL performen mussten. Einige haben so überzeugt, dass sie gleich zu etablierten NHL-Stammspielern avancierten und es wohl auch bleiben werden. Einer davon ist Janis Moser.

Nur Insider hatten voraussehen können, dass Spieler wie Brandon Duhaime, Mathew „Matt“ Boldy (beide Minnesota Wild), Kristian Vesalainen (Winnipeg Jets), Marian Studenic, Mason Geertsen (beide New Jersey Devils), Sean Durzi (L.A. Kings) oder Michael Pezzetta (Montreal Canadiens) und besonders aus Schweizer Sicht Janis Moser (Arizona Coyotes) bereits 2021/22 in der NHL Fuss fassen würden. Aber sie (die Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit) gehören zu jenen NHL-Profis, die aufgrund des Ausbruchs der Omikron-Covidvariante entweder unverhofft oder schneller als erhofft den Sprung von der AHL in die NHL schafften. Und sich dort dann auch etablieren konnten.

AHL-Teams mussten leiden...

In den Wochen und Monaten um die Jahreswende 2022 nach dem Ausbruch der Omikron-Covid-Variante mussten die meisten AHL-Clubs mehr als zuvor viele ihrer wichtigsten Spieler an ihre NHL-Affiliates abgeben. Dies ging einher mit verschiedenen Problemen: Mehrere junge Spieler, die erst für die Saison 2022/23 als NHL-Stammkräfte eingeplant waren, mussten bereits jetzt in der NHL performen und wurden so in ihrer linearen Entwicklung gestört. Andererseits mussten auch einige AHL Farmteams ihre Schlüsselspieler immer wieder für die NHL abstellen, um dort die Kader der am meisten betroffenen Teams mit einigermassen valablen Ersatzspielern aufzufüllen. Dies störte empfindlich die Saisonplanung. Besonders dramatisch war die Situation der Rocket de Laval, dem Farmteam der Canadiens de Montréal. Bei den Habs mussten schon zu Saisonbeginn nicht nur mehrere Schlüsselspieler ersetzt werden, sondern auch laufend welche, die dem so genannten Covid-Protokoll unterzogen wurden. Und so war der Weg vorerst mal frei für Spieler wie Michael Pezzetta oder Laurent Dauphin, die eigentlich noch kein NHL Format haben, sich in der Zwischenzeit aber in der besten Liga der Welt sogar als Stammspieler etablieren konnten. Zumindest so lange, bis dass sich die Kadersituation wieder normalisiert. Und auch der Goalie Samuel Montembeault sollte unter massiv verschärften Umständen zu einem NHL-Goalie aufsteigen. Er hat sich aber aller Voraussicht nach (vorerst) nicht als NHL-Stammkraft empfehlen können. Kein Wunder in Anbetracht der aktuellen sportlichen Situation bei den Habs. Ganz im Gegenteil zu Ville Husso von den St. Louis Blues. Dieser konnte sich in einer wettbewerbsfähigen Mannschaft bereits eine Saison vor dem eigentlichen Plan als fixer NHL-Backup etablieren.

Unverhofft kommt oft – dann aber die Chance nutzen...

Es gibt eine Vielzahl weiterer interessanter Geschichten dieser Art. So zum Beispiel jene von Mason Geertsen von den New Jersey Devils und somit Teamkollege von Jonas Siegenthaler und Nico Hischier. Geertsen ist ein vielseitiger, gelernter Verteidiger, der aber auch als linker Flügelstürmer eingesetzt werden kann. Er, der bisher einer der Leistungsträger war bei den Hartford Wolf Pack, gilt sozusagen als das neue „Schweizer Taschenmesser“ der Devils. Wo andere mit einer klaren Spielausrichtung und mit einem speziellen Profil glänzen, ist Geertsen ein willkommener Lückenbüsser für verschiedenste Situationen. Die Devils waren, wie die Canadiens auch, ziemlich stark betroffen von Covid-Absenzen und so konnten mehrere Spieler aus den Farmteams in der NHL vorstellig werden. Wie Mason Gertsen hat auch der Slowake Marian Studenic profitiert, als er von den Utica Comets kam.

Interessant sind zudem jene Geschichten, wo sich Nachwuchsspieler nun durchzusetzen, die eigentlich erst für nächste Saison für eine Promotion in die NHL vorgesehen waren. Janis Moser zum Beispiel. Der Offensiv-Verteidiger der Arizona Coyotes hat als Notnagel so gut abgeliefert, dass er nunmehr kaum aus den Top Six in der Verteidigung der Yotes wegzudenken ist. Weitere gute Beispiele für eine NHL-Karriere, die womöglich wegen oder durch Omikron-Umstände schneller in Fahrt kam: Verteidiger Sean Durzi (L.A. Kings) und die beiden neuen Jungstars der Minnesota Wild, Matt Boldy und Brandon Duhaime.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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Was passiert hinter den Kulissen der NHL und was steckt hinter den Geschichten, die uns bewegen? NHL Insider Joël Ch. Wuethrich öffnet für SHN sein NHL Netzwerk.