Mit Spannung beobachten NHL-Fachleute und -Interessierte jeweils in den ersten Saisonwochen, wie sich die designierten Topstars der Zukunft als Rookies durchzusetzen versuchen. Während bei den aktuellen Rookies 2022/23 in erster Linie Mason McTavish, Juraj Slafkovsky, Shane Wright, Shane Pinto oder Owen Power die Blicke auf sich zogen, haben andere die Fachwelt nicht nur überrascht, sondern gar begeistert.
Ist Kaiden Guhle der McDonagh 2.0?
So hat beispielsweise Kaiden Guhle (20) bei den Canadiens de Montréal jetzt schon Kultstatus und ist kaum mehr wegzudenken aus der Habs-Verteidigung. Der Ex-Captain der U20-Nationalmannschaft Kanadas (wurde damals schon „Captain Cool“ genannt) avancierte während der Saisonvorbereitung und in den ersten sechs Saisonpartien in Abwesenheit der verletzten Joel Edmundson und Mike Matheson zum neuen Defensiv-Quarterback im Team an der Seite seines neuen Mentors David Savard. Viele vergleichen Guhle bereits mit Ryan McDonagh, da er ähnliche Qualitäten auf sich vereint und wie der zweifache Stanley-Cup-Sieger mit spielerischer Dominanz Führungskompetenz zeigt und nicht als Lautsprecher oder Motivator in der Kabine. Seine Interviews sind immer abgeklärt, unaufgeregt aber dennoch ausführlich und informativ.
Mutig, frech und selbstbewusst
Und er ist nicht der einzige Habs-Frischling, der begeistert: Auch Jordan Harris, Arber Xhekaj und Jonathan Kovacevic lassen es krachen und generieren allesamt Eiszeiten wie erfahrene NHL-Verteidiger. Zuweilen sind sie sogar für das eine oder andere Highlight besorgt. So zum Beispiel Arber Xhekaj, der neue Schrecken der Enforcer in der Liga und persönlicher Beschützer von Nummer-Eins-Draftpick Juraj Slafkovsky. Xhekaj und „Slaf“ sind zudem auch die absoluten Stimmungskanonen unter den jungen Habs-Stars mit einem extrovertierten Verhaltensmuster. Die neuen jungen Wilden tragen dazu bei, dass Montréal resultattechnisch trotz verletzter Leistungsträger einen respektablen Saisonstart hinlegte und vor allem spielerisch die Fans von den Sitzen riss. Besonders in den Heimspielen gegen Toronto und Pittsburgh. Fazit: Ein frischer Rebuilding-Herbstwind weht durch das Centre Bell. Man muss sich derzeit sogar fragen, welche dieser jungen Verteidiger, die die Fans bereits ins Herz geschlossen haben, bei der Rückkehr der arrivierten Cracks Edmundson und Matheson auf die Tribüne oder ins Farmteam nach Laval versetzt werden. Kaiden Guhle ist es schon mal nicht…
Neue Stars am NHL-Himmel?
In anderen Teams ragten in den ersten NHL-Saisonwochen 2022 teilweise einzelne Rookies aus dem Kollektiv heraus: Jake Sanderson (Ottawa), Nick Blankenburg (Columbus) und Matty Benier (Seattle) haben sich bereits als Stammspieler etabliert mit Eiszeiten von fast 20 Minuten pro Partie. Auch Flügelstürmer Noah Cates erhält viele Shifts bei den Philadelphia Flyers und Matty Benier scheint eine Top-Entdeckung zu sein als Center der ersten Sturmlinie und in der ersten Powerplay-Unit – als Rookie notabene! Der beste Skorer unter den Rookies, jedoch auch an der Spitze der Minus-Statistik, war während einiger Tage der Minnesota Wild-Verteidiger Calen Addison. Nicht unerwähnt bleiben soll hierbei natürlich auch JJ Peterka mit seinem tollen Saisonstart in Buffalo.
Goalies der Generation Z
Die Generation Z ist auch bei den NHL-Goalies seit Jahren im Vormarsch. Haben in den Jahren zuvor bereits Jake Oettinger, Igor Shesterkin, Carter Hart, Tristan Jarry, & Co. den Durchbruch geschafft, versuchen ihnen diese Saison Eric Comrie (Buffalo), Logan Thompson (Vegas) oder Stuart Skinner (Edmonton) nachzueifern. Sie haben in ihren ersten NHL-Einsätzen diese Saison bereits überzeugt. Etwas überraschend war jedoch zum Saisonstart, dass beim Team der Stunde in den ersten zwei Saisonwochen, den Boston Bruins, Linus Ullmark ganz klar den Vorzug vor Jeremy Swayman erhält. Letzterer gehört ja auch zur Generation Z der NHL-Keeper. Die beiden Bruins-Keeper pflegen übrigens trotz grosser interner Konkurrenz eine besondere Freundschaft und kultivieren Rituale bei der gegenseitigen Unterstützung.
Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.
