Arber Xhekaj hat das Potenzial, die albanisch-kosovarische Community weltweit zu begeistern und besonders jene in der Schweiz. Diese fühlt sich in erster Linie mit dem Fussball verbunden. Niemand weiss das besser als wir Schweizer:innen. Eine Eishockeybegeisterung bei den Kosovo-Albaner:innen in der Schweiz zu entfachen, scheint fast unmöglich. Bis jetzt...
Alban Rexha, Tie und Max Domi
In der Schweizer Eishockey-Fangemeinschaft kennt man Alban Rexha (aktuell beim EHC Basel) als einen der wenigen albanisch-kosovarischen Eishockeyprofis. Die meisten Kosovo-Albaner:innen wenden sich dem Fussball zu. Etwas anders ist es in Kanada, wo der Eishockeysport auch die zweite und dritte Generation der Zugewanderten begeistert. Aber nach Eishockeystars aus Kosovo oder Albanien muss man dennoch mit der Lupe suchen.
Der erste wirklich grosse Eishockeystar der NHL mit albanischen oder/und kosovarischen Wurzeln hiess Tie Domi. Sein Übername: "The Albanian Assassin". Er erlangte in der NHL als Goon Kultstatus. Legendär waren seine Fights auf dem Eis gegen wesentlich grössere Gegner wie beispielsweise jener gegen Ulf Samuelsson 1995, als er diesen ausknockte. Oder auch sein Fight vor rund 22 Jahren gegen einen Fan in Philadelphia. Als dieser Domi - auf der Strafbank sitzend - minutenlang verbal provozierte, spritzte Domi ihn mit Wasser voll. Was wiederum den Fan dazu veranlasste, sich über das Plexiglas zu bücken um Domi zu schlagen. Was dann passierte, kann man hier sehen . Domis Kommentar dazu nach dem Spiel: "He was entering my territory."
Aber: er war auch versiert als Flügelstürmer und man konnte ihn nicht nur auf den Trash Talk oder den Grit reduzieren. Sein Sohn Max Domi (Chicago Blackhawks, U20-Weltmeister 2015) ist ein anderer Spielertyp. Auch er ein unangenehmer Gegenspieler, aber mit etwas mehr Skills gesegnet. Den Kultstatus seines Vaters wird er aber wohl nicht erlangen.
Publikumsliebling in Montréal – und bald auch in der Schweiz?
Und nun macht Arber Xhekaj Karriere in der NHL. Und dies ausgerechnet in Montréal. Die Fans lieben ihren Rookie-Verteidiger, weil er nicht nur robust und furchtlos spielt, als starker Zweikämpfer seine Teamkollegen verteidigt und eine ehrliche Arbeitsethik hat (hier eine Kostprobe)
Xhekaj ist auch spielerisch auf der Höhe und ein unterhaltsamer Zeitgenosse im Umgang mit den in Montréal allgegenwärtigen Medien. Seine Persönlichkeit macht ihn liebenswert und das ist in der Metropole der "Belle Province" (Übernahme für die Provinz Québec) ein wichtiger Aspekt. Einige vergleichen ihn schon diesbezüglich mit dem in Montréal so beliebten P.K. Subban.
Dass Arber Xhekaj sich in der NHL als Rookie durchsetzt, kam etwas überraschend. Zumal die Habs sich in einem Neuaufbau befinden. Aber Xhekaj nutzte im vorsaisonalen Trainingslager die Gunst der Stunde und konnte sich als einer von sechs Verteidiger-Rookies ins NHL-Team spielen. Zumal er ein ungedrafteter Spieler ist, der sich mit Fleiss und Willenskraft in die OHL spielte (Kitchener, Ontario Hockey League). Vor zwei Jahren arbeitete er noch 50 Prozent in einem Möbelladen. Wie Arber Xhekaj aber weiter an seinem Traum arbeitete und daran glaubte, beeindruckte Montréals Chefcoach Martin St.Louis. Die NHL-Legende weiss aus eigener Erfahrung was es braucht, es als ungedrafterer Spieler in die NHL zu schaffen. Was ihm sehr hilft ist das Mentoring der drei Canadiens-Veteranen in der Verteidigung (Edmundson, Savard, Matheson).
Arber Xhekaj ist eine der sympathischsten Randgeschichten der aktuellen NHL-Saison. Besonders auch, weil er trotz seiner erlangten Popularität nicht abhebt, bescheiden bleibt und dankbar ist für jeden Moment, den er in der NHL verbringen darf. Das ist nicht selbstverständlich in einem Montréaler Umfeld, wo jeder Eishockeyspieler, der das legendäre Jersey überstreift, zu einem kleinen Helden der Fans avanciert. Und wer weiss, vielleicht wird er zu einer ähnlichen Kultfigur wie einst Tie Domi und begeistert auch die Schweizer Community der Kosovo-Albaner:innen für den Eishockeysport.
