Wir hatten es an dieser Stelle beziehungsweise in diesem Blog letzte Woche in einer ausführlichen Vorschau thematisiert: Die Hudson River Rivalry zwischen den New Jersey Devils und New York Rangers wird von den beiden Clubs und deren Fans intensiv gelebt. In den letzten elf Jahren jedoch nur in der regulären Saison. Auch wenn während der Qualifikationsrunden die Partien zwischen diesen beiden Mannschaften seit jeher vom Derbycharakter geprägt sind, so wurde diese Rivalität besonders durch die Playoff-Duelle stark emotionalisiert.
Epische Playoff-Serien
Es gab so manch epische Serie zwischen diesen beiden Clubs. 1992 und 1994 setzten sich die Blueshirts in sieben Partien in dramaturgisch hochstehenden Serien durch. Unvergessen ist der Conference Final 1994, wo die Rangers in der doppelten Overtime in Spiel 7 skorten und sich so die Startruppe um Marc Messier den Weg zum Stanley-Cup-Sieg ebnete (ebenfalls wieder in sieben Partien in der Finalserie gegen Vancouver). Nach drei relativ klaren Angelegenheiten 1997 (Rangers 4:1), 2006 (Devils 4:0) und 2008 (Rangers 4:1) gab es dann 2012 wieder ein emotionaleres und sportlich knapperes Duell, das diesmal den Devils in den Conference Finals den Weg in den Stanley-Cup-Final ebnete (4:2). Das war die Rache für 1994, wobei New Jersey anschliessend die Finalserie mit 2:4 gegen die L.A. Kings verlor.
Aus der Hudson River Rivalry entstand die „Avery Rule“
In den Playoffs 2008 wurde die Hudson River Rivalry nicht aufgrund des sportlichen Gehalts, sondern wegen eines anderen Ereignisses zur Legende. Was war passiert? Der legendäre Goon und Provokateur Sean Avery – damals in Diensten der Rangers – liess sich etwas einfallen, was die Devils-Torhüterlegende Martin Brodeur zur Weissglut brachte: Am 13. April 2008 praktizierte er eine völlig neue Taktik um dem gegnerischen Torhüter die Sicht zu versperren. Bei einer doppelten Überzahl für sein Team ignorierte er den laufenden Spielbetrieb völlig und fing an, seine Hände und seinen Stock vor dem Gesicht von Martin Brodeur hin- und herzubewegen, um diesem so die Sicht auf den Puck und das Spielgeschehen zu behindern. Dieses Vorgehen wurde zwar von vielen Experten als unsportlich bezeichnet, war zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht verboten, da er dabei genug Abstand zum Torhüter einhielt. Es entstand sogar ein Tor aus dieser Situation. Am Tag darauf erliess die NHL eine Änderung der „unsportsmanlike conduct“-Regel, um solches in Zukunft zu verhindern. Die „Sean-Avery-Regel“ war geboren und auch eine tiefe Animosität zwischen Avery und Brodeur, der sich nach dem Seriengewinn der Rangers sogar weigerte, Avery die Hand zu schütteln.
Bereit für neue emotionale Playoff-Geschichten
Diese Geschichten kennen die jüngeren Blueshirts- und Devils-Fans natürlich auch, aber sie erleben erstmals die ganze Intensität hautnah selbst. Und es entwickeln sich bestimmte Animositäten, wie beispielsweise jene der Devils-Fans gegen Chris Kreider. Kreider ist nun seit Spiel 1 der Serie beste Playoff-Torschütze der Rangers aller Zeiten und hatte mit seinen Powerplay-Toren (in der Regel als Screen-Spieler vor dem Torhüter) einen Hauptanteil am optimalen Start seines Teams in die Serie. Auch Jacob Trouba ist aufgrund seiner Spielweise in der Beliebtheitsskala der Devils Fans ganz weit unten. Die Rangers-Fans hingegen suhlen sich in ihrem „Mia san mia“-New York-Manhattan-Verhaltensmuster. Es ist zu wünschen, dass diese Serie noch einige Spiele andauert, damit die Hudson River Rivalry auch bei den Generation Y und Z eine bleibende Erinnerung hinterlässt (Bemerkung: Redaktionsschluss war kurz vor Spiel 4 der Serie).