Die Vertragspokerspiele haben begonnen

Die Saison 2022/23 ist erst acht Spiele alt, dennoch laufen die Planspiele für die Zukunft im Hintergrund bereits auf Hochtouren. Welchen Spieler bleiben, welche Spieler erhalten keinen neuen Vertrag?
Sportchef Reto Kläy steht vor einer schwierigen Aufgabe. Unter den elf Spielern befinden sich neben Junioren wie Rémi Vogel (20) und Daniel Neumann (20) auch Leistungsträger und Publikumslieblinge wie Yannick Zehnder (24), Lino Martschini (29) und Christian Djoos (28). Bekannt ist, dass der EVZ gemäss CEO Patrick Lengwiler seine Kosten auf die kommende Saison hin wieder zurückfahren muss. Doch wo gibt es überhaupt Sparpotenzial?

Viel Spielraum in der Verteidigung – geht Samuel Kreis?

Viel Planungsspielraum hat der Zuger Sportchef in der Verteidigung. Mit Rückkehrer Tobias Geisser (23), Nico Gross (22), Livio Stadler (24) und Junior Arno Nussbaumer (19) besitzen nur vier von zehn Verteidigern aus dem aktuellen Kader einen Vertrag über diese Saison hinaus.
Gerüchte über einen Abgang gab es bei den Spielern mit auslaufenden Verträgen bisher kaum – mit Ausnahme von Samuel Kreis (28). Gemäss der Luzerner Zeitung soll der SC Bern an ihm interessiert sein. Für Kreis wäre es eine Rückkehr zu jenem Club, bei dem er bereits im Nachwuchs aktiv war, in der Saison 2012/13 sein NL-Debüt feierte und bis 2017 unter Vertrag stand. Bleibt Kreis der einzige Abgang unter den Schweizer Verteidigern, bietet sich eine interne Lösung an und einem der jungen Spieler eine grössere Rolle zuteilt. Nico Gross hat zumindest in der nordamerikanischen Juniorenliga OHL bewiesen, dass er in der Offensive eine gute Rolle einnehmen kann (187 Spiele, 69 Skorerpunkte). Seit seiner Rückkehr nach Zug verrichtete er vor allem defensive Arbeit. Aufgrund seiner körperbetonten Spielweise sowie seinen defensiven Qualitäten wäre er wohl eher der geeignete Ersatz für Schlumpf. Vielleicht entwickelt sich aber Arno Nussbaumer zur geeigneteren Lösung. Nussbaumer war bislang nie ein fleissiger Punktesammler, während einer Saison verbuchte er in seiner gesamten Karriere nie mehr als 10 Skorerpunkte. Seine bisherigen Statistiken aus der aktuellen Saison lassen aufhorchen: neuen Spiele, acht Skorerpunkte bei der U20! Dazu steuerte er bei seinem ersten Auftritt im Fanionteam in dieser Saison gleich einen Assist bei.

Realistisch ist eine Vertragsverlängerung bei Dominik Schlumpf (31), welcher seit acht Jahren beim EVZ unter Vertrag steht. Mit seiner bisher produktivsten Saison hat Schlumpf in der vergangenen Saison gute Argumente für einen neuen Vertrag geliefert, daran ändert auch sein eher schwacher Start in die neue Saison (noch) nichts.

Bei den Importspielern Christian Djoos (28) und Niklas Hansson (27) wird man ebenso zuwarten wie bei den Eigengewächsen Dario Wüthrich (23) und Rémi Vogel (20). Bei den Importspielern wird traditionell zugewartet mit einer Vertragsverlängerung. Zeigen Djoos und Hansson aber weiterhin so gute Leistungen wie bisher, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein bis beide Spieler eine neue Offerte erhalten.

Rémi Vogel konnte bisher sein Potenzial auf der NL-Bühne noch nicht wirklich unter Beweis stellen (Fünf Einsätze in der letzten Saison). Er spielt momentan bei der U20 und kann sich dort beweisen. Dario Wüthrich wurde nun bis Weihnachten an den HC Ambri-Piotta verliehen, wo er die Chance hat Spielpraxis zu sammeln. Wüthrich wird diese Chance nutzen müssen, ansonsten könnte seine Reise beim EVZ im kommenden Frühling zu Ende gehen.

Klingberg, Martschini und Zehnder – bleiben die Publikumslieblinge?

In der Offensive ist die Lage nach den Vertragsverlängerungen mit Senteler und Herzog etwas entspannter und das Bild ist schon etwas klarer. Zehn Stürmer stehen für die kommende Saison unter Vertrag. Dennoch stehen drei wichtige Personalentscheidungen noch an. Mit Carl Klingberg (31), Lino Martschini (29) und Yannick Zehnder (24) besitzen gleich drei Publikumslieblinge einen auslaufenden Vertrag.
Wie bei Djoos und Hansson wird Kläy auch bei Klingberg zuwarten. Mit Blick auf die statistischen Zahlen verläuft die Saison für Klingberg bislang enttäuschend, nur zwei Skorerpunkte und in der Plus-Minus-Statistik hat er mit Minus fünf den schlechtesten Wert aller Spieler. Allerdings darf man einen Spieler wie ihn nicht nur an den Skorerpunkten bemessen. Klingberg spielt im Powerplay eine wichtige Rolle und geht mit seiner aufopfernden, physischen Spielweise dem Gegner unter die Haut. Eine Eigenschaft, die sehr wichtig ist und spätestens in den Playoffs sehr wertvoll ist. Dazu kommt der Fakt, dass es weniger Spieler im Kader gibt, die diese Kunst so perfekt beherrschen wie die Nummer 48. Ein Faktor wird auch sein, ob Klingberg überhaupt in Zug bleiben will. Eine Rückkehr nach Göteborg zu seinem Heimatklub Frölunda Göteborg war in den letzten Jahren immer wieder ein Thema.

Lino Martschini hat seinerseits nach über einem halben Jahr Verletzungspause und insgesamt zwei schwierigen Jahren sehr starke Argumente für einen neuen Vertrag geliefert: neun Skorerpunkte in acht Meisterschaftsspielen sowie acht Punkte in fünf Spielen in der Champions Hockey League! Der dienstälteste EVZ-Spieler würde gerne bei seinem Herzensverein bleiben: «Dass ich mich hier wohlfühle und mich auch in Zukunft beim EVZ sehe, ist kein Geheimnis. Ich weiss aber auch, dass nichts garantiert ist und ich meine Leistung bringen muss» (Quelle: Kurzinterview im EVZ-Newsletter 09/2022). Aus Sicht des Vereins und der Fans bleibt zu hoffen, dass sich die beiden Parteien einigen können. Ein Abgang des Publikumslieblings wäre nicht nur sportlich ein herber Verlust, sondern auch weil man nach Raphael Diaz 2021 eine weitere Identifikationsfigur verlieren würde. Sportlich wäre ein Martschini-Abgang kaum zu kompensieren.

Yannick Zehnder macht seinerseits bislang da weiter, wo er in der letzten Saison aufgehört hat. Vier Skorerpunkte aus den ersten acht Spielen sind ein guter Wert und hätte Zehnder etwas mehr Glück im Abschluss, wären es noch viel mehr Skorerpunkte. Wie Martschini hat auch Zehnder gute Chancen auf einen neuen Vertrag, natürlich unter der Voraussetzung, dass man sich am Verhandlungstisch einig wird. Luca De Nisco besitzt ebenfalls noch kein Arbeitspapier für die kommende Saison. De Nisco ist als 13. Stürmer derzeit fester Bestandteil des Zuger Line-Ups und macht seine Sache ordentlich. Gelingt es ihm, den nächsten Schritt zu gehen, ist eine Vertragsverlängerung realistisch. Schwierig einzuschätzen ist die Situation bei Daniel Neumann. Der deutsche Center besitzt seit dieser Saison einen Schweizer Spiellizenz und hat deshalb bessere Chancen auf Einsätze. In der laufenden Saison war er bislang als 13. Stürmer zwar bei zwei Spielen im Line-Up, erhielt aber kaum Eiszeit und befindet sich einer ähnlichen Situation wie Rémi Vogel. Beide Spieler werden sich über starke Leistungen in der eigenen U20 aufdrängen müssen.

Man darf gespannt sein, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickelt. Die Fans dürfen davon ausgehen, dass die meisten dieser elf Spieler einen neuen Kontrakt erhalten werden. Bislang ist ein Abgang lediglich bei Samuel Kreis ein Thema. Bei Christian Djoos und Niklas Hansson könnten finanzielle Aspekte über einen Verbleib entscheiden, bei Klingberg werden der weitere Saisonverlauf sowie seine persönliche Entscheidung (Rückkehr nach Schweden?) eine Rolle spielen. Bei Dominik Schlumpf, Yannick Zehnder und Lino Martschini ist ein Abgang nach aktuellem Stand nur ein Thema, sollten die Verhandlungen um einen neuen Vertrag scheitern.