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Warum der Wechsel nach New Jersey für P.K. Subban und die jüngeren Teamleader wie Nico Hischier eine neue Chance bedeutet. Er könnte die ganze „Teamchemie“ verändern. Hoffentlich im positiven Sinne.

P.K. Subban in New Jersey: Eigentlich würde der Exzentriker – gemessen an seinem Vermarktungspotenzial und des Verhaltensmusters - eher nach Manhattan in den Madison Square Garden zu den Blueshirts passen. Dennoch könnten die Devils für den Ontarier die ideale Destination für eine Neulancierung der Karriere bedeuten. Und der Big Apple ist ja auch nur einen Katzensprung entfernt.

Einmal mehr ist P.K. Subban – nach dem Mega-Trade mit Shea Weber 2016 - in einen so genannten „major trade“ involviert, nachdem er zuvor sieben Jahre in Montreal zum „Kaderinventar“ gehörte. Dass er die aktuell in der Kaderbildung so aktiven New Jersey Devils sehr gut ergänzt und spielerisch wie auch in der Spielphilosophie in der seit zwei Jahren einem positiven Paradigmenwechsel unterworfenen Mannschaft passt, steht ausser Zweifel. Nur stellt sich aber auch die Frage: Passt er auch gut in die Devils-Community? Ist er als Persönlichkeit gut für die Team-Chemie?

Positiv für die Teamchemie oder ein potentieller Störfaktor?

In Montreal war sein Einfluss überproportional gross. Er vereinnahmte geradezu die Kabine und konzentrierte einen Grossteil der Aufmerksamkeit auf sich. In Nashville hatte er aus seinen Erfahrungen gelernt, war nach wie vor der auffällige Stimmungsmacher – was von ihm im hiesigen Markt auch erwartet wurde. In New Jersey wird Pernell Karl Subban wiederum einer derjenigen sein, der die grosse Aufmerksamkeit geniessen wird. Auch mit einem Taylor Hall oder einem Wayne Simmonds an der Seite. Die jüngeren Leistungsträger wie Nico Hischier, Jack Hughes, Jesper Bratt & Co. werden darob nicht unglücklich sein. So werden sie sich voll und ganz auf die spielerische Entwicklung konzentrieren können.

Liebling der Fans – grosse Bindung zur Community

Will man über den Wert von P.K. Subban als Mitglied eines Teams debattieren, reicht es nicht, seine spielerischen und läuferischen Fähigkeiten zu unterstreichen. P.K. Subban ist eine „Marke“, eine Persönlichkeit mit deren Verhaltensmuster man umgehen können muss. P.K. Subban hatte sich schon zu seiner Zeit in Montreal eine breite Fan-Community aufgebaut und war natürlich in seiner speziellen Art als „flashy and entertaining guy“ bei den Fans enorm beliebt. Unvergessen in der frankokanadischen Metropole sind seine 10 Millionen Spende an ein Kinderspital in Montreal, seine Auftritte im TV und an Live-Comedy-Shows, die Zelebrierung seiner eigenen Marke und seiner Kleiderkollektion und die vielen Engagements in der Community. Es ging ihm jedoch nicht immer nur um gute Publicity: Mit der Spende ans Kinderspital wollte er einen Teil des in ihn gesetzten Vertrauens an den Verein und die Stadt zurückzahlen. Die Vorhalle des Kinderspitals trägt nun den Namen «Atrium P.K. Subban».

Seine spielerischen Qualitäten waren ebenso aussergewöhnlich wie auch seine diversen taktischen Schwächen, die einher gingen mit seiner ausgesprochen offensiven Spielweise. In Nashville kam seine Art ebenso gut an. Die Stadt und die Fans passten zu ihm und er passte zu ihnen. Nur musste man eben aufgrund der anstehenden Neuverhandlungen wichtiger Verträge (Salary Cap Probleme kündigten sich an) und eines Entscheides über die künftige strategische Ausrichtung P.K. Subban ziehen lassen und fand einen glücklichen Abnehmer.

Kaderbildung Devils: P.K. Ist der „Missing Link“

Mit einem nunmehr noch jüngeren Kader und einer durch die letzten drei Drafts nochmaligen Aufwertung im spielerischen Bereich sind die New Jersey Devils mittelfristig gut aufgestellt. P.K. Subban wird seine in der letzten Saison durch Verletzungen und fehlende Formkonstanz ins Stocken geratene Karriere neu lancieren. In der Defensivabteilung ist man nun bei jedem Duo mit einem in den Überzahlspielen sehr effizienten Blueliner bestückt (Subban, Butcher, Severson) und neben Subban agiert künftig der erfahrene und abgeklärte, taktisch solide Sami Vatanen: Eine ideale Kombination, zumindest auf dem taktischen Reissbrett.

Und wie bereits erwähnt: Auch als Persönlichkeit wird Subban viel zur Teamchemie beitragen können. Der Exzentriker ist zwar manchmal für einige Mitspieler und für den Club „anstrengend“, aber man schätzt ihn dennoch als Stimmungsmacher, als Leaderfigur und vor allem als gutmütiger und empathischer Mensch. Er könnte seine Exzentrik auch allenfalls nun etwas beilegen (aber bitte nicht ganz, was nicht passieren wird...), indem er für die jungen Spieler ein Vorbild sein kann.

Der wohl am besten vermarktete NHL-Spieler

In New Jersey wird ihm jedoch eines nicht mehr so gut gelingen wie einst in Montreal und zuletzt in Nashville: Die Eigenvermarktung im regionalen Marktumfeld und in der unmittelbaren Community New Jerseys. Da war er bisher unschlagbar gut und keiner in der NHL konnte ihm das Wasser reichen. Aber New York City ist nicht weit und viele Eishockeyfans aus dem nahen Big Apple werden vielleicht auch wegen Subban zu „Teufeln“. P.K. hat beispielsweise in Montreal noch heute eine grosse Fangemeinschaft. Subban betreibt erfolgreich auch eigene Marken und wird gerne als Entertainer für TV Shows und Bühnenauftritte gebucht. Für den 30-jährigen Offensivverteidiger und Lebenspartner von Lindsey Vonn ist New Jersey ebenso ein kleiner Stilbruch, der ihm aber aus sportlicher Sicht zum Vorteil gereichen könnte: Hier hat er eine neue Aufgabe, die ziemlich genau definiert ist und bei welcher er nunmehr vor allem als Spielerpersönlichkeit abliefern muss.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch beim Slapshot sowie beim Top Hockey und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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