Entertainer oder Reizfigur?

Wenn es in der NHL um so genannte Enforcer geht, macht sich heute eine gewisse Ambivalenz breit. Einerseits sind es Spielertypen, die etwas aus der Zeit gefallen sind und nicht mehr so wirklich in den NHL-Mainstream passen. Andererseits sind und bleiben sie Publikumslieblinge und geniessen Respekt innerhalb der eigenen Mannschaft. Was aber allen wichtig ist – egal ob man die Enforcer und ihre Faustkämpfe mag oder nicht: Es soll ein gewisser, ungeschriebener Ehrenkodex eingehalten werden. Und hier scheiden sich bei Matt Rempe die Geister, der nun eine Strafe von vier Spielen absetzen musste. Es sind aber nicht die Strafen oder seine impulsiven Aktionen oder die zuweilen gesuchten Konfrontationen mit anderen Enforcern, die ihn aktuell selbst bei Gleichgesinnten so unbeliebt machen. Es sind vielmehr die unfairen Attacken, welche die Gegner für mehrere Spiele ausser Gefecht setzen und seine jeweiligen süffisanten und provokanten Reaktionen auf den Unmut der Mitspieler der Betroffenen. Rempe nimmt willentlich in Kauf, seine Gegner zu verletzen. Das war bei den beiden Derbyspielen gegen die New Jersey Devils bei Nathan Bastian und Jonas Siegenthaler der Fall.

Einstand mit Prügelei

Bereits sein NHL-Einstand hatte Zunder: Matt Rempe stand in seinem ersten NHL-Spiel zum allerersten Mal auf dem Eis und hatte noch keine Sekunde gespielt, da prügelte er sich vor über 70'000 Fans beim Outdoor-Spiel im MetLife Stadium mit Matt Martin.

Nicht nur die Rangers-Anhänger, auch viele andere NHL-Fans waren sofort begeistert vom 21-jährigen Rookie. Dass er auch noch ein talentierter Spieler ist, macht ihn zu einer besonderen Attraktion. Es folgten dann noch Kämpfe gegen Nicolas Deslauriers (Flyers) und Ryan Reaves (Maple Leafs), die gewissermassen Unentschieden endeten, sowie gegen Mathieu Olivier (Jackets). Letzterer hatte ihn so richtig verdroschen. Bleibt jetzt die Frage: Hat Matt Rempe in der NHL eine Zukunft? Einige meinen, ja. Aber nur, wenn er seine jugendliche Arroganz ablegt und seine Attitüde ändert. Der Tenor bei gestandenen NHL-Spielern ist: „Lange hält er das nicht durch. Er ist noch jung und muss noch viel lernen...“.

Der Ehrenkodex: Kein „Taunting“ und Respekt geht vor

Als Gegenentwurf unter der neuen Enforcer-Generation hat sich ein gewisser Arber Xhekaj etabliert und macht Karriere in der NHL. Und das ausgerechnet in Montréal. Xhekaj ist einer der wenigen Kosovo-Albaner im Profi-Eishockey. In der Schweiz kennt man Alban Rexha. In der NHL ist Tie Domi eine Legende unter den Tough Guys der NHL-Historie (als „Albanian Assasin" erlangte er Goon-Kultstatus) und sein Sohn Max Domi – ehemaliger Junioren-Weltmeister mit Kanada - durchlebt ebenfalls eine ganz passable NHL-Karriere. Die Fans lieben ihren Rookie-Verteidiger, weil er nicht nur robust und furchtlos spielt, als starker Zweikämpfer seine Teamkollegen verteidigt und eine ehrliche Arbeitsethik hat. Ausserdem respektiert er auch den Enforcer-Ehrenkodex. Xhekai ist zudem spielerisch auf der Höhe und ein unterhaltsamer Zeitgenosse im Umgang mit den in Montreal allgegenwärtigen Medien. Seine Persönlichkeit macht ihn liebenswert und das ist in der Metropole der "Belle Province" (Übername für die Provinz Québec) ein wichtiger Aspekt. Einige vergleichen ihn bezüglich seines Verhaltensmusters schon mit dem in Montreal noch immer sehr beliebten und ehemaligen Publikumsliebling P.K. Subban.

Publikumsliebling in Montreal – und bald auch in der Schweiz?

Arber Xhekaj ist eine der sympathischsten Randgeschichten. Besonders auch, weil er trotz seiner erlangten Popularität nicht abhebt, bescheiden bleibt und dankbar ist für jeden Moment, den er in der NHL verbringen darf. Das ist nicht selbstverständlich in einem Montrealer Umfeld, wo jeder Eishockeyspieler, der das legendäre Jersey überstreift, zu einem kleinen Helden der Fans avanciert. Und wer weiss, vielleicht wird er zu einer ähnlichen Kultfigur wie einst Tie Domi und begeistert auch die Schweizer Community der Kosovo-Albaner für den Eishockeysport. Mehr Details zu Arber Xhekaj und seiner Geschichte: