Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

Gross war Enttäuschung, als die Pre-Playoffs definitiv verpasst worden sind. Dass dies mit einem nominell eher besseren Kader geschehen ist, macht es besonders ernüchternd, zeigt aber auch, dass die anderen Teams ebenfalls aufgerüstet haben. Dazu sieht man wie nah Erfolg und Misserfolg liegen. Hätte Ambrì die Top-10 erreicht, würde man zweifellos ganz anders reden.

Manchmal scheint der Glaube an die eigene Stärke gefehlt zu haben und man war ausgelaugt. Dass kein Ambrì-Schweizer an der WM dabei war und die Eisgenossen ab dem zweiten Donnerstag nicht mehr im Turnier waren, führt dazu, dass die Saison 2022/23 nicht in unserer besten Erinnerung bleiben wird.

Ein paar Wochen später war die sportliche Enttäuschung überwunden, aber der nächste Schock kam sogleich. Die Kosten der (Saison-)Karten haben einen weiteren markanten Aufschlag erfahren. Mit dabei die kräftig gestiegenen Preise auf den Stehplätzen, die das ach so gute Image weiter bröckeln lassen. Es macht fast den Anschein, dass der Club die falsche Kalkulation und Fehlplanung in vor allem der Gastronomie auf dem Rücken der Besucher abwälzen will. Sie rechtfertigen es mit den zusätzlichen Parkkosten und natürlich den gestiegenen Energiepreisen. Viele, viele andere Clubs aus der National League machen es mit gleich gebliebenen Preisen vor, dass es auch anders geht. Clubs, die eine Erhöhung vornehmen, haben das schon länger angekündigt. In der Swiss League gibt es den EHC Winterthur, der die Preise gar senkt. Wenn sie eines sicher (auch) nicht haben, ist es ein üppig gefülltes Bankkonto. Die Eintrittspreise, von der Gastronomie brauchen wir gar nicht zu reden, sind am oberen Ende der National League. Eventuell geht das diese Saison gut, es ist für den Club sehr zu hoffen, aber das Angebot muss mit den steigenden Preisen schritthalten. Geschieht das nicht, wird die Nachfrage irgendwann einbrechen. Erstrecht, wenn man die Zitrone weiter auspresst. Da können die Sympathien und die Liebe zu diesem Club noch so gross sein. Irgendwann ist ein Limit erreicht.

In diese Rechnung ist die sportliche Leistung einzukalkulieren. Wenn ein Club weiss wie man durch Krisen und tiefe Täler geht, dann ist es Ambrì. Läuft es auf dem Eis aber nicht nach Wunsch, kann die Organisation daneben noch so gut sein und kommen Preiserhöhungen, die nur halbwegs begründet werden, wird es sehr kritisch. Das soll nicht heissen, dass Paolo Duca mit dem beschränkten Budget keinen guten Job macht, überhaupt nicht, aber es reicht meist einfach nicht ganz. Am 16. Juni hat der HCAP verkündet, dass bisher über 3’000 Saisonkarten erneuert wurden und die Frist für bisherige Abonnenten bis zum 5. Juli verlängert wird. Nicht gerade das beste Zeichen, finde ich. Letztes Jahr waren es Mitte Juli 4’000 und anfangs Saison 5’000 verkaufte Saisonkarten. In der Medienmitteilung verspricht der Club, dass eine Preiserhöhung „nicht so schnell wieder geschehen wird“. Dann hoffen wir, dass es auch so ist.

Hat man diese Kröten bis hierhin geschluckt, kann man sich auf die neue Saison freuen. Diese beginnt am Freitag, 15. September mit dem Heimspiel gegen die Rapperswil-Jona Lakers. Also gegen den Gegner, der vergangene Saison ganz zum Ende gegenübergestanden ist und uns nicht das beste Gefühl hinterliess. Zuletzt hatte Ambrì 2019 in der ersten Runde ein Spiel in der Leventina. Es folgen 51 Spiele in weniger als einem halben Jahr, das mit dem Auswärtsspiel in Kloten endet. Dann werden wir sehen, ob und wo es weitergehen wird.

Forza Ambrì per sempre!

Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

Blog mit aktuellen Themen und Hintergrundinformationen rund um das Phänomen HC Ambrì-Piotta - Ein Bergdorf spielt mit den Grossstadt-Vereinen mit.