Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

Die Saison 2023/24 ist für die Leventiner nach dem verlorenen Play-In-Duell gegen den EHC Biel zu Ende gegangen. Ein kurzer Rückblick auf eine Saison, welche ein bessere Ende verdient gehabt hätte.

Verteidiger Tobias Fohrler hat es im Interview mit der Gazzetta dell’Ambrì nach seinem letzten Spiel für Ambrì gesagt und damit ausgesprochen, wie es Spieler und Fans sehen. «Es wird noch einige Tage dauern bis dieses Aus verdaut ist.» Minuten zuvor hat er bei der Verabschiedung auf dem Eis das Logo geküsst und sich damit endgültig in den Herzen der Tifosi verewigt. Gekommen ist er aus Zug, der nicht so zum Zug gekommen ist, wie er es verdient gehabt hätte. Nach fünf Jahren geht er als gestandener Verteidiger in die DEL. Nicht auszuschliessen, dass er Mitte Mai in Prag auf dem Eis stehen wird.

Die 79 Punkte aus der Regular Season sind absolut der beste Wert Ambrìs in den letzten 20 Saisons. Nach Punkten pro Spiel waren nur die Playoff-Saisons 2014 und 2019 besser. Genau darum schmerzt es enorm, dass man sich für eine über weite Strecken sehr gute Saison nicht belohnen konnte. Niemand wird je wissen, wie dieses Team gegen die Lions oder Fribourg ausgesehen hätte, aber Ambrì hat schon so oft gezeigt, dass sie mit der Rolle des Underdogs gut zurechtkommen. Daran anschliessend kommt die Modusfrage und das Argument, dass man regulär in den Playoffs gewesen wäre. Erstens ist es so wie es ist. Die Vertreter haben den Modus so verabschiedet. Zweitens ist es in einer 14er-Liga eine grosse Herausforderung, einen guten Modus zu machen, um auch den finanziellen Aspekt im Auge zu behalten. Ohne geht es in der heutigen Zeit nicht mehr.

So bleibt am Ende lapidar zu sagen, dass man bei zwei Chancen die Qualifikation nicht verdient hat. Auch wenn es enorm bitter ist, bleibt die Gewissheit, dass man enorm nah dran war. Der nüchterne Statistiker wirft nun ein, dass vier Tore aus drei Spielen zu wenig sind. Das ist völlig korrekt, aber mehrere Szenen dieser Play-Ins haben gezeigt, dass Glück und Pech enorm nahe beieinander liegen. Kommt dazu, dass in den entscheidenden Momenten im Sport so viel mental entschieden wird. Ein taktischer Fehler da, ein Millimeter zu weit rechts dort und das ganze Spiel sieht anders aus oder läuft ebenso wie es gelaufen ist.

Neben dem Sportlichen schmerzen gerade auch dieses Jahr die Spieler, die (vorübergehend) nicht mehr das Trikot des HCAP tragen werden. Neben dem angesprochenen Fohrler ist es unter anderem Johnny, Benji Conz und Valentin Hofer. Ihnen kann man natürlich nicht verübeln, dass sie was Neues sehen wollen, zurück an den Ursprung wollen oder eine neue Chance suchen. Dazu werden nächstes Jahr die ausländischen Stürmer Michael Spacek und Laurent Dauphin bei anderen Clubs spielen. Welche Gründe bei ihnen dazu geführt haben, dass die Verträge nicht verlängert wurden, ist unklar. Es kursieren Gerüchte und Mutmassungen, die der Club aber nicht kommentiert und sich in Schweigen hüllt. So oder so einfach mal: Grazie per tutti!

Wenn man durch Ambri aber zwei Dinge lernt ist es, dass es immer weitergeht - irgendwie – und dass Spieler kommen und gehen, aber der Club bleibt. Forza AMBRÌ.

Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

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