Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

Fünf der abschliessenden sechs Spiele der Regular Season hat Ambrì gewonnen und so den Rückstand auf Lausanne auf Rang 10 massiv verkleinern können. Mit einer Niederlagenserie über den Jahreswechsel hat die junge Mannschaft den Strich, und die zwei Teams dahinter, aus den Augen verloren. Nun ist Lausanne wieder in Sichtweite. Kommt es doch noch zum frühen Saisonende?

Von Fabiano Wey

{sitelinkxoff}Es war ein Start in eine ungewisse Saison. Neuer Trainer, neuer Sportchef und junges Team weckte Neugierde, aber eben auch Ungewissheit. Der Saisonstart war dann auch gelinde gesagt ernüchternd. Dann aber fing sich die Mannschaft und hielt den Anschluss an den ominösen Strich. Immer wieder boten die Leventiner Spektakel und machten sich so viele neue Fans in der Hockeyschweiz. Aufgeben kam nie in Frage, was das 7:5 gegen Davos nach einem 0:3 nach neun Minuten beispielhaft illustriert. Wenn das Januarloch nicht gewesen wäre, wäre das Team bereits dieses Jahr dick im Playoff-Rennen gewesen. Ich weiss: Das Wörtchen «wäre» sollte im Sport nicht verwendet werden. Dass es mit den Playoffs nächste Saison klappt, dafür stellt Sportchef Duca jedoch bereits die Weichen. Soeben hat Topskorer D’Agostini um ein Jahr verlängert und Dominik Kubalik besitzt einen weiterlaufenden Vertrag. Der Tscheche hatte vor der Saison einen Dreijahresvertrag unterschrieben und eigentlich wäre geplant gewesen, dass er diese Saison nach Pilsen ausgeliehen wird. Aber im November ist er bereits dank zusätzlichem Budget nach Ambrì gekommen, wo er voll eingeschlagen hat. Mit 27 Punkten in 25 Spielen ist er nach bestrittenen Partien gewichtet der beste Skorer des Teams. Neben ihm ist sicher auch der Österreicher mit Schweizer Lizenz Dominic Zwerger die Entdeckung des Jahres.

Zwerger bekommt nun Verstärkung aus dem eigenen Land. Fabio Hofer kommt nach Ambrì. Der Flügelstürmer ist ebenfalls im Besitz einer Schweizer Lizenz und belastet somit das Ausländerkontingent nicht. Hofer ist angeblich bekannt für seine feinen Hände. In 54 Spielen hat er bei Linz 55 Punkte erzielt. Nach 13 Jahren zurück zum HCAP kommt Goalie Daniel Manzato. Er war zuletzt in Lugano tätig und unterschieb nun einen Einjahresvertrag mit Option in der Leventina. Hinter Benjamin Conz wird er mehrheitlich die Rolle des Back-Up einnehmen. Ich will nicht sagen, dass die Goalieposition die Schwachstelle im Kader ist. Aber gerade ein Conz ist seinen Vorschusslorbeeren aus der Juniorenzeit nicht im erwartetem Masse gerecht geworden. Nicht in Fribourg und auch nicht vollumfänglich bisher in Ambrì. Der Goaliemarkt in der Schweiz ist momentan ziemlich ausgetrocknet. Das Duo Conz/Manzato hat einen Vertrag für 1 Jahr, womit der Klub sich die Option offen lässt, zu zuschlagen, wenn sich etwas ergibt.

Und dann ist da noch der "Rumour" von der Rückkehr von Inti Pestoni. Die Stimmen werden immer lauter, dass der ZSC den Publikumsliebling in der Valascia in seinem letzten Vertragsjahr nach Ambrì abschiebt oder ihn gar ganz aus dem Vertrag lässt. Zusammen mit dem verpflichteten Fabio Hofer ist bereits von einer enorm gefährlichen Flügelzange die Rede (Klaus Zaugg). Aber trotz allen Arbeiten und Optimismus auf die kommende Saison, muss der jetzige Kader zuerst die Klasse halten. Die Hoffnung auf ein frühes Saisonende ist plötzlich wieder da.

Erlaubt es mir nun, ein (naives) Wunschszenario zu zeichnen, wie Ambrì noch auf Rang 10 kommt:

Klar ist, dass es gegen Lausanne geht, soll der 10. Platz noch erobert werden. Die SCL Tigers sind mit 10 Punkten Vorsprung nicht (rechnerisch natürlich schon) mehr einholbar. Lausanne liegt nach 50 Spielen sechs Punkte und 11 Tore vor dem HCAP. Bei Punktgleichheit entscheiden die Direktbegegnungen, wo Lausanne 3:1 führt. Ambrì kann maximal noch auf 3:3 kommen, weshalb dann die Tordifferenz aus allen 56 Spielen zum Tragen kommen würde. Im Moment ist Lausanne da 11 Tore vorne, aber dies kann sehr schnell anders aussehen. Sollte der undenkbare Fall eintreten, dass auch diese gleich ist, zählen die geschossenen Tore, wo es 145:135 für Lausanne steht. Die Platzierungsrunde beginnt für Ambrì zu Hause gegen Kloten. Dieses Spiel gewinnen die Biancoblu, weil sie in diesem Jahr die Flughafenstädter in allen vier bisherigen Duellen schon besiegt haben. Der Angst- hat sich zum Lieblingsgegner gewandelt. Derweil holen die SCL Tigers zu Hause gegen Lausanne drei Punkte. Sie wollen sich nach zuletzt bescheidenen Leistungen mit den eigenen Fans versöhnen und so schnell wie möglich den Klassenerhalt sicherstellen.

Mit nur noch drei Punkten Rückstand geht es für den HCAP nach Lausanne. Es wird ein enges Spiel. Beiden Mannschaften ist die Nervosität bis unters Hallendach anzumerken. Es kommt zum Showdown im Penaltyschiessen, wo Ambrì seinen ehemaligen Schlussmann Sandro Zurkirchen zweimal bezwingen kann und nach vier Schützen den Zusatzpunkt sichert. Derweil holt Langnau in Kloten das Punktemaximum und baut den Vorsprung auf Ambri auf 11 Punkte aus.. Ambri hat sich zum Overtime-Könner gemausert (stimmt, sie haben die letzten vier OTs der Regular Season gewonnen) und holen auch in Langnau den Zusatzpunkt nach dem Game-Winner von Dominik Kubalik von halbrechts in der 63. Minute. Damit steht nun der Ligaerhalt der Tigers fest. Lausanne holt zwar gegen Kloten einen Punkt, muss sich aber nach einer genialen Kombination der abwandernden Hollenstein und Praplan wieder in der Verlängerung geschlagen geben. Damit haben sie nun noch einen Punkt Vorsprung auf den 11. Platz. Die Ausgangslage haben sie übers Wochenende nicht verdauen können und geraten gegen sich langsam in Spiellaune bringende Klotener unter die Räder. Derweil gab es in Langnau nach dem geschafften Ligaerhalt eine Freinacht, weshalb die Spieler in der Valascia keinen Fuss vor den anderen bringen. Somit zieht Ambri erstmals an Lausanne vorbei.

Am Donnerstag, 22. März kommt es in eben der Valascia zum Showdown. Die Weiss-Blauen bringen zu Beginn kaum etwas zu Stande. Mit dem nicht für möglich gehaltenen Ziel vor Augen scheinen sie sich zu verkrampfen, gehen aber dank Conz mit nur einem Tor Rückstand in die Pause. Trainer Cereda scheint seine Truppe in der Pause aufgeweckt zu haben, aber es bleibt ein zähes Ringen. Es geht, wie könnte es auch anders sein, wieder ins Penaltyschiessen. Dort behält Matt D`Agostini kühlen Kopf und versenkt den entscheidenden Penalty durch die Beine von Zurkirchen.

Vor dem letzten Spiel führt nun Ambri drei Punkte vor Lausanne. Das heisst Lausanne muss auf einen Nuller von Ambri in Kloten hoffen und gleichzeitig gegen Langnau nach 60 Minuten gewinnen. Die Direktbegegnung würde zu Gunsten der Waadtländer sprechen. Langnau will die Saison mit Anstand zu Ende bringen und leistet mehr Gegenwehr als erwartet. Mit einem 1:1 geht es in die Overtime, wo Ligatopskorer Jeffrey zwar den Sieg holt, was aber nichts bringt. Zwischen Kloten und Ambri ist Tag der offenen Tore. Kloten will Kraft sparen und keine Verletzten riskieren und Ambri scheint mit einem Auge nach Langnau zu schauen. Mit 6:6 geht es in die Verlängerung, in der Ex-Ambri-Spieler Daniele Grassi zum bedeutungslosen Sieg trifft. Wenn eine Niederlage Ambrì nicht weh tut, dann diese. Es ist wie ein Sieg, das schier Undenkbare doch noch geschafft zu haben.

Das Ambrì-Fieber und seine Nebenwirkungen

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