Bull-etin Zug

Nach den ersten vier Wochenenden der Meisterschaft ist es Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Mit 19 Punkten aus neun Partien auf dem zweiten Rang platziert, kann der EV Zug auf einen gelungenen Start zurückblicken. Doch wer die Zahlen etwas genauer anschaut, entdeckt noch gehöriges Potential zur Leistungssteigerung.

Von Yannick Ringger (Bild: PHOTOPRESS/Jean-Christophe Bott)

{sitelinkxoff} Bereits die einfältigsten Teamstatistiken zeigen, dass die Zuger bisher keinen dominanten Eindruck hinterlassen haben. Sowohl bei der Anzahl erzielter wie auch erhaltener Gegentreffer rangieren die Kolinstädter an fünfter Stelle. Die Bilanz bei numerischem Gleichstand ist sogar negativ. Deshalb wird sich niemand vom zweiten Tabellenplatz blenden lassen, zumal der Vorsprung auf das siebtplatzierte Davos bloss drei Punkte beträgt. Dass die Zuger dennoch von einem gelungenen Auftakt sprechen dürfen, hängt aber nicht nur mit der Punktezahl zusammen. Vor allem ist es nämlich die Tatsache, dass sie diese Punkte trotz vieler Verletzungen sammeln konnten und die Formkurve in den letzten Partien – trotz der unnötigen Niederlage gegen den SC Bern am Samstag – nach oben gezeigt hat. Im Folgenden betrachten wir fünf auffallende Punkte der bisherigen Zuger Leistungen etwas genauer.

Negative Bilanz bei numerischem Gleichstand

Der EVZ konnte bei 5 gegen 5 bisher noch zu selten dominieren. Die Zahlen belegen dies bis zu einem gewissen Grad. 17 erzielten stehen 18 erhaltene Treffer gegenüber. Dies entspringt keinem Zufall, sondern entspricht einer gewissen Logik. So erhalten sie tendenziell mehr Schüsse (31.11 pro Partie), als sie produzieren (28.00). Dies hängt auch damit zusammen, dass sie wesentlich mehr in Unter- als in Überzahl spielen. Deshalb sind die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen (Stichwort Corsi). Dies gerade, weil die Saison noch zu jung ist, um allgemeine Trends feststellen zu können. Helfen wird den Zugern, dass in den letzten Partien mit Suri, McIntyre und Diem verletzte Stammspieler zurückgekehrt sind, die das Team besser machen werden. Klar ist jedenfalls: Der EVZ muss sich im Spiel bei numerischem Gleichstand steigern.

Starke Special Teams

Die bescheidene Ausbeute im Spiel bei numerischem Gleichstand fällt bisher deswegen nicht allzu stark ins Gewicht, weil die Kolinstädter über ausgezeichnete Special Teams verfügen. Obwohl sie am Samstag gegen den SCB drei Treffer im Boxplay erhalten haben, belegen sie in dieser Statistik hinter Gottéron mit vier Gegentreffern und einer Erfolgsquote von 91.49 Prozent den zweiten Platz. Ebenfalls an zweiter Stelle rangieren sie in der Powerplay-Statistik mit einer Ausbeute von 26.32 Prozent – hinter dem SCB. Freilich besteht auch in den Paradedisziplinen Steigerungspotenzial. Die Zuger haben bisher nach Biel am meisten Strafen genommen und finden sich am häufigsten in Boxplay-Situationen wieder. Gleichzeitig provozieren sie weniger Strafen und haben am viertwenigsten Powerplay-Gelegenheiten pro Spiel. Das starke Powerplay überrascht umso mehr, als die Formation um Diaz und Martschini bisher noch nicht wie gewohnt auf Touren gekommen ist. Dafür glänzt die andere Einheit um Roe, der mit seinen vier Powerplay-Treffern die Liga anführt, Stålberg, Lammer, Kast, der bereits fünf Assists in Überzahl aufweist, und Grossmann, der mit seinen vier Toren – davon zwei im Powerplay – noch ein Tor von seiner persönlichen Bestmarke entfernt ist.

Überzeugende Ausländer

Fast die Hälfte der 29 Zuger Treffer wurde vom Ausländerquartett erzielt. Besonders die beiden Neuzugänge Roe und Stålberg konnten nicht nur im Powerplay, sondern auch bei ausgeglichenem Spielerbestand überzeugen. Gemeinsam mit Lammer bilden sie die gefährlichste Linie der Zuger, die mit ihrem Tempo, aggressivem Forechecking und Wucht ihre Gegner regelmässig zu Fehlern zwingt und diese dann kaltblütig ausnutzt. Führt Roe die NLA-Torschützenliste im Powerplay an, trifft dies auf Stålberg bei 5 gegen 5 zu. Der Schwede schiesst Liga weit am häufigsten auf das gegnerische Tor, weshalb seine Produktivität wahrscheinlich auch anhalten wird.

Positiv anzumerken ist ausserdem, dass McIntyre nach seiner Verletzungspause diese Woche überzeugend zurückgekehrt ist und das Duo Roe/Stålberg offensiv etwas entlasten kann. Klingberg seinerseits beweist weiterhin, dass er mit seinen Qualitäten eine Bereicherung für den EVZ darstellt.

Nur eine Linie produziert verlässlich

Bisher konnten sich die Zuger auf ihr Powerplay und die Linie um Lammer-Roe-Stålberg verlassen. Mittelfristig brauchen sie mehr Produktion von den anderen drei Linien. Die Rückkehr von McIntyre und Suri hat letzte Woche bereits für etwas mehr Balance gesorgt. Vielleicht findet an ihrer Seite auch Martschini seine Treffsicherheit wieder. Mit je zwei Toren und zwei Assists ist er bis dato weitgehend ohne Erfolg geblieben. Neben der Absenz seiner standesgemässen Linienpartner lässt sich dies mit Pech im Abschluss erklären. Fanden in den letzten drei Regular Seasons jeweils über 12 Prozent seiner Schüsse den Weg ins gegnerische Netz, so sind es diese Saison erst 7.41 Prozent. Die Wahrscheinlichkeiten sprechen also dafür, dass der Knoten bald platzen wird.

Mehr Sorgen bereitet die dritte Linie um Klingberg, Kast und Senteler, die offensiv noch zu wenig kreiert hat und zu viele Gegentreffer erhält. Die Linie gefällt zwar mit ihrer physischen Präsenz und dem Zug auf das gegnerische Tor, doch fehlt zuweilen das kreative Moment. Wenig sagen lässt sich zur vierten, vorwiegend aus Junioren zusammengestellten Linie. Arnold, Forrer, Kläy, Haberstich und Zehnder haben zu wenig Eiszeit erhalten, um sich wirklich präsentieren zu können. Die Rückkehr von Center Diem ändert daran wenig, wird aber dazu führen, dass die vierte Linie mehr Eiszeit bekommen und die anderen Linien entlasten wird.

Verteidigung im Lernprozess

Aufgrund des langen Ausfalls von Alatalo und der Sperre gegen Helbling konnte der EVZ defensiv noch nicht mit der Wunschformation antreten. Dies, die noch fehlende Abstimmung (auch mit den neu formierten Sturmreihen) und der Einbau der jungen Geisser, Stadler und Fohrler führten zu etwas mehr Fehlern als üblich in der eigenen Zone.

Umso wichtiger, dass sich die Zuger auf einen soliden Stephan verlassen können und Grossmann sowie Schlumpf mehr Verantwortung übernehmen. Daneben hilft die Präsenz eines Aushängeschilds wie Diaz, der nach einem verhaltenen Saisonstart besser in die Gänge kommt. Wie bei den Stürmern würde es auch in der Defensive der Entwicklung der Jungen nicht schaden, wenn sie etwas mehr Eiszeit erhielten – beispielsweise auf Kosten des limitierten und fehlerhaften Morant.

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