Dass Connor Bedard ein Jahrzehnt-Talent ist, zweifelt niemand an. Der Zeitpunkt, die Draft-Lotterie zu gewinnen und rund um diesen Spieler ein Rebuilding zu starten, war noch nie so günstig. Die Fachleute in der NHL sind sich jedoch einig, dass es für die Liga und deren Vermarktung förderlich wäre, wenn ein populäres NHL-Team mit grosser Fanbasis den Bedard-Handkuss bekommen würde. Zum Beispiel Chicago.
Chicago wäre für Bedard optimal
Eigentlich hätten es die Chicago Blackhawks verdient, Connor Bedard zu draften. Denn sie haben beim Draft 2022 viel Mut bewiesen und sich als Rebuilding-Team identifiziert. Man gab Kirby Dach nach Montréal in einem „Überkreuz-Deal“ mit den New York Islanders ab, indem zuerst Alexander Romanov (ein Wunschkandidat der New York Islanders) und der 98. Draftpick an die Isles im Austausch gegen den 13. Draftpick gingen. Die Habs tauschten dann diesen Pick und ihren 66. Draftpick mit Chicago gegen Dach. Die Blackhawks ihrerseits wollten nach Kevin Korchinski unbedingt auch Frank Nazar draften, was sie schliesslich mit dem 13. Draftpick auch taten. Des Weiteren wurden in dieser Saison konsequent Spieler entwickelt. Zudem hat man mit dem Transfer von Patrick Kane zu den New York Rangers endgültig eine neue Ära eingeläutet.
Die Blackhawks als eines der Top-6-Teams im Bereich der Popularität und des Vermarktungspotentials könnten so wieder eine neue Ära beginnen - wie einst 2005/06. Damals verpflichtete General Manager Dale Tallon mit Torwart Nikolai Khabibulin und All-Star-Verteidiger Adrian Aucoin zwei Spieler, die für mehr Stabilität in der Defensive sorgen sollten. Beim NHL-Entry-Draft 2006 wählte man an dritter Stelle Jonathan Toews und tätigte mit den Verpflichtungen von Martin Havlát, Michal Handzuš und Bryan Smolinski namhafte Transfers. Beim NHL-Entry-Draft 2007 wurde dann Patrick Kane gewählt, der zusammen mit Toews zukünftig das Gesicht der Mannschaft werden sollte. 2008 trieb man den Umbau der Mannschaft weiter voran und es wurden Torwart Cristobal Huet, Andrew Ladd und Brian Campbell verpflichtet. 2008/09 wurde zudem Cheftrainer Savard freigestellt und durch Joel Quenneville ersetzt. Man kam erstmals wieder weit in den Playoffs, bis in den Conference-Final gegen die Detroit Red Wings. Da wurde der Grundstein gelegt für die Stanley-Cup-Siege 2010, 2013 und 2015.
In Columbus spielt die NHL zwar eine Rolle, ist jedoch im Staat Ohio hinter dem College Football, der NFL, Major League Baseball und der NBA nur die fünftbeliebteste Sportliga. Immerhin haben die Blue Jackets in Columbus selbst eine grosse Fangemeinde, die sich jedoch auf diese Region in Ohio beschränkt. Und: Mit den Verpflichtungen von Patrick Laine und Johnny Gaudreau setzte man Zeichen. Dennoch zeigt sich bei einem NHL-Ranking bezüglich der Popularität, Zielgruppenpotenzial und Marktkapazitäten von NHL-Teams ein klares Bild: Die Blue Jackets sind auf Rang 28, während die Hawks auf dem ersten Rang thronen – noch vor den Toronto Maple Leafs, den Boston Bruins, Detroit Red Wings, Montréal Canadiens, New York Rangers sowie den Pittsburgh Penguins. Fazit: in der Vermarktung des neuen Superstars wäre Chicago ein idealer Standort.
Gleicher Effekt wie einst mit Matthews und McDavid?
2015 und 2016 kamen die Maple Leafs mit Auston Matthews und die Oilers mit Connor McDavid zum Handkuss – und das war sehr gut für die NHL-Vermarktung. Sollten die Columbus Blue Jackets oder Arizona Coyotes Connor Bedard draften, könnte man immerhin noch auf einen Boost - also einen immensen Popularitätsschub bezüglich NHL in diesen Märkten - hoffen. Was NHL-Commissioner Gary Bettman, der sich seit jeher die Entwicklung der NHL in neuen Märkten als eine der Prioritäten auf die Agenda schrieb, freuen würde. Bei einem künftigen Superstar mit dieser Ausstrahlung wie Connor Bedard hoffen jedoch fast alle Expertinnen und Experten auf die Chicago Blackhawks oder zumindest in der zweiten Priorität auf die in ihren Regionen nicht ganz unpopulären San Jose Sharks oder Anaheim Ducks.